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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Mutismus bemerkbar. Er steuert auf eine Katatonie zu. Eine Behandlung mit Clozapin würde ihn vielleicht von seinen Halluzinationen befreien, aber was wäre dann? Die Realität ist erbarmungsloser als die Stimmen, die er hört. Er hat sich in seiner verrückten Welt eingerichtet und findet womöglich Trost in seinen wahnhaften Vorstellungen.«
    »Eine interessante Ansicht.«
    »Wer hat Ihnen meinen Namen genannt?«
    »Ein Kollege vom FBI in Boston.«
    »Seit wann tratscht das F BI? Sie müssen schon genauer sein, wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe.«
    »Mike Abrams.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Er war’s, der mich auf Sie aufmerksam machte. Er hat Ihren Namen in alten Akten entdeckt. Sie sollen dreiundzwanzig Serienmörder überführt haben. Eine stolze Leistung.«
    Charlie hörte auf zu schreien. Mit Blick durchs Fenster sah Jack, wie der Junge mit wutverzerrtem Gesicht und Schaum vorm Mund auf einen Baum einprügelte.
    »In der Mordsache, an der ich gerade arbeite, fesselt der Täter sein Opfer ans Bett und zwingt es, dabei zuzusehen, wie die anderen Mitglieder der Familie abgeschlachtet werden. Dann ruft der Killer Neun-eins-eins, verstellt seine Stimme mit einem Stimmenverzerrer und deponiert eine Bombe am Tatort. Vergangenen Monat tötete er zwei Polizisten aus Marblehead mit einem Sprengsatz aus C4.«
    Fletcher hörte zu. Sein Blick war ruhig, sein Gesicht ohne jede Regung.
    »Ich hätte Sie auch angerufen, aber wir konnten Ihre Telefonnummer nicht ausfindig machen«, sagte Jack.
    »Ich habe kein Telefon.«
    »Aber einen Computer.«
    »Offenbar wissen Sie nicht weiter, sonst hätten Sie wohl kaum einen so weiten Weg in Kauf genommen.« Fletcher neigte den Kopf zur Seite und schien einen Gedanken zu verfolgen. Seine Augen waren wie zwei schwarze Löcher, die das spärliche Licht in dem kleinen Zimmer aufzusaugen schienen. »Ich habe den Eindruck, Sie sind ein Mann mit Phantasie.«
    »Ich würde mich gerne mit Ihnen über diesen Fall unterhalten. Hätten Sie einen Moment Zeit?«
    Fletcher antwortete nicht. Er musterte Jack mit irritierend kaltem Blick. Jack versuchte, dem standzuhalten, und hatte das Gefühl, als erforschte dieser Mann die dunkelsten Windungen seines Gehirns, um seine verborgenen Wunden, Ängste, Geheimnisse und Wünsche in Augenschein zu nehmen.
    Dann, als hätte er eine amüsante Entdeckung gemacht, schmunzelte Fletcher und warf ihm die kleine Ledermappe zu.
    »Setzen Sie sich, Detective Casey. Mein Interesse ist geweckt.«

XI
    Jack saß in einem Sessel vor der Fensterseite. Er streifte das Gummiband vom Aktenordner, schlug den Deckel auf und präsentierte Fletcher seine Ermittlungsunterlagen, indem er sie auf dem kleinen Kaffeetisch verteilte. Die Morgensonne tauchte hinter den Baumwipfeln auf. Gelbe Lichtstrahlen fielen über Jacks Schulter auf den Tisch.
    »Was ist über VICAP zu erfahren?«, erkundigte sich Fletcher. Er hatte seine Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände gefaltet und legte das Kinn auf die Daumen. Seine Augenlider zwinkerten kein einziges Mal.
    »Ich habe die Datenbank nicht konsultiert.«
    »Warum nicht?«
    »Computern traue ich nicht.« Jack wich Fletchers Blick aus und schob ihm den Recorder näher, auf dem sein Gespräch mit dem Sandmann aufgezeichnet war.
    »Das überrascht mich. Ihre Generation opfert doch jeden originellen Gedanken auf dem Altar der Technologie. Wissen Sie, wie viele Fälle dank VICAP gelöst werden konnten?«
    Jack lehnte sich zurück. »Kein einziger.«
    »Reichlich wenig für eine Investition von Zigmillionen Dollar.«
    Im Sonnenlicht tanzten Staubpartikel, hell wie Diamanten. Es fiel auf Fletchers Gesicht, doch seine Augen blieben schwarz und undurchdringlich.
    Jack deutete auf die Fotos der Familie Dolan, die er auf dem Nachttischchen gefunden hatte. Fletcher nahm sie nicht zur Kenntnis; er starrte vor sich hin.
    »Das ist die zweite Familie«, erklärte Jack. »Zum Glück ist die Bombe nicht hochgegangen. So konnten wir den Tatort gründlich untersuchen. Diese Bilder lagen gleich neben dem Bett. Vermutlich hat der Sandmann sie dort –«
    »Der Sandmann.« Fletcher lachte tief und kehlig, was sich weder angenehm noch einladend anhörte. »Haben Sie ihm diesen lächerlichen Namen gegeben?«
    »Nein. So nennt sich der Killer selbst. Ich habe erst gestern Abend mit ihm gesprochen und das Gespräch aufgezeichnet.« Jack deutete auf den Recorder.
    »Haben Ihre Kollegen die Aufnahme schon gehört?«
    »Nein.«
    »Hmmm.« Fletchers Augen

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