Scream
verengten sich. »Haben Sie eine Freundin, Detective Casey?«
Jack überlegte, welche Absicht Fletcher mit dieser Frage verfolgen mochte. »Eine Freundin?«
»Ja. Oder einen Freund. Jemanden, mit dem Sie ein exklusives Bumsverhältnis pflegen.«
»Ich bin mit einer Frau zusammen. Warum fragen Sie?«
»Sie waren im Haus dieser Frau, als er anrief.«
Jack spürte einen kalten Schauer im Nacken. »Ja. Wie können Sie das wissen?«
»Er wollte Sie an einem Ort erreichen, an dem Sie sich sicher fühlen – um zu demonstrieren, dass er Sie in der Hand hat. Er hat wahrscheinlich auch damit gedroht, ihr an den Kragen zu gehen, wenn Sie ihm zu nahe kommen, stimmt’s?«
»Ich bin beeindruckt.«
»Aber deswegen sind Sie nicht gekommen, oder?« Fletcher grinste.
Jack tippte mit dem Zeigefinger auf das Foto, das Veronica Dolan in einem roten Bikini am Strand einer Tropeninsel zeigte, zusammen mit ihrem Sohn, den sie an sich drückte; Alex’ Gesicht leuchtete vor Freude, das Lächeln seiner Mutter war warm und liebevoll.
Jack hatte speziell dieses Foto aufgedeckt, weil es ihn auf eine besondere Weise anrührte, und er hoffte, dass der Anblick von Mutter und Kind, vielleicht auch die Schönheit ihres Körpers oder ihres Lächelns Fletcher dazu brächte, sich auch die anderen Bilder anzusehen und mit einer Gefühlsregung zu reagieren.
Doch er sah nicht hin. Jack nahm das Foto und hielt es ihm vor die Augen.
»Das ist Veronica Dolan, die Frau, die ans Bett gefesselt wurde und den Mord an Mann und Kind mit ansehen musste.«
Fletcher starrte immer noch am Foto vorbei Jack ins Gesicht. Jack wartete. Draußen war wieder das wütende Keifen des Jungen zu hören.
»Wollen Sie sich das Bild nicht ansehen?«
»Sie möchten mir eine emotionale Reaktion entlocken. Wie langweilig.«
»Ich dachte, Sie würden vielleicht etwas bemerken, das mir bislang entgangen ist.«
»Von einem Mann mit Ihrem Hintergrund wäre zu erwarten, dass er sich elegantere Methoden angeeignet hat.«
Jack legte das Bild auf den Stapel zurück, faltete die Hände und wartete.
»Wie ist sie gestorben?«
»Sie wurde erwürgt«, antwortete Jack.
»Und das Opfer letzten Monat?«
»Kam bei der Bombenexplosion ums Leben. Er lag gefesselt und geknebelt auf seinem Bett.«
»Er. Ein männliches und ein weibliches Opfer also. Atypisch. Und die anderen Familienmitglieder? Was ist mit denen passiert?«
»Sie wurden an Stühle gefesselt und um das Bett platziert. Der Täter hat ihnen die Kehle aufgeschlitzt.«
»Mit einem oder mehreren Schnitten?«
»Mit einem, vermute ich.«
»Und womit?«
»Das lässt sich nicht feststellen. Die Explosion hat alle Spuren verwischt. Was von den Opfern übrig geblieben und ans Ufer gespült worden ist, reichte nicht für eine gründliche Autopsie.«
»Bemühen Sie Ihre Vorstellungskraft.«
»Vielleicht war es eine Waffe, die einschüchternd wirken sollte, ein Jagdmesser etwa mit langer, breiter Klinge.«
»Warum kein Messer aus der Küche?«
»Das würde darauf schließen lassen, dass er schlecht vorbereitet war und improvisieren musste. Nein, er hat sich alle Abläufe tausendmal durch den Kopf gehen lassen und alles bedacht.«
»Warum hat er sie ans Bett gefesselt?«
»Um seine Opfer zu demütigen, um ihnen Angst zu machen und alle Hoffnung zu nehmen.« Jack sträubte sich gegen die Vorstellungen, die in ihm wachgerufen wurden. »Als ultimative Form der Bestrafung.«
»Habe ich einen Nerv getroffen, Detective Casey?«
»Was glauben Sie, warum er sie ans Bett gefesselt hat?«
»Ich bin ganz Ihrer Ansicht. Das erste Opfer, welchen Beruf hatte der Mann?«
»Er war Psychiater im Bridgewater State Hospital, eine Anstalt für psychisch Kranke, die straffällig geworden sind.
Wir gehen seine Patientenkartei durch; vielleicht zeigt sich dort eine Verbindung.«
»Und die Frau?«
»Soviel ich weiß, war sie Hausfrau. Wir gehen der Frage noch nach.«
»Was lässt sich über die Bomben sagen?«
»Die erste hatte einen C4-Sprengsatz und einen Zeitzünder, der mit einer Infrarotlichtschranke hinter der Tür verbunden war. Als ich sie öffnete, wurde der Zeitzünder in Gang gesetzt. Das ist alles, was wir wissen.«
»Und die zweite Bombe ist nicht hochgegangen.«
»Richtig.«
»Wie war sie konstruiert?«
»Ein Laptop mit Telefonanschluss diente als Impulsgeber. Ein Anruf, und sechs Barren Semtex H wären explodiert. Aber zum Glück hat die Sache nicht funktioniert.«
»Eine selbst gebaute Bombe, die sich durch einen
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