Scream
Gesicht. Knapp eine Minute später sah er sich von ihm fixiert.
Der Sandmann wünschte, mit ihm im Zimmer sein zu können. Der Schrecken und die Angst, die Jack zu schaffen machten, ließen sich am intensivsten aus nächster Nähe genießen.
Mike Abrams flüsterte seinem Freund Jack etwas ins Ohr, so leise, dass der Sandmann über seine Kopfhörer nicht hören konnte, was er ihm mitteilte. Abrams hatte diesen überlegenen, allwissenden Blick, der so typisch war für alle Therapeuten – komm zu mir, ich kenne alle Antworten, lass dir von mir helfen. In Wahrheit wussten sie einen Scheißdreck. Schmerzmanagement ließ sich nicht aus Büchern aneignen. Man musste wie in einer erzwungenen Ehe damit umzugehen und zu leben lernen, und wer dazu willens und bereit war, konnte im Schmerz einen Weg finden, der zur Selbstverwandlung führte.
Jack blinzelte. Ein eigentümliches Licht trat in seine Augen; es schien von innerer Hitze gespeist zu werden und Funken zu sprühen. Was geht in deinem kranken Hirn jetzt vor?
Lächelnd ließ der Sandmann die Kamera zurückfahren. Na los, Jack. Führ mir was Lustiges vor.
Jack warf einen Blick in den Flur und schaute dann wieder hinauf ins Objektiv. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert.
Der Sandmann fuhr das Video ein Stück zurück. Da. Jack war auf irgendetwas im Flur aufmerksam geworden, eine Person oder einen Gegenstand. Um wen oder was es sich handelte, war nicht zu sehen. Die Kamera im Schlafzimmer konnte nur zoomen, ließ sich aber nicht schwenken. Der veränderte Ausdruck in Jacks Gesicht war jedoch unverkennbar.
Er weiß Bescheid. Er weiß, dass ich ihn beobachte.
Seine Handyanrufe zurückzuverfolgen war ausgeschlossen, wohl aber die über eine stehende Telefonleitung geschickten Videosignale. Spezialisten würden den Server aufspüren können, doch darüber machte sich der Sandmann keine Sorgen. Er lächelte. Möglich, dass sie das Haus finden und darin den Server und die Computeranlage. Ja, er wünschte ihnen sogar Erfolg. Denn wenn sie an dem Computer herumbastelten, würde die darin versteckte Bombe hochgehen.
Die Jungs vom FBI werden das Videosignal entdeckt, Jack darüber aufgeklärt und geraten haben, mich bei Laune zu halten. Clever, Jack, aber du musst noch sehr viel lernen.
Der Sandmann hämmerte wütend auf die Tasten und gab den Code zur Initialisierung des Serverschutzprogramms ein, das wiederum die Bombe aktivierte. Dann loggte er sich aus und wartete, bis die Modemverbindung getrennt wurde. Auf dem Bildschirm gefror das Bild von Jack. Es löste sich in unzählige Pixel auf und verschwand vollends.
Zu dumm, Jack, du warst einfach nicht schnell genug.
Diesmal nicht, fügte eine warnende Stimme hinzu.
Er wurde ein wenig nervös. Jack war nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte an diesem Nachmittag die drahtlose Überwachungskamera entdeckt. Erstaunlich. Sein düsterer Verstand, mit dem er früher etliche Serientäter überführt hatte, war aus seinem erzwungenen Winterschlaf offenbar wieder erwacht und öffnete ihm die Augen.
Er hatte Glück gehabt, mit dem Leben davongekommen zu sein, aber der Sandmann wusste, dass Jack nicht aufgeben würde, nach ihm zu fahnden. Das heutige Blutvergießen hatte ihn in seiner Entschlossenheit nur bestärkt. Der Sandmann lächelte. Solche Motivationsschübe waren ihm nicht fremd.
Er blickte von seinem Laptop auf. Der Fernseher in der Flughafenbar strahlte einen Bericht über den Bombenanschlag in San Diego aus. Er hatte die Bombe so gebaut, dass sie nur über Gardners Zugangscode gezündet werden konnte (der mit vielen anderen interessanten Informationen auf dem Zentralrechner des Forschungsinstituts abgelegt worden war). Jetzt war es offiziell: Das FBI bestätigte Gardners Verschwinden.
Dass die Schnüffler seine wahre Identität aufdeckten, fürchtete der Sandmann nicht. Er hatte alle Spuren auf der BMP-Datenbank gelöscht. Auch in Gardners Haus oder Büro war kein Hinweis auf ihn zu finden, und er selbst, der gute Doktor, lag, mit Gewichten beschwert, irgendwo im Pazifik auf dem Meeresgrund, vermutlich längst von Fischen gefressen.
Das FBI war eingeschaltet worden und ahnte wahrscheinlich schon, dass ein Patient aus dem streng geheimen Behavioral Modification Program Zugang zu ihrem System und ein paar hässliche Daten heruntergeladen hatte. Was für ein Skandal, wenn diese Informationen an die Öffentlichkeit kamen!
Und das würden sie.
Aber zuerst musste er sich um die anderen Familien kümmern. Dann
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