Science Fiction aus Deutschland
offiziellen (und inoffiziellen) Werbemittler hofften. Postboten, Studioredakteure und Veranstalter von bunten Abenden bangten. Und das arglose Publikum fragte sich zweifelnd: »Ja, was ist denn nun wirklich am besten?« OMNIPIL-Käufer probierten WEISSES LASH und WEISSES LASH-Käufer probierten OMNIPIL, aber noch konnten sie keinen Unterschied feststellen, denn den Werbeargumenten fehlte es noch an jener Durchschlagskraft, die allein das kritische Auge schärft. Aber dieser Zustand sollte sich bald ändern. Nachdem OMNI-TOPF also nun den Ausgleich vollzogen hatte, ging man selbst zum Angriff über.
»Das OMNIPIL-WEISS läßt jedes andere Weiß neben sich verblassen«, hieß es, und da es in der Welt außer dem OMNIPIL-WEISS nur noch das WEISSE LASH-WEISS gab, lag die Stoßrichtung des Angriffskeiles auf der Hand.
»Ho!« sagten die jungen Männer in der GP&P-Zentrale zu den alten Männern. »Da haben wir ’s! Ein Affront! Ein ungeheurer Affront!«
Und sie schlugen zurück, unverzüglich, wohlüberlegt, gezielt.
»WEISSES LASH-WEISS läßt jenes andere Weiß neben sich verblassen«, verkündeten sie, noch weniger Zweifel daran lassend, wen sie meinten.
So also ging es weiter. Parole folgte auf Parole, Slogan löste Slogan ab, Superlativ jagte Superlativ. Beide Seiten scheuten weder Geld noch guten Geschmack, noch Takt, wenn es darum ging, sich dem Publikum zu Gehör (und zu Gesicht) zu bringen. Da gab es zum Beispiel die »Miss-Universum-Wahl«, die statt Bikinis nur noch (allerdings zu reichlich bemessenen) WEISSEN LASH-Schaum bot, die Teenager, die auf ihren LSD-Reisen über wundervollen weißen OMNIPIL-Wolken schwebten, und den Pastor, der sein Hirtenamt aufgab, weil er auch einmal in einem sooo weißen Hemd spazieren gehen wollte.
In ungeahnter, früher nie für möglich gehaltener Weise drückte die weiße Schlacht auch dem öffentlichen Leben ihren Stempel auf.
Sport: Die olympische Goldmedaille im Hundertmeterlauf gewann der barbrüstig laufende Polynesier Taku Taku in 13,1 Sekunden, da alle seine Konkurrenten entweder bei GP&P oder bei OMNITOPF einen Fünfjahresvertrag unterschrieben hatten und zu Berufsläufern erklärt werden mußten (der Präsident des IOC verstand da keinen Spaß). Schwergewichtsweltmeister Massius Blei bestand darauf, mit Mr. White Lash tituliert zu werden, und ahndete Zuwiderhandlungen mit Nasenbeinbrüchen und Kieferverrenkungen. In Rio kam es während des Fußballspieles zwischen den OMNIPIL-JUNIORS de JANEIRO und dem FC WEISS LASH SANTOS zu einer 203 Verletzte und 9 Todesopfer fordernden Massenschlägerei, weil sich der Schiedsrichter (den Regeln entsprechend) geweigert hatte, den regenbogenfarbenen WEISSEN LASH-Ball in der Halbzeit gegen den weißen OMNIPIL-Ball auszutauschen.
Kunst: Der weltberühmte Protestsänger Dilly Bobson beging Selbstmord, nachdem ihn seine Anhänger mit Verachtung gestraft hatten. (Bobson war lange Zeit Symbolfigur der Wir-reinigen-unsere-Kleidung-nicht-mehr-Bewegung gewesen und hatte zuletzt den Song »OMNIPIL in San Francisco« auf Schallplatte gesungen.) Der lange Zeit verbotene Sittenroman »Fanny Hill« wurde für den freien Verkauf zugelassen, nachdem sich die Verleger mit einigen Textergänzungen einverstanden erklärt hatten, die einwandfrei klarstellten, daß Fanny Hill ihre Bettbezüge nach jedem trauten Beisammensein mit OMNIPIL oder WEISSEM LASH (hier konnten die Verleger wählen) wusch und dem hygienischen Volksempfinden somit Genüge getan war. Im Neuzeitlichen Museum von Paris wurde ein mit WEISSEM LASH gefülltes OMNIPIL-Paket ausgestellt. (Den Künstler fand man später, von unbekannten Tätern erschossen, in einem Gully unweit des Seineufers.)
Politik: Der erste Präsident des kürzlich in die Unabhängigkeit entlassenen afrikanischen Staates »Uruburu« nannte sich OMNIPILIUS I., während sein nach der ersten Revolution an die Macht gekommener Nachfolger dem Namen LASHUS, DER WEISSE den Vorzug gab. In der französischen Nationalversammlung kam es zu einem Zwischenfall, als ein Mann auf der Zuschauertribüne die rhetorische Frage des Staatspräsidenten »Wer ist der Größte?« mit dem Zuruf »Gegen OMNIPIL bist du ein ganz kleiner Pinkel!« beantwortete. An der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkambodscha entbrannten heftige Kämpfe, nachdem miteinander wetteifernde GP&P und OMNITOPF-Propagandisten den dort stationierten UN-Soldaten eine Uniform-Wasch-Demonstration gegeben und kommunistische Beobachter derlei Tun als
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