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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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habe nicht –«
    »Schon gut«, beruhigte Schomon sie, »es ist nicht wichtig.« Er hörte, wie sie umherging.
    »Die Aufnahmegeräte laufen«, sagte sie endlich. »Es ist ein furchtbarer Anblick – ein Meer von Feuer –«
    »Ich kann es nicht sehen«, stellte Schomon fest.
    Sie schwiegen einen Augenblick lang.
    »Woran denkst du?« erkundigte sich Jana schließlich.
    »Es sind Erinnerungen«, sagte Schomon langsam. »Unbedeutend.«
    »Unbedeutend?«
    »Es ist lange her«, erinnerte sich Schomon, »ich war – Techniker in einem Kraftwerk, glaube ich, ich weiß es nicht mehr genau; aber dort lernte ich ihn kennen – nicht einmal seinen Namen weiß ich mehr –«
    »Was war mit ihm?« unterbrach Jana.
    Schomon schwieg für einen Moment.
    »Ich denke, daß er glücklich war«, sagte et schleppend, »der, mag sein, einzige glückliche Mensch, den ich bisher gekannt habe – versteh mich richtig, wir waren junge Frauen und Männer, hatten jedes nur denkbare Vergnügen, haben alle miteinander geschlafen – aber nicht ichbezogenes Glück, meine ich; er war – anders; zufrieden aus dem tiefsten Grund seines Selbst heraus, frei von allem Macht- und Geltungsstreben, von jeglicher Identifizierung mit der Umwelt. Ich ging zu ihm, wollte wissen, was er war, was er tat – ich ging in seine Wohnung; ich fand ihn in einem Raum, der rundum gefüllt war mit Aktenordnern; er saß an einem Tisch und schrieb; ich fragte ihn, was.
    Gedanken seien es, sagte er, die aus irgendeiner Quelle tief in ihm hervorkamen, ohne Unterlaß – und er könne nichts tun, als sie festhalten und zu begreifen versuchen. Ich riet ihm – ernsthaft, nicht aus Spott – einen Arzt aufzusuchen, doch er meinte nur: Warum? Ich schämte mich und ging. Bald darauf wechselte ich die Stellung und habe ihn nie wiedergesehen. Aber ich wüßte gern, was aus ihm geworden ist –« »Wieso mußtest du gerade an ihn denken?« wollte Jana wissen.
    »Nicht an ihn«, berichtigte Schomon, »was er schrieb, kam mir in den Sinn; ich las es nur flüchtig, doch als du mich fragtest, konnte ich mich deutlich entsinnen, so genau, als läge es vor mir – einige Zeilen nur, die mir damals unsinnig erschienen:
     
    Am Rande des anderen Lebens
    Stehen wir, ein jeder allein,
    Und wissen es nicht.«
     
    Schomon schwieg wieder.
    »Ich verstehe nun«, murmelte er dann leise, »ein wenig nur,
    vielleicht, aber doch –«
    Er machte ein paar schwerfällige Schritte, bis er die elastische Oberfläche der Wand ertastet hatte, und setzte sich nieder. Der Schaumstoff des Bodenbelags war kühl.
    »Mir ist kalt«, sagte Schomon, »und ich bin müde.«
    Jana kam und lehnte sich neben ihn an die Wand. Sie strich ihm übers Haar und legte die Hände auf seine Schultern.
    »Du frierst«, stellte sie fest.
    Schomon lächelte traurig.
    »Es wird bald wärmer werden«, meinte er ohne Ironie.
    »Bis dahin will ich dich wärmen«, versprach Jana und umarmte ihn.
    Während sie sich liebten und Trost in der Gemeinsamkeit ihrer Furcht fanden, fiel das Raumschiff unaufhaltsam dem Feuer der namenlosen Sonne zu.

 
Paul Scheerbart
Steuermann Malwu
     
    Der Asteroid Vesta ist immerzu ganz von dicken schweren Wolken umhüllt, so daß die Vestabewohner, die auf der Oberfläche des kugelrunden Sterns leben, niemals durchsehen können durch die vielen Wolken – und deshalb keine Ahnung davon haben, daß es außerhalb noch andere Sterne gibt: die Vestabewohner wissen deswegen auch nicht, daß sie in einem Räume leben, dessen Hauptmerkmal eine vollkommen unverständliche Endlosigkeit ist. Die gesamte Literatur der Vestabewohner beschäftigt sich nur mit dem, was über den Wolken sein könnte – es ist eine große mythologische Literatur. In einer komplizierten Bilderschrift sind diese Vestamythologien auf ganz ganz dünnen, unsäglich langen Hautstreifen aufgezeichnet, die sich die Vestabewohner um den Leib und um einzelne Gliedmaßen binden.
    Von einem Leibe kann man nun bei diesen Bewohnern der Vesta nicht so ohne weiteres sprechen; die Nahrung wird durch bewegliche hornartige Kopftrichter aufgenommen – die Nahrung kommt aus den Wolken. Und das ist eine sehr leichte Nahrung, so daß ein Leib zu Verdauungszwecken nicht unbedingt nötig ist. Der Leib ist, wenn er überhaupt da ist, niemals größer als der Kopf.
    Das Merkwürdigste bei diesen Sternbewohnern ist aber, daß keiner dem andern äußerlich ähnlich ist; jeder hat ganz besondere Gliedmaßen – bald längere und bald kürzere – viele sind

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