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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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faßten sie sich an den Händen, sahen sich noch einmal in die verweinten, himmelblauen Augen und gingen gemeinsam zum Fluß und sprangen hinein.
    Eine hübsche Geschichte, nicht wahr? Und vielleicht stimmt sie sogar. Wie dem auch sei – fest stand, daß weder GP&P noch OMNITOPF trotz allergrößter Anstrengungen einen entscheidenden Vorteil erringen konnten. Beider Marktanteile bewegten sich ständig um die 50%-Grenze, und jede Seite wußte, daß es bisher nicht gelungen war, die hin- und herschwankende Volksmeinung entscheidend auf ein Produkt einzuschwören. Und da OMNIPIL und WEISSES LASH leistungsmäßg nicht zu verbessern waren, konnte nur das von den Verbrauchern gläubig aufgenommene Wort die Entscheidung bringen.
    Welches Wort?
    OMNIPIL ZÜNDET DIE BOMBE IN WEISS
    WEISSES LASH SCHLÄGT DEM SCHMUTZ DIE FAUST INS GESICHT
    … DENN OMNIPIL HAT 533 WEISSMACHER
    … WEIL WEISSES LASH SELBST DEN SCHNEE BESCHÄMT.
    Sicherlich, all diese Slogans waren recht gut, und mit der erforderlichen Lautstärke präsentiert, erfüllten sie auch ihren Zweck – zumindest, was die Aufrechterhaltung des Status quo anging. Aber ihnen allen mangelte es an Vollkommenheit, an der herkulischen Überzeugungskraft, die einen Erdrutsch auszulösen vermochte. Das ultimative, nicht zu überbietende, alles entscheidende Argument fehlte.
    Und dann schließlich hatte ein kluger, hoffnungsvoller junger Mann bei OMNITOPF jene Idee, die das Ende einleiten sollte, jene Idee, der wir es zu verdanken haben, daß uns mit stolzgeschwellten, strahlenden weißen Männerbrüsten und sanft geschwungenen Aphroditenbüsten aus parischem Marmor nur noch wehmütige Erinnerungen verbinden. Oh, möge er der Graueste von uns allen sein!
    Der junge Mann von OMNITOPF kreierte das Motto: NUR GOTT WÄSCHT WEISSER ALS OMNIPIL.
    Und damit verlagerte sich der Totale Weiße Krieg auf eine andere, auf eine höhere Ebene.
    Der liebe Gott, in dieser materialistischen Welt nicht gerade mit Aufmerksamkeiten überschüttet und mit überwältigender Ehrfurcht bedacht, freute sich göttlich über die braven OMNITOPF-Leute, die sich in der Stunde der Not auf ihn besannen, die seine Allmacht anerkannten und seiner Überlegenheit Tribut zollten. Und – Noblesse oblige – der liebe Gott hatte das dringende Bedürfnis, den braven Leuten ein wenig zu helfen. Und da es selbst ihm nicht möglich war, die phänomenale Waschkraft von OMNIPIL zu erhöhen (weißer ging es nun einmal nicht), beschritt er den umgekehrten Weg und begann die mit WEISSEM LASH gewaschene Wäsche ein wenig zu verschmutzen.
    Nie zuvor erstrahlte das OMNIPIL-WEISS in so hellem Glanz, jetzt, wo objektive Vergleiche den kritischen Beschauer herausforderten.
    In der GP&P-Zentrale erhob sich lautes Wehklagen und Jammern, denn die Marktanteile des WEISSEN LASH schrumpften und schrumpften, und guter Rat war teuer.
    Was tun? Was tun?
    Dann jedoch, nach langen, bangen Tagen und Wochen, kam einem klugen, hoffnungsvollen jungen Mann die Erleuchtung.
    »Wenn sich also Gott von uns abgewandt hat und unserem Widersacher hilft, dann …«
    GP&P kreierte das Motto:
    ALLEIN DER TEUFEL HAT DIE MACHT, DEM WEISSEN LASH ZU TROTZEN.
    Und siehe da, der Teufel, schmollend in seiner Hölle, fast vergessen, verspottet, verlacht, nicht mehr ernst genommen von einer aufgeklärten, übernatürlichen Dingen abholden Welt, freute sich teuflisch über die braven GP&P-Leute, die seiner gedachten, seine Höllenkünste rühmten und seine dunkle Macht fürchteten. Und – Noblesse oblige – der Teufel hatte das dringende Bedürfnis, den braven Leuten ein wenig zu helfen. Und er verhalf dem mit leichtem Makel behafteten WEISSEN LASH-Weiß wieder zu seiner ursprünglichen Leuchtkraft, und begann, da er noch ein übriges tun wollte, die mit OMNIPIL gewaschene Wäsche recht kräftig zu verschmutzen.
    Und das war das Ende.
    Denn seit jener Stunde geht es im Himmel hü, und in der Hölle hott, und hü und hott, und hü und hott, und alles, was für uns arme, geplagte Menschlein dabei herausspringt, ist das stumpfeste Grau unseres Lebens.

 
Peter von Tramin
Der Kanalrat
     
    Als ich an jenem Abend mein Haus verließ, trat ein Mann an mich heran, der trotz Nebel und verhangenem Himmel eine dunkle Brille trug. Er war klein und hatte einen schwarzen, feuchtglänzenden Gummimantel an.
    »Sie sind doch«, fragte er im Tone einer Feststellung, indem er mich mit überraschender Kraft am rechten Oberarm festhielt, »Sie sind doch ein scharfer

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