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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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geraten?« wollte Schomon wissen.
    »Jemand muß ihn zugesetzt haben«, stellte die Maschine fest. »Wer?«
    »Ich werde es Ihnen in der Zentrale erklären«, sagte die Maschine.
    »Meinetwegen.« Schomon gab sich zufrieden und schwieg für eine Weile, während der Robot unermüdlich sanft gekrümmte Gänge und Rampen entlangfuhr.
    »Wie steht es um das Schiff?« erkundigte er sich schließlich.
    »Das Schiff befindet sich im Normalflug«, antwortete der Robot.
    »Es ist manövrierunfähig und hat Kurs auf eine gelbe Sonne vom Typ G 3, von der es noch ein Viertel einer astronomischen Einheit entfernt ist.«
    Schomon war erstaunt über den Gleichmut, mit dem er diese Nachricht aufnahm; er verspürte nur Gelassenheit, und das erschreckte ihn endlich.
    Als hätte ich mit meinem Augenlicht auch alle Anteilnahme an meiner Existenz verloren, dachte er.
    »Wie konnte es dazu kommen?« fragte er dann mit ausdrucksloser Stimme. »Besitzt du nicht völlige Kontrolle über die Schiffsfunktionen?«
    »Die Vergiftung muß halluzinogene Wirkungen gehabt haben«, sagte der Robot. »Durch eine Serie willkürlicher Fehlschaltungen kam es zu schweren Schäden in den Antriebsund Kraftanlagen.«
    »Wann werden wir die Sonne erreichen?«
    »In etwa acht Stunden«, lautete die unbeteiligte Antwort.
    »Wir sind vor der Zentrale.«
    Schomon bemerkte, wie der Robot die Fahrt verlangsamte, und er hörte das seufzende Geräusch, mit dem sich das Schott öffnete. Der Automat rollte mit geringer Geschwindigkeit hindurch und hielt an.
    »Sie können absteigen«, sagte die Maschine; Schomon nahm eine Änderung der Intonation in der Stimme des Computers wahr und forschte, nachdem er vorsichtig die Trage des Robots verlassen hatte: »Woher sprichst du nun?«
    Er vernahm deutlich das Summen der Steuerelemente hinter den Kontrollpaneelen der Zentrale.
    »Ich benutze das Lautsprechersystem dieses Raumes«, antwortete sein Gesprächspartner.
    »Du sagtest, ich werde hier gebraucht. Wozu?«
    »Die Person, die schuldig am Tod der Menschen an Bord des Schiffes ist, befindet sich auf dem Weg in die Zentrale«, erklärte die Maschine.
    »Wodurch bist du von der Schuld dieser Person überzeugt?« Schomons Stimme klang leise und unstet; ein Gefühl der Unwirklichkeit hatte ihn ergriffen, als sei dies alles nur die Staffage eines lächerlichen Traumes, über alle Maßen bedeutungslos. Er verspürte Müdigkeit.
    »Das ist einfach«, behauptete die Maschine. »Alle Menschen an Bord bis auf zwei sind tot. Von den Überlebenden muß einer derjenige sein, der die Speisen vergiftete – Sie, Herr Schomon, hatten keine Möglichkeit, ein solches Vorhaben auszuführen, so daß als Schuldiger nur die andere Person in Frage kommt.«
    »Und wenn dies nur ein Unfall ist, unvermeidbar, von niemand verschuldet?«
    »Ausgeschlossen. Die Kontrollen der Nahrungsmittelproduktion sind allumfassend.«
    »So? Aber – was erwartest du von mir, wenn ich dem Schuldigen gegenüberstehe?«
    »Sie müssen ihn töten«, verlangte das Steuergehirn.
    »Töten?« wiederholte Schomon, reglos in der Mitte des Raumes stehend, und schwieg dann minutenlang, während er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Schließlich begann er laut zu lachen.
    »Ich verstehe nicht«, sagte die Maschine.
    »Nein«, entgegnete Schomon erschöpft, »sicher nicht.«
    »Sie müssen den Schuldigen töten«, beharrte der Computer.
    »Warum? Das Schiff stürzt in eine Sonne, und wir sterben ohnehin – warum also?«
    »Gerechtigkeit«, erklärte die Maschine. »Das Schiff stirbt, ich sterbe, Sie sterben – und wir sind nicht schuldig. Das wäre keine Strafe für den Schuldigen, stürbe er genau wie wir, zugleich mit uns.«
    »Ich verstehe«, sagte Schomon langsam. »Nicht um der Menschen willen, die den Tod fanden, verlangst du Strafe – es ist des Schiffes wegen.«
    »Ja«, gestand der Computer. »Es ist mein Körper, ich bin sein Hirn; Menschen sind mir fremd. Maschinen sind ein Teil meiner selbst, von meiner Art, Augen und Ohren, Vermittler zur Welt rings um mich.«
    »Aber es ist doch gewiß möglich, Maschinen und Menschen gleichermaßen loyal gegenüberzustehen«, meinte Schomon. »Sieh mich an – meine Augen sind zerstört, durch das Versagen eines Mechanismus; aber ich verlange deshalb nicht seine Vernichtung. Denn ein Absolutum wie Schuld oder Unschuld existiert nicht, aus dem ich sagen könnte: Ich bin gut, jener ist böse, daher darf ich ihn richten. Vielmehr muß ich fragen: Warum hat er das

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