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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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getan, was trieb ihn? Und muß versuchen zu verstehen: Bosheit ist Krankheit, nicht Schuld; nicht Strafe, sondern Heilung ist notwendig.«
    »Ihre vielwertige Ethik ist nicht die meine«, widerstand die Maschine. »Ich bin grundsätzlich so konstruiert, daß für mich nur Ja oder Nein existieren, Gut oder Böse. Das Vorhandensein gewisser Schattierungen anerkenne ich als Möglichkeit, ohne dadurch jedoch meine Grundprinzipien tangieren zu können.«
    »Verlangt deine Basisprogrammierung nicht Achtung des menschlichen Lebens? Wie kannst du den Tod eines Menschen fordern?« fragte Schomon.
    »Gewiß«, antwortete sein Gegenüber, »solange das System reibungslos funktioniert, ist Loyalität beiden Parteien gegenüber möglich; aber nun, da dies geschehen ist, habe ich meine Wertbegriffe überprüft und muß für die Ausrichtung meiner Position zum Schuldigen andere Kriterien finden. So scheint es mir gerecht zu sein, daß bestraft wird, wer tötet; auch Sie müssen doch Strafe für den Täter verlangen, denn Sie sterben mit diesem Schiff und mir.«
    »Du hast nicht verstanden«, wehrte Schomon ab. »Menschen töten nicht. Wie kannst du verlangen, daß ich, um deiner starren Auffassung von Gerechtigkeit Genüge zu tun, des gleichen Verbrechens schuldig werde wie der, den ich strafen soll?«
    »Ich habe Informationen darüber, daß Menschen einander töten«, sagte die Maschine.
    »Nicht mehr«, verneinte Schomon, »das ist Vergangenheit. Nur Kranke könnten heute dazu fähig sein. Doch wenn dir so am Tod des Schuldigen gelegen ist, warum bestrafst du ihn nicht selber? Deine Automaten sind stark und durchaus dazu in der Lage.«
    »Es ist mir unmöglich, solche Befehle zu geben«, gab der Computer zu. »Sperrschaltungen hindern mich.«
    »Aber du kannst Gedanken formulieren, die den Tod eines Menschen fordern«, stellte Schomon fest.
    »Selbstverständlich. Alle Blockierungen betreffen nur die Exekutive, nicht aber den freien Fluß von Information und Kombination.«
    Kurze Stille trat ein. Dann ertönte das Öffnungsgeräusch des Schotts.
    »Sie kommt«, sagte der Computer. »Töte sie.«
    Schomon hörte jemand nähertreten; die Schritte waren leicht und kurz: eine Frau. Die Schritte verstummten.
    »Wer bist du?« fragte Schomon. Sein Gegenüber schwieg einen Augenblick lang und stammelte dann: »Ich hatte nicht geglaubt, daß noch jemand überlebt hat. Ich bin Jana – was ist mit dir? – du bist nackt, blind, was machst du hier – ich bin froh, daß du da bist –«
    Schomon lächelte und streckte die Hand aus; Jana ergriff sie und preßte sie gegen ihre Wange.
    »Ich heiße Schomon«, stellte er sich vor. »Ich war im Bett, als das Schiff zu sterben begann.«
    »Zu sterben begann?« fragte Jana. »Das Schiff?«
    »Das Steuergehirn formulierte es so. Es verlangt, daß ich dich töte.«
    Jana schwieg lange.
    »Wieso?« brachte sie schließlich hervor.
    »Das Essen war vergiftet. Das Schiff stirbt, weil die Menschen starben; die Maschine meint, nur ein Mensch könne daran schuld sein – du lebst noch und hattest die Möglichkeit, es zu tun.«
    »Töten«, sagte Jana. »Warum, welcher Grund –«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Schomon, »und es ist auch gleichgültig – das Schiff stürzt bald in eine Sonne.«
    Jana ließ Schomons Hand los.
    »Ich nicht!« stieß sie gepreßt hervor. »Ich könnte niemals – all die Menschen –«
    »Sie«, klagte die Maschine an, »haben es getan!«
    »Nein! Nicht ich! Vielleicht du – Automaten versagen! Warum nicht auch bei der Nahrungsmittelproduktion?«
    »Das ist unmöglich«, sagte die Maschine.
    »Schau mich an!« warf Schomon ein.
    Wieder wurde es still.
    »Es schweigt«, meinte Jana.
    »Es denkt nach«, meinte Schomon, »und versucht zu begreifen, was es niemals begreifen kann.«
    Jana hob die Hand und betastete Schomons Gesicht.
    »Wie kam das?«
    »Es ist nicht wichtig«, antwortete er, »jetzt nicht mehr.«
    Er ergriff ihre Hand.
    »Gut, daß es so ist«, fügte er hinzu, »ich könnte dies sonst nicht ertragen – aber so ist die Welt der Dinge um mich herum fern, die alten Abhängigkeiten fort, bedeutungslos –« »Ich bin froh«, erklärte Jana, »froh, daß du da bist. Als ich hierher kam, hoffte ich verzweifelt, einen Menschen zu finden, obwohl ich nicht daran glaubte – in den Kabinen nur Tote –«
    »Warum hast du nicht gegessen?«
    Jana entzog ihm ihre Hand.
    »Ich hatte eine – Magenverstimmung«, sagte sie stockend, »darum habe ich – ich meine, ich

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