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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Küche, hier in Marblehead. Das Haus war heruntergekommen. Er renovierte Zimmer für Zimmer, was den günstigen Nebeneffekt hatte, dass er sich von seinen Erinnerungen ablenken konnte. Dann dachte er an Taylor Burton, seine Freundin, die jetzt im Flieger von Los Angeles saß, wo sie die vergangenen zwei Wochen verbracht hatte.
    Doch die Vergangenheit nagte immer noch an ihm.
    Er ging nach oben, zog seine Sportsachen an und verließ das Haus, um die übliche Runde zu laufen, zehn Kilometer durch stille Vorstadtstraßen und bis zur Erschöpfung, die die Bilder in seinem Kopf verbrennen ließ wie Filmnegative, unter die ein brennendes Streichholz gehalten wurde.
    Er duschte, schlüpfte in frische Jeans und ein weißes Oxford-Hemd. Es war Viertel vor drei. Um fünf würde Taylor zurück sein. Er hatte sich mit ihr gegen sechs zum Barbecue im Garten ihres Hauses verabredet. Es waren also noch gut drei Stunden totzuschlagen.
    Er ging mit einem Kofferradio in den Hinterhof, wo im Schatten zwischen zwei Bäumen eine Hängematte gespannt war. Er platzierte das Radio auf einem Baumstumpf, stellte den Sportsender ein und legte sich in die Hängematte. Über den blauen Himmel zogen dicke weiße Wolken.
    Doch das Bild des geknebelten Familienvaters Patrick Dolan, der sich seinem Sohn und seiner Frau nicht mehr hatte verständlich machen können, wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er konzentrierte sich auf das im Radio übertragene Baseballspiel, sah sich selbst auf den Rängen des Stadions im Fenway Park und bildete sich ein, den Geruch von Hot Dogs und Bier wahrzunehmen und zu hören, wie Schläger und Ball zusammentreffen. Endlich beruhigt, schlief er ein.
    Er träumte von einem menschenleeren Strand, der ihm vage bekannt vorkam. Der Himmel darüber war schwarz und sternenlos. Eine kalte Brise wehte über das Meer heran, doch das Wasser, in dem er bis zu den Knöcheln stand, war so warm und einladend wie ein Duschbad. Er war nicht allein.
    Amanda hatte sich kaum verändert. Ihre großen Augen waren dunkelblau und die schulterlangen Haare mit einem roten Band am Hinterkopf zusammengefasst. Der tiefe Schnitt am Hals glich einem schaurig lächelnden Mund. Das weiße Oxford-Hemd und die gebleichten Jeans waren voller Blut. Sie stand am Ufer und hatte die Hände tief in den Taschen vergraben.
    Hi, Schatz. Wie geht’s?, fragte sie.
    Ganz gut.
    Lange nicht gesehen. Seit wann eigentlich nicht mehr? Seit fünf Jahren?
    So ungefähr.
    Du siehst gut aus. Kein bisschen dicker geworden. Und wie’s scheint, so kräftig, dass du Autos stemmen kannst.
    Dafür tue ich auch eine Menge. Gewichtheben und Laufen. Vor allem Laufen.
    Du bist immer gelaufen, wenn du Sorgen hattest. Was ist los?
    Nichts.
    Und warum stehst du da im Wasser?
    Nur so.
    Du arbeitest doch nicht etwa wieder als Profiler, oder?
    Nein.
    Sie musterte ihn mit kritischem Blick.
    Damit ist Schluss seit … Das war einmal.
    Du hast diesen Job nie wirklich aufgegeben, Case. Er ist ein Teil von dir, so wie dieser Ort und das, was da unten im Wasser vor sich geht. Wie nanntest du es noch gleich? Versinken in einem tiefen schwarzen Loch?
    Er starrte ihr in die Augen und empfand einen unbeschreiblichen Schmerz in der Brust.
    Du fehlst mir, Amanda.
    Du mir auch, Liebster, ich fühle mich sehr einsam, hier an diesem endlos langen Strand. Und da ist niemand, mit dem ich mich unterhalten könnte. Ich wünschte, Sidney wäre hier.
    Wer?
    Sidney, unsere Tochter. So habe ich sie genannt.
    Wo ist sie? Ich würde mich gern mit ihr treffen.
    Amandas Miene verfinsterte sich.
    Sie ist da unten, unter Wasser. Bei den anderen, erwiderte Amanda, und ihr Gesicht war so dunkel wie der Himmel über ihr.
    Da sollte sie nicht sein.
    Ich weiß, aber sie wollte nicht kommen, als ich nach ihr gerufen habe.
    Da muss ich wohl nach ihr sehen und sie – Nein. Du kannst da nicht wieder runter. Du weißt doch, was letztes Mal mit dir geschehen ist-was uns geschehen ist.
    Jack blickte aufs Wasser. Es war so dick und schwarz wie Tinte.
    Versprich mir, Jack, versprich mir, dass du nicht wieder hineintauchst.
    Versprochen.
    Wirst du dein Wort diesmal halten?
    Jack schreckte aus dem Schlaf auf. Er war schweißgebadet und zitterte am ganzen Körper. Im Hintergrund hörte er den Nachbarsjungen nach seinem Hund rufen.
    Taylors Haus war mit Schindeln gedeckt, es hatte zwei aus Ziegeln gemauerte Schornsteine auf beiden Giebelseiten und eine breite Veranda, die sich über die gesamte Vorderseite erstreckte. Nach hinten

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