Scream Street - Der Vampirzahn
immer das Wichtigste, dass die Monster glücklich waren. Selbst als ich einem Angriff zum Opfer fiel und das hier passierte, standen die Ungeheuer an erster Stelle!« Er hielt Luke seine Zigarre vor die Nase. »Wenn die nicht magisch wären, könnte ich überhaupt nicht atmen!«
Der Verwalter verpasste Luke einen solchen Tritt, dass er hinfiel. »Dafür werdet ihr bezahlen«, spie er. »Wenn ich alle Relikte beisammenhabe, werde ich jedermann in dieser scheußlichen Straße für immer und ewig zu den Feuern des Unterlands verbannen!«
Luke spürte wieder das vertraute Gefühl der Verwandlung, aber diesmal würde es nicht nur eine teilweise werden. Sein Gesicht dehnte sich, Zähne brachen aus seinen blutigen Gaumen. Durch die Fingerspitzen platzten Krallen hervor und ihm sprossen am ganzen Körper Haare.
Im Nu hatte Luke vollständige Werwolfsgestalt. Er sprang auf und ging zähnefletschend auf Sir Otto zu.
Der Verwalter schnappte sich einen Schraubenschlüssel aus dem Werkzeugkasten und schleuderte ihn Luke entgegen, der an der Schulter getroffen wurde. Er heulte auf vor Schmerzen, machte einen Satz vorwärts und schloss seine kräftigen Kiefer um Sir Ottos Arm.
Diesmal traf der Schraubenschlüssel Luke im Gesicht, sodass er zu Boden stürzte. Der Verwalter warf nun den gesamten Werkzeugkasten auf Luke. Schnell rollte sich der Werwolf weg, und die schwere Metallkiste krachte neben ihn zu Boden, ohne Schaden anzurichten.
Da drang ein Schrei durch den Raum. »Rhesus!«, rief Cleo. »Irgendwas geht hier vor!«
Rhesus legte gerade seinen Umhang um, den er Dixon abgenommen hatte, und schaute dann zu Cleo hinunter. Von den Bandagen der Mumie stieg Rauch auf.
»Irgendwas ist hier!«, rief Cleo. »Nein - irgend jemand ! Die Maschine zieht wieder einen Geist von den Toten empor!«
Rhesus raste zur Schalttafel. Im selben Moment begann der Generator heftig zu beben.
Währenddessen tobte der Kampf zwischen Luke und Sir Otto weiter. Wieder und wieder schnappte der Wolf nach dem Verwalter, der wild um sich schlug. Sir Otto machte einen Ausfallschritt, aber der Wolf sprang im letzten Moment hoch, sodass der Verwalter gegen den
Apparat krachte und sich im Drahtgewirr verhedderte.
Heulend sprang Luke auf Sir Otto und entblößte die Zähne. Der Verwalter schrie auf und schloss die Augen, als der Werwolf sich auf ihn stürzte. Ein Ratschen ertönte, als Luke Sir Ottos Tasche zerriss und sowohl Stolpersteins Geschichten aus der Scream Street als auch Graf Negatovs Vampirzahn mit seinen Zähnen schnappte.
Dann kletterte Luke knurrend wieder von ihm runter. Sir Otto schluchzte hilflos. Zufrieden, dass der Kampf vorüber war, trottete der Werwolf zu Cleo hinüber, die noch immer festgebunden war.
»Halte den Generator an!«, heulte Cleo. »Er kommt!«
»Ich versuch’s ja!«, rief Rhesus, der einen Schalter nach dem anderen ausprobierte. Der Vampir musste hilflos mitansehen, wie plötzlich Licht zwischen den Lücken von Cleos Bandagen hindurchschimmerte.
Ein Poltern erfüllte den Raum. Sir Otto, der nur so getan hatte, als ob er in Tränen aufgelöst sei, griff erneut Luke an. Der Wolf fiel auf den Rücken und stieß dem Verwalter die Beine in den Bauch.
Dann verpasste er ihm einen so heftigen Tritt, dass Sir Otto fast mit einem Rückwärtssalto auf den Generator krachte. Dadurch lösten sich Cleos Befestigungen, und sie konnte sich seitlich herauswinden, als gerade ein voll ausgeformter Poltergeist mit einem Schrei aus dem Generator hervorbrach.
Entsetzt sah Rhesus zu, wie der Geist einem Energieblitz gleich durch die Luft auf Luke zusauste. Schnell hechtete der Vampir auf seinen Freund zu, zog Stolpersteins Geschichten aus der Scream Street aus dem Maul des Werwolfs und lenkte mithilfe des silbernen Umschlags den kreischenden Geist ab, sodass dieser quer durch den ganzen Raum in die Schalttafel an der Wand segelte.
Die Schalttafel explodierte. Drähte und Kabel zischten lautstark, während der Poltergeist wieder in die Maschine zurückgesogen wurde, die ihn erschaffen hatte.
Das Brummen des Generators wurde leiser, Cleo ließ sich gegen den bewusstlosen Sir Otto sinken, und Rhesus beobachtete verblüfft, wie mit einem Flackern die Glühbirne an der Decke anging.
13. Kapitel
Die Babe
»Hier entlang«, sagte Rhesus zu der Warteschlange, die sich durch sein ganzes Haus in den Keller hinunterschlängelte. Unten im Abwasserkanal
stand Luke und reichte den Bewohnern der Scream Street Bücher, Gemälde und
Weitere Kostenlose Bücher