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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Monate alten Tochter Alexandra. Zu dumm, dass er nicht weiß, dass er neben zwei Bomben steht, bepackt mit einer ordentlichen Ladung C4.«
    In Jacks Brust baute sich ein schmerzhafter Druck auf. Er setzte den Wagen auf die Straße zurück und raste los. Die eingeschaltete Sirene machte ihm die Bahn zwischen der linken und rechten Spur frei.
    »Lassen Sie die andern aus dem Spiel«, verlangte Jack. »Halten Sie sich an mich.«
    »Es geht in der Tat um Sie, Jack. Um Ihren Wortbruch. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich zurückhalten, aber Sie wollen nicht hören. Wenn die anderen sterben, sind Sie schuld daran. Ich nicht.«
    Jack spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Es steckten Worte darin, die herauswollten. Nur nicht betteln. Das ist es ja, was er will.
    »Die anderen haben mit dieser Sache nichts zu tun, das wissen Sie. Wenn Sie Ihre Wut abreagieren müssen, richten Sie sie doch gegen mich.«
    »Sie können Ihre Kollegen nicht retten, Jack.«
    Die lang gezogene Rechtskurve, die zum Neck führte, war fast erreicht.
    »Sie haben diese Burschen zum Tode verurteilt. Von Ihren Entschuldigungen werden sie nichts mehr mitbekommen. Sparen Sie sich die für deren Witwen auf.«
    »Bitte, ich flehe Sie an.« Jacks Worte klangen gequetscht. »Lassen Sie sie leben, und ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass ich mich aus den Ermittlungen raushalte.«
    »Sie haben Ihre Chance vertan. Aber ich kann Sie verstehen, Jack. Wir sind uns ja so ähnlich. Es steckt uns im Blut. Dieses unwiderstehliche Verlangen.«
    »Hören Sie –«
    »Es wird Zeit, dass Sie mit diesen dunklen Gefühlen wieder in Berührung kommen, Jack. Zeit, die Schutzmauern einzureißen.«
    »NEIN–«
    Über das Handy hörte er den Explosionsdonner, der ihn erschütterte, als wäre er ihm direkt ausgesetzt. Das Handy glitt ihm aus der Hand und fiel zu Boden. Aus dem winzigen Lautsprecher tönten die Schreie der Kollegen. Gütiger Himmel, bitte, lass sie nicht sterben.
    Und dann hörte er wieder die Stimme des Sandmanns mit spöttischem Bedauern: »Ihre Arme, Jack, und die Gesichter … die armen Kerle verbluten. Und was soll jetzt aus ihren Frauen werden, den Kindern. Herrje, was haben Sie da angerichtet?«

XVIII
    Als Ronnie Tedesco die erste Detonation hörte – es war definitiv eine Bombe und kein Feuerwerksböller schnappte er sich instinktiv die Frau und das vierjährige Mädchen, die zwei Schritte neben ihm standen, um sie nach oben ins Haus zu bringen. Sie hätten gar nicht hier draußen sein dürfen. Das war zu gefährlich.
    Aber er konnte sie nicht einfach packen. Jack Casey hatte klare Anweisungen erteilt: Taylor Burton durfte auf keinen Fall erfahren, dass sie überwacht wurde. Ronnie, der früher beim Geheimdienst für den Personenschutz zweier Präsidenten eingesetzt worden war, hatte das kritisiert und eingewandt, eine solche verdeckte Maßnahme sei kindisch. Doch Casey hatte nicht auf ihn hören wollen.
    Ronnie stand bis zu den Knien im Wasser der privaten Badebucht, die durch eine Reihe großer Felsblöcke vom übrigen Strand abgetrennt war. Es waren nur wenige Leute zugegen, hauptsächlich ältere. Sie hatten faulenzend auf ihren Liegen und Decken gelegen, waren aber, als die Bomben detonierten, aufgeschreckt und starrten nun durch den Dunst der schwülen Luft in Richtung Neck. Hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille suchte Ronnie nach einem weißen Mann Ende zwanzig, Anfang dreißig (Caseys dürftige Personenbeschreibung, die verdammt noch mal auf jeden dritten Bewohner der Stadt zutraf). Er hatte die ganze Gegend bereits mit dem Fernglas abgetastet.
    »Was war das?«, fragte die kleine Rachel. Sie trug einen Badeanzug mit einem aufgestickten silbernen Fisch und watete durchs Wasser. Wie ihre Tante hatte sie eine Baseballkappe der Red Sox auf dem Kopf.
    »Keine Ahnung«, antwortete Taylor.
    »Aber es war sehr laut.«
    »Ja, du hast recht.« Taylors Stimme klang besorgt.
    »Schreit da jemand?«
    Der Pager in Ronnies Hosentasche vibrierte.
    Er warf einen Blick auf Paul Sherman, einen großen, stämmigen Mann in weiten braunen Shorts und einem weißen T-Shirt. Er stand dicht hinter Taylor wie auch die beiden anderen Kollegen, die Ronnie für diesen Einsatz ausgewählt hatte. Die Pistolen steckten im Bund ihrer Shorts, waren aber nutzlos. Wenn es der Kerl, den Casey den Sandmann nannte, auf die Frau abgesehen hatte, würde er ihr wahrscheinlich eine Bombe ins Haus schicken. Sie bekam so viel Post, dass eine Briefbombe nicht weiter auffallen

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