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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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halten konnte.
    Der Gedanke an sein Vermögen brachte ihn auf das wichtigere Problem zurück. Auch dies schien rasch und einfach lösbar zu sein. Man würde gewiß Verständnis haben und den sinnlosen Anruf an das Linienschiff entschuldigen, wenn man den durch Isloas Tod bedingten Zustand berücksichtigte, in dem er gehandelt hatte. Bestimmt würde man ihn zur Zahlung einer dem Energiemehrverbrauch des Raumschiffes entsprechenden Summe an die KE, die Kosmische Energieverwaltung, verurteilen. Das war alles.
    Er war erschöpft, aber ruhig. Es würde alles gut werden. Nur tief in seinem Herzen nagte eine leise Trauer um Isloa, die ihn schwermütig machte. Ganz ruhig saß er da und wartete.
    Etwa zwei Stunden später traf die Gruppe der Raumfahrer mit drei schweren Kettenfahrzeugen ein.
    Faro ließ die Fahrzeuge in den Hangar, während er in Gedanken schon eine wohlgesetzte Begrüßung und Erklärung formulierte. Dann machte er sich auf den Weg in das Erdgeschoß der Kuppel.
    Im Nebenhangar, der als Lagerraum diente, traf er die Männer; es waren achtzehn Gestalten, die noch in die monströsen Schutzanzüge gehüllt waren und mit klirrenden Magnetschuhen auf und ab gingen. Sie erwarteten ihn.
    Faro trat mit gestrafftem Körper ein, lächelte und hob die Hand. Einer der Vermummten machte mit seinem rechten, bleifolien-umhüllten Arm eine ähnliche Bewegung, aber es war nur ein Zeichen für die anderen, die Helme abzulegen. Die ungefügen Gestalten schraubten die ovalen, mit dunklen Sichtscheiben versehenen Umhüllungen ab.
    Der vorderste Mann klemmte seinen Helm unter den Arm, trat klirrend einen weiteren Schritt vor, musterte Faro mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen und sagte tönend:
    »Was machen Sie denn hier, Alter ?«
    Faro waren die Worte in der Kehle stecken geblieben. Er hatte nur das letzte Wort gehört; er begriff. Er sah die jungen, rosigen Gesichter der Raumfahrer und verstand. Er hörte ihre hellen, männlichen Stimmen mit aller Schärfe und begriff immer mehr.
    Er verstand nun, daß das Raumschiff aufgrund seiner Geschwindigkeit wie ein normales Flugzeug über die Lücke im Prallfeld hinweggerast war, daß die relativ winzige Lücke nie eine Gefahr hatte sein können, daß alles umsonst gewesen war. Aber das war nicht das Schlimmste.
    Als der Raumfahrer auf ihn zuging, trat Faro beiseite, stützte sich mit einem Arm gegen die kühle Wand, senkte den Kopf und ließ den Mann vorüber. Die anderen folgten ihm und schwärmten in der ganzen Station aus, durchsuchten die Kuppel von oben bis unten und kehrten zurück.
    Wie im Traum vernahm Faro ihre erregten Stimmen, die Worte, deren es nicht mehr bedurfte. Er hatte alles begriffen.
    Trotzdem hörte er zu, während sich alles um ihn drehte und er vor Schwäche und Übelkeit fast zusammenbrechen wollte.
    »Unglaublich … ein unerhörter Skandal … Fall für das Kosmo-Komitee … einfach vergessen, ihn abzulösen … Ablösung mindestens vierzig Jahre überfällig … Tote in der Ambulanz … offensichtlich an Altersschwäche … Ablösung vergessen … Gefahr für die Raumfahrt im gesamten Sektor … unglaublicher Vorfall … die Verantwortung … dieser senile Greis …«
    Wäre Faro zusammengebrochen, dies wäre ohnehin nur ein physischer Beweis seiner Vernichtung gewesen. Er war zerbrochen; er war alt. Er hatte es nie gewußt und nie bemerkt. Man hatte vor Jahren seine Ablösung vergessen – vor Jahrzehnten! –, wie ein winziges Rädchen im Getriebe einer Uhr war er im Räderwerk der Bürokratie verlorengegangen. Die Versorgungsbomben waren für einen anderen bestimmt gewesen, man hatte jahrzehntelang angenommen, es würde längst ein neuer Mann in diesem Relais-System leben und arbeiten.
    Faro begriff das alles, die Zusammenhänge waren ihm klar, aber er verstand nicht, wie er jedes Zeitgefühl hatte verlieren, die Symptome des Alterns an sich und seiner Familie hatte übersehen können. Er hatte in einer perfekten Illusion gelebt, sich sein eigenes, einsames Universum geschaffen, das nun zu nichts zerrann, zerfiel und platzte wie ein schillernder Kristall.
    Er hörte die Stimmen der Männer und der hinzukommenden Geschwister, jener albernen, fünfundfünfzig- und sechzigjährigen Geschöpfe, die das vermeintliche Wunder hysterisch kommentierten und die Fragen der Raumfahrer gar nicht verstanden; vielmehr betasteten sie die Männer bis zum Überdruß, fuhren mit ihren Händen ängstlich über die öligen Folien der Schutzanzüge, zupften kichernd an

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