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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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glaubte aber, in diesen großen schwarzen Augen so etwas wie Freude funkeln zu sehen.
    »Rufen Sie an«, wiederholte Jack. »Sie wollen doch nicht, dass Ihnen ein Fehler unterläuft.«
    Jack sah, wie Flechters Zeigefinger über den Abzug strich, auf und ab.
    »Sie sind Gefangener Ihrer Rolle, in die Sie freiwillig geschlüpft sind«, sagte Fletcher. »Sie verstehen sich als Konvertit und hoffen auf einen Gnadenakt, der Ihre Wunden heilt.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht, wovon Sie reden, aber –«
    »Ich empfehle Ihnen als Lektüre Camus’ Der Mythos von Sisyphos. Sie werden erstaunliche Parallelen darin finden.«
    Jack wollte etwas sagen, doch Fletcher drückte ihm einen Finger auf die Lippen und ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Für Sie ist es an der Zeit zu verschwinden.«

XII
    Die FBI-Niederlassung in La Jolla war ein sechsgeschossiges Gebäude aus verspiegeltem Glas und mit der futuristischen Anmutung, die man für gewöhnlich mit Los Angeles in Verbindung brachte. Es lag am Ende einer kaum befahrenen Straße, mehrere Meilen vom Zentrum entfernt. Eine dazugehörige Cafeteria befand sich am Rand einer Klippe der zerklüfteten Pazifikküste. Treppenstufen, aus Beton gegossen, führten von dem bewachten Parkplatz für die rund zweihundert Beschäftigten zum Haupteingang hinunter. Es gab allerdings nur eine Handvoll von Männern und Frauen, die für das BMP arbeiteten. Die anderen waren Angestellte von Firmen, die mit staatlich geförderten und in der Regel als geheim klassifizierten Projekten beauftragt waren.
    Alans Vergleich mit einem Tresor war nicht übertrieben gewesen. Als Munn den Fahrstuhl verließ, betrat er einen winzigen Vorraum, beleuchtet von einer einzigen Lampe, die in die Decke eingelassen war. Vor ihm befand sich eine hohe Stahltür, daneben eine Metallplatte mit Tastatur und einem Schlitz für Key Cards. Er führte seine Karte ein und tippte den achtstelligen Universalcode ein, mit dem er sich Zugang zu sämtlichen Räumen in diesem Gebäude verschaffen konnte und gleichzeitig die thermographischen Sensoren deaktivierte, die Personen anhand ihrer Wärmeausstrahlung identifizierten. Er öffnete die Tür, ging durch einen langen Korridor und fragte sich, welche Forschungsprojekte solche strengen Sicherheitsmaßnahmen notwendig machten.
    Er schritt durch ein Labyrinth enger Gänge und Türen, die alle mit Key Card und Code geöffnet werden mussten. Die Korridore waren fensterlos; es roch darin nach umgewälzter Luft und Putzmitteln. Männer und Frauen mit Aktenkoffern, Handys und Pagern eilten an ihm vorbei. Sie trugen Ausweise und Key Cards an Bändern um den Hals oder an die Gürtel gesteckt und hatten ihren Blick auf die vor ihnen liegenden Aufgaben gerichtet. Wahrscheinlich braucht man hier auch einen speziellen Code, um aufs Klo gehen zu können, dachte er. Einen fürs Klopapier und noch einen für die Wasserspülung.
    Munn durchstreifte das vierte Obergeschoss. Er suchte das Büro des Doktors. Zwei Stockwerke über ihm steuerte gerade Paul DeWitt auf die Rechenzentrale zu, wo der Hauptcomputer und die Sicherheitssysteme untergebracht waren. Jeder Angestellte hatte seinen eigenen Zugangscode, über den jedes Türöffnen registriert wurde. Paul wollte herausfinden, ob der Doktor irgendwelche Räume aufgesucht hatte, die unter besonderer Bewachung standen.
    Munn hätte sich auf seinen Job konzentrieren sollen. Er wusste, wie viel davon abhing, musste aber immer wieder an die großen Villen denken, die er auf der Fahrt hierher gesehen hatte. Seine Frau Anni (nein, deine Exfrau, erinnerte ihn die nervtötende Stimme im Inneren) wohnte jetzt in einem ähnlichen Haus in Palm Beach, Florida, zusammen mit einem stinkreichen Knacker, der sein Softwareunternehmen für einen obszön hohen Preis an Microsoft verkauft hatte. Sie hatte mit ihm – Dale Pinkle (Munn kam über diesen Namen einfach nicht hinweg) – schon seit fünf Jahren ein Verhältnis, doch als er dann das große Los zog, wechselte sie die Seiten, um ein Leben in Saus und Braus führen zu können. Das war vor acht Monaten gewesen. Sie hatte ein paar Sachen gepackt und war erster Klasse nach Florida geflogen – ohne Vorwarnung, ohne Brief oder Anruf. Einfach verschwunden, auf Nimmerwiedersehen. Nach einundzwanzig Ehejahren. Er war überzeugt, zumindest eine Erklärung verdient zu haben, etwas mehr als die lapidaren Worte »Ich komme nicht zurück«.
    Munn war am Ende eines Korridors angelangt und konzentrierte sich wieder auf seinen

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