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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Schweiß von der Stirn. Er sah nur hohe Kiefern und Schmutz. Wo war Fletcher? Hielt er sich im Haus auf? Hatte er das Klopfen nicht gehört? Sein Mitbewohner im Studentenwohnheim des Colleges war, wenn er schlief, kaum zu wecken gewesen. Vielleicht hatte Fletcher einen ähnlich tiefen Schlaf.
    Jack stand auf, nahm den Aktenordner in die Hand und öffnete die Fliegengittertür. Es war vielleicht nicht richtig, ohne Erlaubnis einzutreten, doch die lange Fahrt und der Anlass seines Besuchs zerstreuten seine Bedenken.
    Er legte den Aktenordner auf den Küchentisch, ging zur Treppe und schaute nach oben. Er sah drei Türen, die offen standen. Dahinter war es dunkel, doch die Musik kam zweifellos aus einem der Zimmer im Obergeschoss.
    »Mr. Fletcher? Sind Sie zu Hause?«
    Jack wartete und lauschte. Über die Musik hinweg konnte er hören, wie der Junge draußen mit den Schuhen auf dem Schotter scharrte.
    »Mr. Fletcher?«
    Er ging zurück ins Wohnzimmer und trat vor eins der Fenster zur Veranda und schaute in den Wald. Das Wohnzimmer war an die zwanzig Quadratmeter groß, sauber und aufgeräumt. Nichts, weder Nippes noch sonst irgendwelche Gegenstände, deutete auf den Charakter desjenigen hin, der hier wohnte. Aufschluss boten allenfalls der Laptop, der auf dem kleinen Kaffeetisch aus Ahorn lag, und die Bücher in den Regalen hinter dem Fernseher. Es handelte sich vor allem um Computerhandbücher und dergleichen, aber da waren auch mehrere gebundene Werke mit Titeln in deutscher, französischer und lateinischer Sprache. Eines kannte Jack: Le Morte d’Arthur. Der in Goldbuchstaben auf den Buchrücken geprägte Titel war stellenweise abgeblättert. Er nahm es zur Hand und blätterte durch vergilbte, stockfleckige Seiten. Der Text war auf Französisch.
    Ein ehemaliger Profiler mit sagenhafter Erfolgsbilanz liest fremdsprachige Literatur, wohnt hier draußen am Ende der Welt in einer Bruchbude mit Computer, aber ohne Telefon. Wie passt das zusammen?
    Die Musik verstummte.
    »Ein Einbrecher, der lesen kann. Was für eine erfreuliche Überraschung«, stellte eine Stimme hinter ihm fest.
    Jack fuhr auf dem Absatz herum. Neben dem Küchentisch stand ein Mann. Er hielt die rechte Hand hinter dem Rücken verborgen und stützte sich mit der linken auf dem Aktenordner ab.
    »Sind Sie Malcolm Fletcher?«
    Der Mann lächelte. »Haben Sie jemand anderen hier erwartet?«

X
    Malcolm Fletcher war rund eins neunzig groß undberührte mit dem Kopf fast die Decke. Die leicht gebräunte Gesichtshaut war straff und ohne Falten, was es kaum möglich machte, sein Alter zu schätzen. Auf den muskulösen Armen trat ein Geflecht blauer Adern hervor. Die breite Brust und die kräftigen Schultern schienen wie aus Beton gegossen zu sein. Er trug eine schwarze Hose, schwarze Stiefel und ein schwarzes Hemd, das aus den Nähten zu platzen drohte.
    Was aber Jacks Aufmerksamkeit mehr als alles andere auf sich lenkte, waren die Augen des Mannes. Pupillen und Regenbogenhaut gingen konturlos ineinander über und bildeten zwei pechschwarze Flecken, die so groß waren wie eine Vierteldollarmünze. Jack sah sich intensiv starrenden, taxierenden Blicken ausgesetzt. Es schien, dass sein Gegenüber darüber nachdachte, wie er ihn, Jack, dafür strafen konnte, dass er in sein Haus eingedrungen war.
    »Le Morte d’Arthur. Interessant, dass Sie ausgerechnet dieses Buch aus dem Regal genommen haben.« Seine Stimme klang sanft, fast hypnotisierend. Sie hatte einen leichten Akzent, einen britischen vielleicht, aber Jack war sich nicht sicher. »Haben Sie es gelesen?«
    »Vor Jahren, während meines Studiums.«
    »Und wie fanden Sie es?«
    »Ich weiß es nicht mehr, ich hab’s vergessen.«
    »Es geht darin um Aufstieg und Untergang eines mächtigen Königreiches. Die Kräfte, die es zur Blüte gebracht haben, waren schließlich auch verantwortlich für seinen Zerfall.«
    »Vielleicht sollte ich es irgendwann noch einmal lesen.« Jack stellte das Buch zurück. »Mr. Fletcher, mein Name ist –«
    »Jack Casey.«
    Seinen Namen ausgesprochen zu hören überraschte ihn so sehr, dass ihm die Kinnlade herabfiel. Blinzelnd versuchte er, seine müden Augen zu fokussieren.
    Fletcher kam drei Schritte näher. Er bewegte sich vorsichtig, wie ein Skorpion, der auf Beute aus war. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Schmunzeln.
    Die Hand, die er hinterm Rücken verborgen hielt, kam blitzschnell zum Vorschein. Zwischen zwei langen Fingern klemmte Jacks kleine schwarze Mappe,

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