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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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über die Kanzel und nahmen Faro die Sicht, aber er orientierte sich anhand der Energieortung, welche die konstant kinetischen Energieströmungen der Energiemasten anmaß und ihm so die Richtung wies.
    Faro umklammerte den Steuerknüppel, daß die Handgelenke schmerzten. Der Panzer wurde durch eigene Schwerkraftabsorber vor dem Druck der hohen Gravitation des Planeten geschützt, aber Faro war es, als laste ein ungeheures Gewicht auf seinen schmalen Schultern. Sein mageres Gesicht war schweißüberströmt, das dünne helle Haar klebte in Strähnen auf der Stirn. Das Brummen des Panzers vermischte sich mit dem Prasseln des Sandes und dem Klirren der schweren Schutzanzüge in den Halterungen zu einem ohrenbetäubenden Lärm, der Faro zwang, seine ganze Konzentration auf die Lenkung zu verwenden.
    Faro schwitzte nicht nur der Hitze wegen, die von den stark beanspruchten Maschinen ausging, sondern auch vor Angst, es könne irgendein Teil des nie zuvor benutzten Panzers versagen. Er wagte keinen Blick auf das Standard-Chronometer zu werfen, in der fast panischen Furcht, es könne zu spät sein.
    Als die Kontaktlinien des Ortungsschirmes kongruent wurden, stellte Faro fest, daß er am Ziel war. Er spürte ein Verlangen, sich in den Sessel zurückfallen zu lassen und zu schlafen, alles zu vergessen und die Dinge einfach ihren Lauf nehmen zu lassen – aber dann kompensierte er die Ambition durch ein heftiges Kopfschütteln.
    Die Scheinwerfer des Panzers beleuchteten die blinkenden Stäbe der nächststehenden Energiemasten, die oben in einem irrlichternden Flimmern endeten, dort, wo die kinetischen Energien sich in ein irisierendes Feld verwandelten und 50 Meter über dem Gestein eine flexible Wölbung bildeten.
    Faro zögerte. Plötzlich fühlte er sich der Aufgabe nicht mehr gewachsen. Ihn schwindelte, er krampfte die Hände zusammen, spreizte die Finger, bewegte sie wie Klauen und ballte sie zu Fäusten. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
    Das Fehlen kinetischer Energien kennzeichnete den ausgefallenen Abschnitt. Faro lenkte den Panzer an der Bahn entlang; es waren noch drei Kilometer bis zum ersten defekten Mast. Das Fahrzeug vibrierte unter dem Donnern der Aggregate und mahlte mit den breiten Ketten kleinere Felsen zu Staub, der vom Sturm verweht und mit dem Sand vermischt wurde.
    Diese kurze Strecke legte Faro in einem Zeitraum zurück, gegen den ihm die Dauer der bisherigen Fahrt wie eine Ewigkeit erschien. Er stoppte den Panzer dicht neben dem ersten defekten Mast, dessen Spitze in der tosenden Finsternis der planetaren Nacht verschwand. Das Flackern der unterbrochenen Energieströmungen erschien, obwohl der nächste Mast in einer Entfernung von nur einem Kilometer stand, wie ein in unerreichbarer Ferne liegender Leuchtturm. In östlicher Richtung, wo die übrigen Masten der Südseite standen, war nur ein schwacher Schimmer zu erkennen.
    Faro ließ den kräftigen Arm des Greifers ausfahren. Der Mann hatte seine Beherrschung endgültig zurückgewonnen. Mit sicheren und kraftvollen Handgriffen betätigte er die Schaltung der Maschine und beobachtete ungerührt, wie die Zangen den defekten Mast aus dem einbetonierten Gewinde schraubten und fallen ließen, als wisse er nicht, daß dies eigentlich Werk seiner eigenen Hände war. Er löste einen Austauschmast aus der Dachverankerung des Panzers und bugsierte ihn in die schwer sichtbare Öffnung, die der Sturm ständig zuzuwehen drohte. Als der Kontakt mit dem unterirdischen Energieleiter hergestellt wurde, flackerte die Spitze des neuen Mastes auf, aber die entstehende Energiemission verlief sich im Sturm. Bevor die kinetischen Energien durch eine Laserverbindung zwischen den Masten in ein konstantes Feld verwandelt werden konnten, mußte der Mast auf der anderen, der Westseite der Bahn ausgetauscht werden.
    Wieder warf Faro die Motoren an und wollte die Landebahn überqueren, als, wie zufällig, sein Blick auf das Zifferblatt des Standard-Chronometers fiel.
    Es war aus. Allein für den Austausch des einen Mastes hatte er 54 Minuten benötigt; seine Schätzung war infolge mangelnder Erfahrung total falsch gewesen, eine lächerliche, wahnwitzige Kalkulation. Er hatte das Ausmaß der natürlichen Hindernisse unterschätzt.
    Insgeheim hatte Faro den Fehlschlag seiner Bemühungen erwartet. Trotzdem war der Schock überwältigend.
    Vor Entsetzen wie gelähmt, lag der Mann in dem wippenden Sessel. Aber er sah, sah überdeutlich. Seine Augen schienen schärfer geworden zu

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