Science Fiction Jahrbuch 1983
interessante Thematik paaren sich mit einer brillanten Schreibtechnik und hohem Unterhaltungswert. Dazu die gelungene Übersetzung von Horst Pukallus, der für viele nicht wörtlich übersetzbare Ausdrücke und Wortspiele dennoch überzeugende deutsche Äquivalente fand – was will man mehr?! Nur schade, daß man so ein schwaches Titelbild für die deutsche Ausgabe verwenden mußte.
Kai Schätzt
Terry Carr
Cirque – Die Stadt einer fernen Zukunft (Cirque)
MÜNCHEN 1981, HEYNE-SF 3846,
ÜBERSETZUNG: KETO von WABERER
Cirque ist eine Stadt der fernen Zukunft und gehört zu einer Erde, die in der Milchstraße längst nicht mehr die Bedeutung hat, die ihr einst zukam. Was die Bewohner Cirques angeht, so ist die Stadt für sie jedoch die schönste des Universums: Sie liegt am Rande eines scheinbar bodenlosen Abgrunds, der sowohl den physischen wie psychischen Müll aller die Stadt besuchenden Intelligenzen aufnimmt. Der Abgrund ist gleichzeitig „die Heimat einer imaginären Bestie“, die alles Böse und Üble verkörpert, denn sowohl die Bewohner als auch die Besucher Cirques sind religiös, und in dem Fluß, der in den Abgrund fällt, entledigen sie sich per ritueller Waschung ihrer Sünden.
Zwei Bewohner Cirques entdecken bei einem Flug über den Abgrund eines Tages, daß sich in der entsetzlichen Tiefe etwas regt. Sie erkennen ein monströses Geschöpf, das zur Stadt hinaufzukriechen versucht. Man versucht die Bestie mit vereinten Kräften zu eliminieren, da man sie als eine Bedrohung der Stadt ansieht, aber alle Unternehmungen dieser Art erweisen sich als erfolglos. Während einer Zeremonie dringt das Wesen in eines der städtischen Heiligtümer ein und sucht die Nähe des heiligen Feuers: Die Wärme der Flammen ermöglich ihm eine Metamorphose, und aus dem abscheulichen, tentakelbewehrten Monstrum wird ein atemberaubend schönes Pflanzenwesen. Ein hellseherisch veranlagter Besucher der Stadt, ein Tausendfüßler, kann den Bewohnern Cirques das Wunder erklären: Die vermeintliche Bestie ist ein telepathisch begabtes Geschöpf, das sein Äußeres nach den Wünschen jener, die es beobachten, verändert. Solange man es fürchtete, war es ein Ungeheuer; jetzt, nachdem eine junge Telepathin erkannt hat, daß es in Wirklichkeit schön ist, kann es sich auch in dieser Gestalt zeigen. Die Metamorphose nimmt in der Religion der Tausendfüßler eine wichtige Grundlage ein: Es ist nicht auszuschließen, daß die Stadt Cirque von nun an zum Wallfahrtsort dieser Rasse wird. Vielleicht wird die Erde bald wieder eine große Rolle in der galaktischen Völkergemeinschaft spielen.
Wenn man weiß, wie die Romane aussehen, die Terry Carr in seinen jungen Jahren verbrochen hat, kann man über dieses Buch nur angenehm überrascht sein. Er hat Talent zur bildhaften Beschreibung und Phantasie. Was besonders überzeugt, sind die außerirdischen Charaktere, die in Cirque auftreten: Da gibt es keine schleimigen Aliens mit heimlichen Eroberungsplänen, sondern sympathische Kreaturen, die trotz ihres bizarren Äußeren als durchaus menschlich einzustufen sind. Terry Carr scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Dieser Roman läßt hoffen.
Hans Kurz
Charles L. Harness
Der Mann ohne Vergangenheit
(THE PARADOX MEN), MÜNCHEN 1981, MOEWIG-SF 3541
ÜBERSETZUNG: IRENE LANSKY
Der Roman spielt in einem bizarren Amerika des 22. Jahrhunderts, das von einer Diktatorclique beherrscht wird. Dem Triumvirat aus Kanzler Haze-Gaunt, Polizeiminister Thurmond und dem dekadent-grausamen Grafen Shey steht eine Untergrundbewegung gegenüber, die von dem legendären, aber
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