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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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den Timer der Bombe in Gang gesetzt. Korrekt? Oder habe ich etwas übersehen?«
    Burke kaute auf seiner Zigarre und starrte Jack an. Seine grünen Augen waren so hart wie Murmeln. Der kühle Wind frischte auf. Möwen kreischten.
    »Im Schlafzimmer da oben sind jede Menge Spuren, die von der Bombe verwischt werden sollen. Und Sie sagen mir, ich soll von hier verschwinden?«
    »Ich will nur, dass Sie Ihren Kopf anstrengen, statt sich von Ihrer Wut auf den Kerl bestimmen zu lassen«, erwiderte Burke. »Vor einem Monat hatten Sie Glück. So glimpflich kommen Sie diesmal möglicherweise nicht davon.«
    »Tatsache ist, dass er Dutzend Gelegenheiten hatte, uns und die ganze Stadt plattzumachen. Aber das hat er nicht. Warum nicht? Weil er’s nicht kann. Seine Bombe funktioniert nicht, und er hält sich irgendwo versteckt, ist stinksauer und träumt von seinem nächsten Coup. Sie und ich, wir wissen, dass er wieder zuschlagen wird, und vielleicht haben wir dann nicht mehr die Möglichkeit, uns zu unterhalten. Wir sind dann entweder tot oder suchen in Trümmern nach Leichenteilen. Und die ganze verfluchte Welt wird uns dabei zusehen. Ende der Story.«
    Burke starrte ihn an.
    »Überzeugen Sie mich davon, dass ich falschliege, und ich werde diesen Anzug zurücklegen und gehen«, sagte Jack.
    Burke wandte sich ab.
    »Glauben Sie nur ja nicht, dieser Anzug könnte Sie schützen«, warnte er. »Wenn das Ding hochgeht, wird man Ihre Leiche ins Grab rieseln lassen können.«

II
    Der Schutzanzug war von Med-Eng Systems, dem laut Burke besten Hersteller für solche Produkte. In dem grünen, dick gepolsterten und mit zahllosen Gurten versehenen Ding kam sich Jack vor wie in Autoreifen eingepackt. Helm und Visier schotteten ihn gegen alle Geräusche von außen ab. Als er an dem Spiegel im Flur vorbeikam, glaubte er einer Kreuzung aus einem grünen Pillsbury Doughboy und einem Astronauten gegenüberzustehen.
    Im Obergeschoss folgte Burke dem Schienenstrang des Roboters Johnny Fingers, der zur Entschärfung von Bomben eingesetzt wurde. Jack schob sich hinter ihm her, ungelenk und tapsig wie ein Säugling bei seinen ersten Gehversuchen. Sein heißer Atem roch nach Kaffee und rauschte in seinen Ohren. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und versuchte, seinen pelzig anmutenden Gaumen zu befeuchten. Von den Schweißperlen, die ihm in den Augen brannten, konnte er sich nur blinzelnd befreien.
    Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Jack sah über Burkes Schulter hinweg auf zugezogene Fenstervorhänge aus blauem Jeansstoff. Auf der rechten Seite stand vor einer Zimmerecke ein großer Fernsehschrank, in dem sich auch ein Kassettenrecorder und etliche Videokassetten befanden. Auf dem Parkettfußboden bemerkte Jack in der Nähe von Burkes linkem Stiefel eine dünne Blutspur.
    Der Anschlag auf das Haus der Roths war damals völlig überraschend gewesen. Jack hatte sich mental nicht darauf vorbereiten können. Diesmal war es anders. Diesmal wusste er, was ihn erwartete. In den Stunden, die er auf Burke gewartet hatte, hatte er jene innere Haltung aufgebaut, die ihm aus seiner Zeit als Profiler vertraut war und ihm half, die schauerliche Szene, die sich ihm im Schlafzimmer bieten würde, möglichst sachlich zu betrachten.
    Doch er musste vorsichtig sein. Eine solche Haltung ging auch immer mit der Gefahr einher, in ein schwarzes Loch einzutauchen und kranke Vorstellungen zu entwickeln. Dass es dazu kam, durfte er nicht zulassen.
    Burke betrat das Schlafzimmer und verschwand hinter der Tür, die nach links aufgeschwungen war. Jack blieb im Flur zurück und starrte auf das Blut am Boden, gefasst darauf, dass sich der Puls beschleunigte, seine Glieder zu zittern anfingen oder die Knie weich wurden. Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, er war ruhig und zuversichtlich, dem Ansturm aufwühlender Empfindungen standhalten zu können.
    Jack legte die behandschuhte Hand an den Türpfosten, überquerte die Schwelle, wobei er darauf achtete, nicht in die Blutspuren zu treten, und hob den Blick.
    Hellrote Spritzer und Zickzacklinien schrien von den Wänden und der Zimmerdecke. Links vom Bett befand sich ein kleiner Junge, an einen Stuhl gefesselt und den Kopf nach vorn geneigt. Jack musste nicht näher hinsehen; er ahnte, dass ihm die Kehle aufgeschlitzt worden war. Zwei Schritte vor dem Fußende des Bettes lag der Vater, Patrick Dolan, bis auf eine violette Turnhose aus Nylon nackt.
    Jack spürte sein Herz schneller schlagen. Ruhig … ruhig

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