Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
Vom Netzwerk:
wird er Taylor und ihre Nichte umbringen«, erklärte Jack. »Das ist keine leere Drohung. Er träumt davon, schon seit langem.«
    »Warum hat er dich heute nicht getötet? Gelegenheit hatte er.«
    »Er hat so viel mehr davon. Momentan bin ich für ihn keine Bedrohung. Wenn aber irgendwann doch, wird er mich aus dem Weg räumen.«
    Mike seufzte. »Dass sie nichts weiß, gefällt mir nicht. Sie ist ihm wehrlos ausgeliefert. Ebenso Rachel.«
    Jack berichtete ihm, dass er mit Taylor in ihrem Haus sprechen wollte.
    »Wann?«, fragte Mike.
    »Ronnie will zuerst das Haus nach Wanzen absuchen und einen Abhörschutz einrichten. Das kann ein bisschen dauern. Wir müssen vorsichtig und darauf gefasst sein, dass uns der Sandmann beobachtet.«
    »Das gefällt mir nicht, Jack. Ganz und gar nicht.«
    »Verstehe, aber was bleibt mir anderes übrig?«
    »Glaubst du wirklich, der Kerl hat euch im Auge?«
    »Freitagabend, warst du da mit Michelle essen?«
    »Ja, warum?«
    »Der Sandmann hat euch gesehen.«
    Mike war sichtlich irritiert. »Wieso spioniert er ausgerechnet mir und Michelle nach?«
    »Ich weiß nicht, aber er war so nah dran, dass er sogar euer Gespräch mit anhören konnte.«
    Mikes Miene verfinsterte sich. Er war auf der Hut. »Was hat er gesagt.«
    »Nichts Konkretes.«
    »Hat er Drohungen geäußert?«
    »Nein, aber um sicherzugehen, solltest du Vorkehrungen zum Schutz deiner Frau und der Kinder treffen. Vielleicht wär’s sogar gut, sie untertauchen zu lassen, bis der Spuk hier vorbei ist. Michelle hat doch Verwandtschaft in Colorado, stimmt’s?«
    »Denver.« Mikes Stimme klang wie entrückt, seine Miene verriet Angst. »Ich werde sie gleich anrufen.«
    »Du musst damit rechnen, dass er uns die ganze Zeit beobachtet und belauscht.« Jack gab ihm sein Handy. »Damit kannst du’s wagen, es ist verschlüsselt.«
    Jack stieg aus dem Auto, machte die Tür zu und sah, wie Mike das Handy ans Ohr legte. Er dachte an die vorbildliche Ehe seines Freundes, seine vier Kinder und das glückliche Familienleben, das sie führten, schüttelte diese Gedanken aber gleich wieder ab, als wären sie die wahnhaften, zerstörerischen Eingebungen eines Trinkers.
    Jetzt nur kein Selbstmitleid, Jack. Der Sandmann hat dich gewarnt, und du hast nicht auf ihn gehört. Geh damit um.
    Jack blickte zurück auf die Plane. Ein Sanitäter beschwerte sie an den Rändern mit Steinen. Doch schon bald darauf fuhr wieder ein heftiger Windstoß darunter, und Jack sah Barrys blutige Hand.
    Ein Bild tauchte in seiner Erinnerung auf, das schon fast einem Gedanken gleichkam. Er war sich nicht sicher, hatte aber das vage, tröstliche Gefühl, an etwas Vertrautes anknüpfen zu können. Einen Moment später fiel ihm ein, was es war.
    Der Nachtportier eines billigen Motels steht vor der Tür zu Zimmer 306 und übergibt sich. Draußen über den Highway rauscht dichter Verkehr. Das Zimmer ist nur spärlich beleuchtet, aber er kann den alten Fernseher erkennen, die stockfleckige Wandverkleidung und den schmutzigen gelbbraunen Teppich. Der Spiegel an der Wand hinter dem Fernseher ist voller Blut und Gewebe. Der Ermittler am Tatort hat die Frauenleiche mit einer dunklen Wolldecke abgedeckt, doch eine Hand ist noch sichtbar und ausgestreckt, als suchte sie den Geliebten. Von den gespreizten Fingern tropft Blut. Sie sind nur wenige Zentimeter von dem Nachttisch entfernt, auf dem eine Bibel liegt. Das Buch der Offenbarung ist aufgeschlagen.
    Die Tote ist ein Mädchen namens Virginia Mathers, eine sechzehnjährige Ausreißerin und Prostituierte, das jüngste Opfer in Ray Keatings heiligem Krieg.
    Bruchstücke des Gesprächs am Freitag fügten sich dem Bild hinzu, Worte des Sandmanns: Ray Keating. Sie haben ihn den Metzger von Michigan genannt. Zutreffenderweise, möchte man meinen. Aber dass er Verse aus der Offenbarung zitiert haben soll, während er sie zu Wurst verarbeitet hat – also bitte, so was sieht man doch in jedem schlechten Horrorstreifen.
    Ray Keating, ein arbeitsloser Klempner, hatte in zwei Jahren achtzehn Prostituierte ermordet und jedes Mal einige scheinbar unauffällige Indizien am Tatort zurückgelassen, dank deren seine Ergreifung letztlich relativ einfach gewesen war. Es schien sogar, dass er darauf gewartet hatte. (»So will es Gott«, erklärte er in seinem breiten Südstaatenakzent. »Er hat mir gesagt, der Teufel werde kommen, und ich müsse mich darauf vorbereiten.«)
    Im Keller seines heruntergekommenen Hauses waren vier Kreuze aus fünf mal

Weitere Kostenlose Bücher