Scream
lag mit der Rückseite nach oben. Darauf standen handgeschriebene Worte, etwas wie ein Gedicht. Doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf das zweite Foto, ebenfalls von einer Frau auf einem Seziertisch mit einer ähnlichen Wunde. Nur das Gesicht war anders.
Es war ihr eigenes Gesicht.
Taylor fuhr auf die rechte Spur. Sie näherte sich einer Ausfahrt. Ruf Jacks Freund Mike an. Abrams, so heißt er mit Nachnamen. Mike Abrams. Mach, dass du aus dem Wagen rauskommst, und ruf ihn an.
»Das kann ich leider nicht zulassen«, sagte der Mann, dessen Stimme wie die von Jack klang.
Der Expedition kehrte gegen ihren Willen auf die linke Spur zurück. Hinter ihr hupte jemand.
Nein … das kann nicht sein.
Sie packte das Steuerrad mit beiden Händen und schlug es nach links ein. Es ließ sich ohne jeden Widerstand bewegen, doch der Wagen fuhr geradeaus.
Das Steuer war nutzlos. Sie hatte keine Kontrolle mehr über den Wagen.
Er blieb auf der Überholspur, wie von selbst oder ferngesteuert.
Nicht zu fassen. Wie soll so etwas möglich sein?
Taylor hielt das Steuer gepackt und trat mit Wucht auf die Bremse. Der Wagen reagierte nicht.
Die Türen verriegelten sich.
O Gott, nein …
Im Rückspiegel sah sie blaue und weiße Alarmlichter in der heißen Luft flirren, Dutzende wie es schien, angeführt von einem silbernen Pick-up.
Der Expedition beschleunigte, und die Wucht, mit der das geschah, drückte sie in den Sitz zurück.
»Bleib dran, Taylor«, meinte der Mann am Telefon. »Jetzt wird’s lustig.«
LI
Malcolm Fletcher zeigte keine Angst, keine Überraschung – nichts. Dass er eine Kolonne von Streifenwagen und Fahrzeugen voller F BI – Agenten mit über hundert Stundenkilometern Geschwindigkeit auf dem Highway anführte, schien für ihn so selbstverständlich zu sein wie das Atmen.
Manchmal warf er einen Blick auf den Laptop, der auf der Konsole zwischen den beiden Sitzen ruhte. Unter dem Rückspiegel klebte ein Navigationsgerät an der Windschutzscheibe; darauf war eine Straßenkarte zu sehen. Jack starrte auf das rot blinkende Symbol eines Autos. Taylor war ganz in der Nähe. Er blickte auf.
»Da.« Jack zeigte mit dem Finger auf den Geländewagen.
Die Fahrzeuge vor ihr wichen nach rechts aus, doch Taylor fuhr mit unvermindertem Tempo weiter.
»Schließen Sie zu ihr auf«, sagte Jack und öffnete das Fenster auf der Beifahrerseite. Die hereinströmende Zugluft klang wie das Knattern von Segeln im Sturm.
Er konnte nur ihren Hinterkopf erkennen. Taylor blickte nach vorn und hielt mit beiden Händen das Steuerrad gepackt, die Arme ausgestreckt, als wappnete sie sich gegen einen Aufprall.
Erschrocken drehte sie ihm ihr Gesicht zu. Ihre Augen waren tränenfeucht und voller Entsetzen. Sie schrie ihm etwas zu, nahm die Hände vom Steuer und zerrte am Sicherheitsgurt. Ihr rechter Fuß trat pumpend auf die Bremse.
Himmel, er hat die gesamte Steuerung manipuliert.
Als er mit dem Ford Expedition auf gleicher Höhe war, rückte Fletcher näher heran. Jack streckte den Arm durchs Fenster und langte nach dem Türgriff. Die Tür ließ sich nicht öffnen.
Die weiße Fahrbahnmarkierung rauschte rasend schnell zwischen den beiden Fahrzeugen dahin, die Sirenen heulten. Er zerrte am Griff in der verzweifelten Hoffnung, dass die Tür nur klemmte. Taylor hämmerte mit den Fäusten gegen die Scheibe und versuchte, sich aus ihrem Gurt zu befreien. Er glaubte, von ihren Lippen ablesen zu können, was sie ihm zuschrie:
»ICH HÄNGE FEST! ICH KOMM NICHT RAUS!«
Er wehrte sich gegen die Panik, die ihn zu übermannen drohte. Du hast eine Chance, sie zu retten, auch wenn nicht mehr viel Zeit bleibt. Lass dir was einfallen.
Taylor steckte in ihrem eigenen Auto in der Falle und raste auf die Mautstelle des Highways zu, ohne abbremsen oder ausweichen zu können.
Jack ließ sich in den Sitz zurückfallen. »Er hat die Steuerung lahmgelegt und die Türen versperrt«, rief er.
»Hinter Ihrem Sitz ist ein grüner Rucksack.« Fletcher war die Ruhe selbst. »Darin steckt ein Ding, das aussieht wie ein Radarwarner. Holen Sie es raus.«
Jack drehte sich um. Durchhalten, Taylor, durchhalten, dachte er, während er den Rucksack durchwühlte, der voller elektronischer Geräte war. Der Detektor lag zuunterst.
»Das Ding stößt Radiowellen in hoher Frequenz aus, ähnlich wie das Gerät, mit dem ich die Elektronik im Haus ausgeschaltet habe«, erklärte Fletcher. »Sie muss es nur bei sich über den Adapter in den Zigarettenanzünder
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