Science Fiction aus Deutschland
einzige möglichkeit, weil wir schwerlich unter den augen der Schiffsbesatzung einen ähnlich großen gegenstand zum katapultschlitten schaffen könnten.«
Hertzhaus führte auf einem papierfetzen einige Überschlagsrechnungen durch.
»Das boot hat eine masse von rund fünfzig tonnen«, erklärte er schließlich, »und der druckzylinder und die reservedampfbehälter des katapults können mit fünfhundert atmosphären druck belastet werden – das ergibt bei einer beschleunigungsstrecke von tausend metern eine endgeschwindigkeit von fast einem halben Sekundenkilometer!«
Dansien nickte heftig.
»Das sollte genügen!« stieß er hervor. »Das sollte genügen!«
»Wie lange wird es dauern, bis der dampfdruck hoch genug ist?« fragte Kurtz. »Wir dürfen nicht allzu heftig feuern, damit die abgase des kesselhauses nicht auffallen; die luft ist aber jetzt noch so heiß, daß wir uns darüber keine großen sorgen machen müssen.«
Hertzhaus überlegte kurz.
»Zwei stunden vielleicht«, meinte er schließlich, »das müßte genügen.«
Und er begann, an den instrumententafeln Schaltungen vorzunehmen; meßgeräte erwachten zum leben und der boden begann sacht zu vibrieren, als durch geöffnete ventile erdgas in die brenner des kesselhauses strömte und sich zu blauen flammenlanzen entzündete.
»Es ist alles in Ordnung«, stellte Hertzhaus endlich fest, »die leitungen fuhren gas, die wasserpumpen arbeiten und die dampfbehälter scheinen dicht zu sein.«
Kurtz nickte, wandte sich dann ab und verließ den instrumentenraum. Er stieg eine treppe hinab und gelangte in ein kleines büro; staub lag fingerdick auf boden und tischen und dem telefon, dessen hörer Kurtz ergriff. Er wählte eine nummer und wartete einen augenblick, dann vernahm er die vertraute stimme seiner f rau.
»Martha«, sagte er, »hör zu: Du weißt, daß ein raumschiff von der erde gekommen ist. Die leute in dem schiff wollen eine transitstation aufbauen – und wir werden versuchen, das schiff zu zerstören.«
Es war einen augenblick still. Kurtz hörte den angestrengten atem seiner frau.
»Ja«, sagte sie schließlich leise, »ich glaube, das müßt ihr wohl.«
»Es ist möglich«, fuhr Kurtz mit rauher Stimme fort, »daß das schiff explodiert und den ganzen flugplatz in fetzen reißt.«
Martha schluckte hörbar.
»Wenn ihr glaubt, das tun zu müssen, dann tut es«, meinte sie, »aber – ich habe angst, Otto«, flüsterte sie.
Kurtz schwieg minutenlang.
»Ich auch«, brachte er schließlich hervor, »ich auch«, und dann: »Auf wiedersehen, liebling.«
Er legte behutsam den hörer auf die gabel; ihm war elend zumute.
Er hatte nicht so sehr angst um sein leben – gewiß, er fürchtete den tod – es war vielmehr angst vor dem, was mit Martha geschehen würde: Sie war krebspositiv und hatte die letzten fünfundzwanzig jähre nur überlebt, weil sie jährlich injektionen bekommen hatte, die jede entwicklung von krebszellen in ihrem körper unterdrückten. Doch mit der Verbindung zur erde war auch die zufuhr von heilmitteln abgeschnitten worden, und Martha hatte ihre letzte behandlung vor zwei jahren bekommen, und sie wußte, was ihr bevorstand, und Kurtz wußte es, und Dansien.
Und ich habe die möglichkeit gefunden, die IMPERATOR zu zerstören – und damit Martha zum tode verurteilt, dachte Kurtz. Er schüttelte wie betäubt den kopf.
Aber darf ich denn das Schicksal und die Zukunft der kolonie an diesem einzelschicksal messen, mein handeln daran orientieren? fragte er sich.
Und er dachte: Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.
Kurtz blickte zum gewaltigen zylinder des raumschiffes hinüber, in dessen schatten inzwischen eifrige tätigkeit herrschte: Maschinen wurden aufgebaut, leitungen verlegt, gerüste wuchsen empor.
»Das katapult steht unter druck«, sagte Hertzhaus gepreßt; seine stirn war mit Schweißperlen bedeckt. »Meine leute haben das boot auf den schütten geladen. Sobald die entriegelung des katapults betätigt wird, durchbricht der schütten das hangartor und schleudert das boot auf die IMPERATOR – am ende der beschleunigung wird es soviel auftrieb haben, daß es das schiff in der mitte trifft«
Kurtz sah auf das Schaltpult vor ihm nieder.
»Ich werde die entriegelung vornehmen«, sagte er mit tonloser stimme.
»Gewiß«, gab Dansien zu, »das ist dein gutes recht.« Seine lippen zitterten, und sein gesicht war aschgrau.
Hertzhaus deutete auf einen weißen kippschalter in einer roten fassung.
»Das ist
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