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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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gerade in Gedanken. Ich hätte da was für Sie.« Als er zufällig zum Rückspiegel aufblickte, sah Jack etwas Weißes darin gespiegelt. Er fuhr mit dem Kopf herum und starrte.
    »Jack?«
    Er musste sich anstrengen, um antworten zu können. »Ich rufe zurück.«
    Auf der Rückbank lag ein Kopfkissenbezug. Er war voller Flecken – eingetrocknetes Blut, wie es schien – und gehörte zu Amandas Bettwäsche. Der Bezug hatte in dem Karton gelegen, der sich jetzt im Besitz des Sandmanns befand. Wann hatte er den Bezug ins Auto gelegt? Schon vor Stunden am Strand oder als sie alle hier im Haus waren?
    Jack nahm den Stoff von der Rückbank und hielt ihn wie eine zarte Blume in der Hand. Er machte die Augen zu, drückte ihn ans Gesicht und sog das Parfüm ein, ihren Duft, die einzige lebendige Erinnerung an sie.
    Amanda, warum musstest du mich verlassen?
    »O Gott, ich vermisse dich so sehr.«
    Wenig später klingelte das Handy.
    Er räusperte sich, nahm den Anruf entgegen und sagte: »Tut mir leid wegen eben.«
    »Gehen Sie schon unter, Jack?«, fragte der Sandmann.
    Er beobachtet dich, jetzt, in diesem Moment.
    Jack stieß die Tür auf und stürmte mit dem Kissenbezug in der Hand durch den Vorgarten auf die Straße hinaus. Wie ein halluzinierender Trinker sah er sich nach allen Seiten um. Wo versteckst du dich, du Bastard, wo zum Teufel hältst du dich versteckt?
    Der Nachbar wurde auf ihn aufmerksam. Er sah Jacks verstörte Miene und den fleckigen Bezug, legte wortlos eine Hand auf den Kopf seines Jungen und schickte ihn und das Hündchen ins Haus.

XXIV
    Im Traum ist die mitternächtliche Luft erstickend heiß und so schwül wie in einem Dampfbad. Der Wald mit Myriaden summender Insekten scheint zu kochen, und am pechschwarzen Himmel steht der Vollmond, der die Laubkronen mit einer silbern schillernden Decke überzieht. Schweißperlen tropfen wie Tränen von seinem Gesicht. Moskitos schwirren umher, und in den Zweigen schnarren Zikaden. Hinter dem Scheunentor hört er die Schreie eines Jungen.
    Er hat seine Pistole gezogen, stößt vorsichtig das Tor auf und hofft inständig, dass ihn der Wahnsinnige nicht hört. Es ist dunkel, aber das Mondlicht drängt wie ein Keil durch die schmale Öffnung, und er sieht Gasbehälter, gestapelte Holzscheite und einen alten rostigen Rasenmäher. Der Boden ist voller Müll, alten Zeitungen und verrotteten Essensresten.
    Auf leisen Sohlen tritt er ein. Zu seiner Erleichterung ist nichts zu hören.
    Er schließt das Tor und kann die Hand nicht vor den Augen erkennen. Es stinkt nach faulem Heu und Schimmel; darunter mischt sich der scharfe, saure Geruch, den seine Achseln ausdünsten.
    Aus der Tiefe dringen wieder die Schreie des Jungen an sein Ohr. Und da ist noch ein Geräusch: das Surren eines Motors. Der Motor setzt aus, und der Junge stößt einen qualvollen Schrei aus, so gellend, dass die Dielenbretter vibrieren und sein Herz verkrampft. Er will flüchten, zwingt sich aber, zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Er ist allein, ohne Rückendeckung und muss aufpassen. Wenn er jetzt über irgendeinen Gegenstand am Boden stolpert oder die Dielen unter seinen Füßen knarren, wird der Mann im Keller, Charles Slavitt, gewarnt sein und ihm auflauern. Oder er wird den Jungen, sein Folteropfer, töten.
    Er riskiert es, die taktische Lampe an seiner Beretta einzuschalten. Ein dünner Strahl durchschneidet die Dunkelheit. Er richtet ihn auf den Boden und schleicht voran.
    Nach langer Suche findet er endlich eine Leiter, die nach unten führt. Der Junge hat aufgehört zu schreien. Er winselt und weint. Sein herzzerreißendes Schluchzen schürt Jacks Wut. Aus dem Keller dringt fahles Licht nach oben. Von der Einstiegsluke aus sieht Jack die Schlagschatten eines Gitters und bewegte Schemen dahinter. Metall klappert. Ding-dingding. Schreie.
    Doch es ist nicht nur eine Stimme. Es sind mehrere. Charles Slavitt hat nicht nur den einen Jungen in seiner Gewalt.
    Jack steckt die Pistole hinter den Gürtel und steigt vorsichtig über die Leiter nach unten. Charles Slavitt brüllt aus vollem Hals: »Ich sagte, sei still, verdammt nochmal!« Klatschlaute. Der Junge weint. Das Klatschen hört auf. Stattdessen ist wieder das Surren zu hören – eines elektrischen Bohrers, kein Zweifel. Und als der Junge wieder schreit, zerreißt es ihn fast.
    Die Tür zu seiner Linken steht offen. Er zieht die Waffe und entsichert sie, schleicht mit dem Rücken zum Türblatt nach nebenan und fährt, Pistole im Anschlag,

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