Science Fiction Jahrbuch 1983
unauffindbaren Wissenschaftler Kennicot Muir gegründet wurde. Held des Romans ist Alar, ein Dieb, der für Haze-Gaunt das einzige Hindernis auf seinem Weg zur Weltherrschaft darstellt. Das jedenfalls behauptet das Mikrofilmgehirn, ein obskurer Mann mit außergewöhnlichen Geistesfähigkeiten. Trotz aller Anstrengungen Haze-Gaunts, Alar zu vernichten, gelingt dem Dieb immer wieder die Flucht, weil er schrittweise und zu seinem eigenen Erstaunen übermenschliche Fähigkeiten entwickelt. Währenddessen steht das Schicksal der Menschheit auf des Messers Schneide; zwischen dem Kaiserlichen Amerika und der Östlichen Föderation droht der Atomkrieg. Und Alar muß sterben und eine transzendentale Metamorphose durchlaufen, wenn er die Menschheit retten will …
The Paradox Men, 1953 erschienen, war Charles Harness’ erster Roman, ja, wenn man die Urfassung Flight Into Yesterday (1949 in Startling Stories) zugrunde legt, einer seiner ersten SF-Texte überhaupt. Dennoch enthält er alle Ingredienzien, die diesen Autor ausmachen: Zeitparadoxa, wissenschaftliche Abhandlungen, spannende Action, verrückte Ideen, melodramatische Liebesgeschichten mit romantischem Flair und eine undurchschaubare Handlung, bei der die Protagonisten im dunkeln tappen und ihre wahre Bestimmung erst am Ende herausfinden. Brian Aldiss hat dies alles in seinem Vorwort zur englischen Ausgabe „Breitwandbarock“ genannt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. In diesem Roman tummeln sich Mantel-und-Degen-Gestalten neben Atomraketen, man trifft auf höfische Sitten in einer hochtechnisierten Zukunftsgesellschaft. In manchem erinnert Harness an den besseren van Vogt, in dessen Null-A- oder Isher-Bänden es ja auch kunterbunt durcheinander ging. Aber Harness wirkt überzeugender als van Vogt, belesener, und vor allem ist er in der Lage, lose Stränge am Schluß zu verknüpfen. Daß Harness in den USA trotz allem nur mäßiger Erfolg beschieden war, mag z.T. an seinen wenigen Veröffentlichungen liegen. Eigentlich ist er eine Entdeckung der britischen New Wave, die ihn fast enthusiastisch feierte, als seine Werke Mitte der siebziger Jahre nachgedruckt wurden. Neuerdings ist er wieder aktiv, und wie man hört, sind drei neue Bücher neben einigem Kurzmaterial bei Moewig in Vorbereitung. Bleibt zu hoffen, daß Harness nach Die Rose und Todeskandidat Erde, die vor Jahren bei Heyne veröffentlicht wurden, nun ein breiteres Lesepublikum erreicht. Zwar sind seine Theorien oft wilde Phantasieblüten und seine Romane reine Melodramen, aber er ist einer der wichtigsten Ideen -Autoren in der SF; ein Mann, der eine ganze Reihe englischer Autoren beeinflußte und größere Publizität weiß Gott verdient hätte.
Jürgen Stürmer
Wolfgang Jeschke
Der letzte Tag der Schöpfung
MÜNCHEN 1981, NYMPHENBURGER VERLAGSHANDLUNG
Mit viel Einfallsreichtum, geschickter Feder und ironischen Zwischentönen spult Heyne-SF-Herausgeber Wolfgang Jeschke eine Story ab, die aufhorchen läßt: Da kommen ein paar US-Militärs auf die Idee, den Scheichs das Öl in der Vergangenheit unterm Hintern wegzupumpen. Ihnen dient die Erfindung eines „Zeitkäfigs“ (der Autor läßt hier keine Zeitmaschine erfinden, die „mal so“ funktioniert, sondern unterminiert diese Erfindung durchaus plausibel), um eine US-Mannschaft 5 Millionen Jahre in die Vergangenheit versetzen zu können. Wie sich jedoch sehr bald herausstellt, haben die Verantwortlichen eine Kleinigkeit übersehen: Jede Handlung in der Vergangenheit ändert automatisch die Zukunft (ohne daß die
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