Scream
sprühten entlang der Wand, und das Kreischen von Metall war ohrenbetäubend. Durch die Risse im Glas der Windschutzscheibe sah Mike, wie Jack mit den Füßen auf der zerbeulten Kühlerhaube des Volvo Halt suchte und sich Taylor zuwandte, die schützend ihren Arm vors Gesicht hob, als er sein Knie gegen die Scheibe der Fahrertür wuchtete.
Die Scheibe brach und zerstob splitternd um ihren Kopf. Trotz der heulenden Sirenen konnte Mike ihre Schreie hören.
Jack brüllte ihr etwas zu und reckte sich ans Fenster. Taylor streckte die Hand aus und zog ihm einen Gegenstand aus der Tasche, der wie ein Schweizer Messer aussah. Sie klappte eine Klinge aus und machte sich daran, den Gurt zu durchschneiden.
Mit der Spitze eines Kugelschreibers zerstach Mike die aufgeblasenen Airbags. Der Expedition hatte sich wieder von ihm abgesetzt. Taylor war auf den Beifahrersitz geklettert, und das Letzte, was Mike beobachten konnte, war, wie sich Jack mit den Beinen voran durch das Türfenster in den Geländewagen quetschte.
Jack setzte sich ans Steuer und stellte fest, dass der Wagen tatsächlich manövrierunfähig war. Er versuchte, den Gang herauszunehmen, was sich aber ebenfalls als zwecklos erwies. Der Wagen raste mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Die Tachonadel zeigte auf hundertzwanzig.
Wieder steuerte der Expedition auf die Tunnelwand zu. Taylor schrie. Jack schlang ihr seinen Arm um die Brust und stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür, um dem Aufprall entgegenzuwirken.
Der schwere Wagen kratzte an der Wand entlang und versprühte eine Gischt aus Funken, die bis ins Innere vordrangen. Sirenengeheul hallte durch den Tunnel. Jack sah Mikes Volvo im Rückspiegel. Von dem Truck fehlte jede Spur. Wo zum Teufel war Fletcher?
Der Expedition wechselte die Spur. Es schien, als steuerte er auf die andere Wand zu, beschleunigte aber mit röhrendem Motor und raste, aus dem Tunnel auftauchend, über die Interstate 93 nach Norden. Die kleine Streifenwagenflotte war ihnen voraus und hatte den Verkehr zur Seite gedrängt.
Von dem Geräusch eines Dieselmotors aufmerksam gemacht, sah Jack auf der rechten Spur den Truck von hinten seitlich aufschließen. Die Scheibe auf der Beifahrerseite des Expedition war zwar gesprungen, aber noch in einem Stück. Jack hätte sie mit einem Fußtritt zerschlagen können, doch dazu fehlte die Zeit, zumal Taylor auf den Rücksitz hätte ausweichen müssen. Er zog die Beretta aus dem Schulterholster und entsicherte sie mit dem Daumen.
»Duck dich!«
Taylor warf ihren Oberkörper auf die Knie und hielt sich die Ohren zu. Er drückte ab. Das Glas explodierte.
Fletcher rückte näher und fuhr das Fenster herunter.
»Er wird dir was rüberreichen«, rief Jack Taylor zu. »Leg’s auf das Armaturenbrett und lass es nicht fallen.«
Taylor richtete sich auf. Fletcher streckte den linken Arm aus; seine langen Finger hielten den Funkstrahler umklammert. Taylor nahm das Gerät entgegen und befestigte es mit Hilfe seiner Saugnäpfe auf dem Armaturenbrett. Jack klappte den Aschenbecher auf und steckte den Adapter in den Schacht des Zigarettenanzünders. Dabei entdeckte er die beiden Schwarzweißfotos auf dem Boden zwischen Taylors Füßen. Amandas tote Augen starrten ihm entgegen. Ebenso die von Taylor.
Damit hat er sie geködert. Jetzt wird er dich umbringen.
Einen Unfall mit dem Wagen würde der Sandmann nicht herbeiführen wollen, denn der garantierte nicht den Tod seiner Opfer. Nein, es war damit zu rechnen, dass er das nutzte, worüber er Kontrolle hatte: eine ferngesteuerte Bombe. Vielleicht hatte er sie bereits in den Wagen eingebaut.
Um den Wagen steuern und die Bombe zünden zu können, musste der Sandmann in der Nähe sein. Jack schaute sich um, sah aber nur Streifenwagen und Fletchers Truck.
Der Funkstrahler hatte einen einzigen Schalter. Er legte ihn um und spürte eine leichte Vibration unter den Fingerspitzen.
Die Tachonadel stand bei hundertzwanzig, kletterte dann auf hundertfünfundzwanzig … hundertdreißig …
Er musste Taylor irgendwie in Sicherheit bringen.
LIII
Der Sandmann folgte dichtauf. Er hielt das Steuer mit der Linken und bediente mit der Rechten die Tastatur seines Laptops, der neben ihm auf dem Beifahrersitz lag. Die in den Rückspiegel des Expedition eingebaute Kamera mit Faseroptik war auf Jack gerichtet, der gerade mit ungläubiger Miene auf den Tacho starrte. Hoffte er tatsächlich noch, der Wagen würde langsamer werden? Und was war das für ein Ding, das ihm
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