Science Fiction aus Deutschland
Bartstoppeln und Haaren und klammerten sich an die Arme der fassungslosen Raumfahrer.
Müde, voll Ekel und das Alter plötzlich spürend, wandte sich Faro ab und ging langsam, sehr langsam, in sein Zimmer und verharrte vor dem Spiegel, in dem er nie sein wirkliches Antlitz erkannt hatte. Er war blind gewesen, blind, dumm und alt.
So stand er lange, sehr lange, und schaute sein Spiegelbild an, betrachtete das eingefallene, runzlige Gesicht mit den tiefliegenden Augen und dem schlohweißen, dünnen Haar darüber.
Dann, später, kamen zwei in helles Grün gekleidete junge Männer, stützten ihn unter den Armen und führten ihn, während unter hohlem Schluchzen einige Tränen über seine faltigen Wangen rannen, behutsam Schritt für Schritt in die große Leere.
Dabei sprachen sie sehr freundlich zu ihm.
Bernt Kling
L wie Liebe
01
Unsichtbare Glasfronten glitten beiseite, als wir bis auf wenige Meter näherkamen. Wir bewegten uns zögernd über den glänzenden Plastbelag und wandten uns einem der Identifizierungsrobots zu.
»Name?«
Was wir von dem Robot sehen konnten, waren nur der in die Wand eingelassene Lautsprechergrill und darüber ein Paar Erkennungslinsen. Die Instrumente waren so angeordnet, daß eine entfernte Ähnlichkeit mit einem menschlichen Gesicht nicht zu verkennen war.
Wir hielten unsere Erkennungsmarken vor die Linsen.
»Zweck Ihres Besuchs?«
»Standesamtliche Trauung.«
Ein Klicken, kaum hörbar, dann lag ein kleines Stück weißer Folie im Ausgabeschlitz. Ich griff hastig danach und überflog die eingeprägten Buchstaben:
STANDESAMT-DATENAUFNAHME A-K
etage u 17: lift 3: raum 17/3/101
Das kleine »u« nach »etage« stand für »Untergrund«, also schwebten wir mit dem Antigravlift 17 Etagen abwärts. Dort stand ein kleiner Elektrokarren bereit, der uns auf Zuruf zum Raum 17/3/101 beförderte.
Das lautlose Fahrzeug stoppte abrupt, gleichzeitig glitt die Tür vor uns beiseite. Ich ließ Andrea den Vortritt, trat aber dicht hinter ihr in den Raum. Das erste, was mir auffiel, war ein zierliches blondes Mädchen hinter einer schrägen Programmplatte. Sie lächelte uns gewinnend zu.
»Sie wünschen?«
Die Wand hinter ihr war mit geschmackvollen Metallplastteilen verkleidet, ohne verbergen zu wollen, was sich dahinter befand. Zwischen den Zierteilen waren nur zu deutlich die funktionellen Teile auszumachen: Magnetspulen, Leuchtskalen, Serien von bunten Lämpchen, Tastenfelder.
»Wir möchten uns … standesamtlich trauen lassen«, sagte ich.
Andrea schob unsere Erkennungsmarken über die schräge Platte. Die blonde Assistentin des Standesamtcomputers nickte nett und ließ die Marken in einer Vertiefung verschwinden.
Ihre Finger glitten rasend schnell über ein Tastenfeld in der Programmplatte. Ein singendes Summen hob an. Bunte Lämpchen flackerten in schneller Folge.
Es dauerte vielleicht zwei Sekunden. Das Summen brach ab. Die Kontrollämpchen glänzten matt. Die Computer-Assistentin schob unsere Erkennungsmarken über die schräge Platte zurück.
Andrea und ich – wir waren Mann und Frau!
Natürlich liebe ich meine Frau.
Sie ist so perfekt. In allem. Ich bin wunschlos glücklich, könnte ich sagen.
Wir werden uns lieben, bis daß der Tod uns scheidet. Und ich meine das ernst, so komisch das in manchen Ohren vielleicht klingt.
»Liebst du mich?«
»Ich liebe dich.«
Schon ihre Stimme: ich wüßte nicht, wie ich sie beschreiben sollte. Es ist eben Andreas Stimme.
»Liebst du mich wirklich noch?«
»Ja doch. Du weißt – ich werde dich immer lieben.«
Sie legte sich ein wenig mehr zu mir herüber, und mit einer schnellen Handbewegung strich sie ihre seidenschwarzen Haare aus dem Gesicht. Ihre hellen Augen musterten mich voll Erwartung. Ihr Gesicht kam näher. Der rote Mund näherte sich dem meinen.
Wir küßten uns.
Andreas feingliedrige Hände legten sich behutsam um meinen Hals. Ich spürte, wie sich ihr Körper gegen mich preßte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich die schmale Mondsichel, die durch die Panoramascheibe unseres ovalen Schlafappartements glänzte.
»Ich liebe dich«, sagte Andrea, und das ließ sie mich fühlen … Sie ist so perfekt. In allem. Ich bin wunschlos glücklich, könnte ich sagen.
Natürlich liebe ich meine Frau.
03
Daß Andrea meine Frau ist, verdanke ich einzig und allein dem Computer APHRO. Gäbe es ihn nicht, wäre ich ihr nie begegnet.
Es begann mit einer Werbesendung der Firma APHRO COLA. Es war ein buntes Heft, eine
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