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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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driften sanft durch den Wind: »Bis die Sterne vom Himmelfallen, Jack. Für immer.«
    Erinnerungen können grausam sein. Jack schreckte aus seinen angenehmen Träumen auf. Er war allein im drückend heißen Schlafzimmer und hörte das Gemurmel der Kollegen im Zimmer nebenan. Das Foto von Amanda war an die Wand gepinnt. Es stammte aus dem Karton, den jetzt der Sandmann hatte.
    »Jack?«
    Simpson, der Agent, der ihn ins Haus gerufen hatte, stand hinter ihm. Er lächelte, war aber sichtlich auf der Hut. »Wann waren Sie das letzte Mal hier?«
    Jack dachte nach.
    »Freitag, am späten Nachmittag.« Die eigene Stimme klang ihm fremd. Er räusperte sich. »Ich war hier, um mich umzuziehen, und bin dann zurück zu meiner Freundin gefahren. Warum?«
    »Sie haben hier also nicht geschlafen?«
    »Nein.«
    Jack sah einen weiteren Agenten ins Zimmer kommen und ans Fenster treten, vor das er ein schwarzes Tuch spannte und festheftete.
    »Was soll das?«
    »Gedulden Sie sich noch einen Moment«, bat Simpson. »Ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Simpson zog ein ähnliches schwarzes Tuch aus der Tasche und hängte es vor das andere Fenster. Jack sah den beiden Männern zu. Warum zum Teufel decken sie die Fenster ab? Er dachte wieder an das Foto von Amanda und versuchte, es sich in allen Einzelheiten zu vergegenwärtigen.
    Mike Abrams kam ins Schlafzimmer. »Die Spezialisten sind jetzt da und werden nach Wanzen suchen. Sie fangen im Parterre an.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Viel Zeit werden sie nicht brauchen.« Mike musterte Jacks Miene. »Was ist los?«
    Mir wär’s lieb, du würdest all die Leute hier nach Hause schicken. Das ist alles. Jack deutete auf Simpson, der gerade das zweite Fenster verhängt hatte. »Kannst du mir erklären, was das soll?«
    Mike schüttelte den Kopf. Der Tacker verstummte endlich. Es war dunkel im Schlafzimmer und unerträglich heiß. Jack hörte draußen den Nachbarjungen lachen und den Welpen kläffen.
    »Wenn jetzt das Licht eingeschaltet wird, können Sie’s sehen«, erklärte Simpson. Er stand neben einer der beiden Nachtkonsolen, auf denen jeweils eine Lampe stand. »Darauf hat er’s angelegt. Wir sind darauf gekommen, weil einem meiner Kollegen die Glühbirnen aufgefallen sind.«
    Bevor Jack eine Frage stellen konnte, nickte Simson einem Kollegen zu, der an der Tür stand und auf sein Zeichen hin Licht machte.
    Der Sandmann hatte die Glühbirnen gegen ultraviolett strahlende Leuchtmittel ausgetauscht, wie sie in Diskotheken oder Nachtklubs zum Einsatz kamen. Bettlaken und Hemden, Zähne und Augen glühten grellweiß auf. Simpson deutete auf die Zimmerdecke. Jack folgte seinem Blick und sah Worte aus gelb leuchtenden Buchstaben, sorgfältig ausgemalt und so ausgerichtet, dass man sie vom Bett aus lesen konnte.

    Es fliegt der Wurm
    unerkannt des Nachts
    und durch heulenden Sturm;
    erfand dein Bett
    voll purpurner Lust,
    seine düstere Liebe
    zernagt dir die Brust.
    »Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?«, fragte Simpson.
    Jack kannte die Antwort. Es war ein Gedicht von William Blake: »Die kranke Rose«. Miles Hamilton hatte jemanden beauftragt, diese Zeilen auf die Rückseite eines Autopsiefotos meiner Frau zu schreiben, und es mir am Tag nach der Beerdigung in mein Postfach legen lassen.
    Mike trat an Jack heran. »Ergibt das irgendeinen Sinn für dich?«
    Jack blickte unverwandt zur Decke hinauf. »Es ist ein Gedicht über das Böse.«

XXIII
    Die Bilder auf dem Aktiv-Matrix-Monitor des Laptops waren gut zu erkennen, ruckelten aber ein wenig, da ihre Wiedergabe zeitverzögert war. Die im Schlafzimmer installierte Überwachungskamera schickte die Aufnahmen über eine Telefonverbindung an den Server. Der Server speicherte die empfangenen Videobilder auf einer Festplatte und leitete sie per Funk an das Handy weiter, das der Sandmann an seinen Laptop angeschlossen hatte. Der zeigte nun mit einer Zeitdifferenz von rund einer Minute, was in Jack Caseys Schlafzimmer vor sich ging.
    In diesem Moment war zu sehen, wie Jack das schwarze Tuch vom Fenster riss. Helles Sonnenlicht flutete ins Zimmer. Nach einer kurzen Pause, in der weitere Bilder geladen wurden, konnte der Sandmann erkennen, dass Jack beide Hände zu Fäusten ballte und an seine Schenkel presste. Die Agenten, die mit ihm im Zimmer waren, starrten ihn an. Sie rührten sich nicht, sagten kein Wort und verzogen keine Miene. Anscheinend wollten sie das Tier in ihrer Nähe nicht provozieren.
    Per Tastendruck zoomte der Sandmann auf Jacks

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