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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Job. Er nahm den Zettel aus seiner Anzugjacke und warf einen Blick auf die Wegbeschreibung. Anscheinend war er am Ziel. Rechts gab es drei Türen, alle nummeriert. Nummer vier-neun-sechs, die letzte, führte zu Gardners Büro.
    Munn steckte seine Karte in den Schlitz und tippte den Universalcode ein, den Alan ihm genannt hatte. Ein rotes Licht leuchtete auf: Zugang verweigert. Seltsam, dachte Munn. Mit dem Universalcode hätten sich eigentlich alle Türen in diesem Gebäude öffnen lassen müssen.
    Auf einem der Zettel, die Munn mit sich führte, war auch Gardners Zugangscode notiert. Er führte die Karte wieder in den Schlitz und gab diese Ziffernfolge ein.
    Das Licht wechselte von Rot auf Grün. Das Schloss sprang auf.
    »Na bitte«, meinte er laut und schob mit der Schulter die Tür auf.
    Der Lichtschalter war direkt neben der Tür. Zwei Halogen-Stehlampen an der rechten Wand leuchteten auf, als er den Schalter drückte. Er betrat den Vorraum. Die schwere Tür hinter ihm fiel leise ins Schloss.
    Sechs blaue Plastikstühle standen um einen niedrigen Glastisch, auf dem Zeitschriften lagen, die zwei Jahre und älter waren. An den weißen Wänden hingen gerahmte Fotografien von Ansel Adams. Über der Tür, die zum Büro des Doktors führte, war eine Überwachungskamera montiert.
    Er stellte den Spurensicherungskoffer auf dem Boden ab und zog seine Latexhandschuhe aus der Tasche. Eingedenk der vornehmen Umstände, unter denen Gardner lebte, hätte man eigentlich annehmen können, dass es ihm ein Leichtes gewesen wäre, ein paar Dollar mehr für ansehnliche Wandbilder zu investieren oder zumindest für aktuellere Zeitschriften zu sorgen. Doch die Knauserigkeit überraschte Munn nicht. Reiche Leute waren meist nur sich selbst gegenüber großzügig; wenn es um ihre Angestellten ging, hielten sie kleinkrämerisch den Daumen aufs Geld. Als Gruppe fand Munn die Reichen ausgesprochen langweilig, weshalb er auch nicht verstehen konnte, warum Annie auf einen Geldsack hereingefallen war.
    Annie ist weg, sie kommt nicht mehr zurück, finde dich damit ab und mach dich an die Arbeit.
    Er nahm den Koffer wieder zur Hand, ging zur Tür und steckte seine Karte in den Schlitz des elektronischen Schlosses an der Wand. Wieder gab er Gardners Code ein. Wieder leuchtete grünes Licht auf, und klickend entriegelte sich die Tür.
    Er machte Licht. Verglichen mit dem tristen, funktionellen Vorzimmer sah das Büro aus wie von Martha Steward eingerichtet. Der Schreibtisch aus Mahagoni hatte die Maße eines Billardtisches. Links hinten in der Ecke standen hinter einer Sitzgarnitur aus burgunderrotem Leder zwei dunkle Anrichten, auf denen orientalische Vasen und Figurinen zu sehen waren. Gleich links hinter der Tür befand sich der Zugang zur Toilette. Eine Key Card war dafür offenbar nicht nötig.
    Die Vorhänge vor dem Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte, waren zugezogen. Munn überquerte den Perserteppich und zog sie auf. Helles Sonnenlicht fiel in den Raum. Der Blick reichte weit über die verwitterten Klippen aufs Meer hinaus. Munn schuftete seit Jahr und Tag, würde es aber zu einem solchen Büro nie bringen, geschweige denn zu dem Lebensstil eines Mannes wie Gardner. Annie, an seiner Seite noch Hausfrau, vögelte jetzt einen alten Knacker, der ihr einen solchen Ausblick tagtäglich bieten konnte. Verrückt, wie das Leben spielte und einen für harte Arbeit entlohnte.
    Du fängst schon wieder davon an, Henry.
    Er schüttelte den Gedanken ab, ehe er sich weiter ausbreiten konnte. Es galt, einen Job zu erledigen.
    Laut Alan kam die Putzkolonne seit neun Wochen einmal pro Woche, und zwar samstags. Sie leerte die Mülleimer, putzte die Toiletten, saugte die Teppiche und wischte Staub, putzte vielleicht sogar die Fenster. Fingerabdrücke oder sonstige Spuren würden also verschwunden sein. Damit hatte er gerechnet.
    Trotzdem wunderte er sich, wie aufgeräumt der Schreibtisch des Doktors war. Die Schreibunterlage schien ganz neu zu sein, ebenso der Stapel weißer Notizblocks. Neben der Tiffanylampe waren ein Füllfederhalter, ein Kassettenrecorder und ein silberner Locher sorgfältig angeordnet. Das Ganze sah aus wie für ein Werbefoto arrangiert. Er zog die untere Schublade auf und fand darin einige Hängeordner, die aber allesamt leer waren. Die Schublade darüber enthielt Schreibpapier, eine Schachtel voller Stifte und ein Telefonbuch, wiederum tadellos geordnet.
    Munn hatte das zweite Büro von Gardner gesehen, das in seiner

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