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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Verhängnisses und bittre Tränen entrannen den augenlosen Lidern, die Ödnis des eignen Seins beweinend. Es erkannte sein Unvermögen, das fluchbeladene Schicksal zu wenden. Weder war es ihm möglich, die Steueranlage des Schiffes zu bedienen, um auf einsamem Nachtgestirn zu landen, noch würde die Kugel jemals mit einem solchen kollidieren. Eine spezielle Vorrichtung in der Konstruktion des Schiffes schloß diese Situation aus. Ach, würde Es doch in eine Sonne stürzen, seine unselige Existenz beenden, ein Meteoritenregen die Wandung seines Gefängnisses durchsieben, auf daß Es Ruhe fände in der tödlichen Kälte des Weltenraums. Verzweifelt hielt Es Vorausschau in die Zukunft, um auch hier resignieren zu müssen. Unabwendbar war sein Schicksal und bittre Erkenntnis, daß seine Existenz währte bis alles Seiende gewesen, aller Tage Ende vergangen und alles Zukünftige gelöscht, ließen Es zurücktaumeln in die tröstenden Arme des Irrsinns, der verheißungsvoll am Tor des Hades seiner wartete.
    Und der eigene Moloch erwachte in Schizogonie, sprengte vollends die Bande der Erinnerung, welche der zerronnene Traum beschert. Der Tropfen Zeit war gefallen, der seinem zwiespältigen Dasein einen kurzen Inhalt gewährt.
    Gierend nach Raum klaffte der entsetzliche Rachen aufs neue, in rasender Wollust sich selbst zu verschlingen. Geifernd die Relikte seines Verstandes schlemmend, suhlte Es brüllend im schwefligen Sud seines wahnverfress’nen Bewußtseins, sich selbst verleugnend, daselbst es wuchert im Verzehr. Die simultanen Speicher des Wissens schwiegen hinfort und immerwährendes Schwarz verhüllt die unseligen Spuren fossiler, kosmischer Blasphemie.

 
Hans Wolf Sommer
Der Totale Krieg
     
    Warum schämen wir uns, wenn wir im Familienalbum die makellosen, gepflegten Erscheinungen unserer Väter mit unserem eigenen Äußeren vergleichen?
    Warum wird unsere Wäsche nicht mehr weiß?
    Warum sind wir dazu verdammt, für alle Zeiten graue Hemden zu tragen?
    Hier ist die Antwort:
    Der lange, erbitterte Krieg in der »Weißen Branche« hatte zahlreiche Opfer gefordert. Schließlich gab es nur noch vier Überlebende: PALMOGATE, GROCTER & PAMPLE, OM-NILEVER und TOPF. Die Giganten, weiße Riesen sozusagen, waren des nicht enden wollenden Phrasengemetzels rechtschaffen müde und sehnten sich nach Frieden. Aber noch war es nicht soweit, noch mußten sie kämpfen – mit Bild und Ton und Dollar und Mark.
    Bis dann eines Tages zwei auf den ersten Blick recht belanglose Begebenheiten indirekt die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand schufen.
    Im Mittelpunkt der ersten Begebenheit stand Willie Washman, der sowohl wegen seiner sekundenschnellen Entschlüsse als auch wegen seines symbolträchtigen Namens zu Rang und Ehren gekommene General Manager von PALMOGATE. Mr. Washman war begeisterter Sportangler und liebte es, dann und wann ein Wochenende mutterseelenallein und fernab jeglichen Schlachtgetümmels in einem kleinen Ort im Herzen von Illinois zu verbringen. In Little Fish, so hieß der kleine Ort, gab es einen von springenden Forellen wimmelnden Wildbach, etwa fünfzig bis sechzig kleine, alte, romantische Häuschen und einen kleinen, alten, romantischen Drugstore. Und dieser Drugstore war es, der die schicksalhafte Entwicklung der »Weißen Branche« nachhaltig beeinflußte. Mr. Washman war bei dem etwas übermütigen Versuch, eine ebenso übermütige Forelle mit der Hand zu fangen, ausgeglitten und hatte Bekanntschaft mit dem weichen Lehmboden gemacht. Häßliche rote und schwarze Flecken trübten das strahlende Weiß seines eleganten Sporthemds. Nun konnte sich der General Manager von PALMOGATE natürlich leisten, was er wollte, denn er war reich, prominent und auch ein bißchen exzentrisch. Nur eins konnte er sich nicht leisten – ein schmutziges Hemd. Folgerichtig ging Mr. Washman also zum einzigen Drugstore weit und breit und verlangte jovial lächelnd ein Paket WEISSER TRAUM. Die Gemischtwarenhändlerin, eine reizende und etwas schwerhörige alte Dame, beugte sich elsterhaft vor und fragte: »Weißer was?« Mr. Washman lächelte noch immer jovial, denn schließlich war Wochenende, und die alte Dame erinnerte ihn an seine Mutter. »Traum«, sagte er, »WEISSER TRAUM. Sie wissen doch: Waschen mit WEISSER TRAUM ist wie ein weißer Traum«. Was dann folgte, waren die schockierendsten Minuten im Leben Mr. Washmans. »Weißer Traum?« murmelte die alte Dame, »WEISSER TRAUM? Hab’ ich nicht, gibt es auch nicht.«

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