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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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gestürzt; er liegt auf der Seite. Sein ganzer Körper ist verkrampft. Auf den fleischigen Armen und im Nacken treten dick die Adern unter der Haut hervor.
    Veronica schreit ein letztes Mal. Eine Blutfontäne spritzt ihr ins Gesicht und auf die Brust.
    Patrick hört plötzlich zu kämpfen auf. Seine Muskeln erschlaffen; seine Augen sind nach innen auf einen Hoffnungsschimmer gerichtet. Blut fließt über die zuckenden Beine seines Sohnes, sein kleiner Körper bebt. Den Blick auf ihn gerichtet, scharrt Patrick mit den Fingern über den Holzboden und ertastet die Münzen, den Führerschein und Kuli, die ihm aus der Hosentasche gefallen sind. Ein ekelhafter Gestank macht sich breit.
    Seine Tochter atmet durch die Nase ein.
    Himmel, das geht durch und durch, krächzt sie. Davon werden jede Menge Erinnerungen wachgerufen, stimmt’s?
    Der Gestank treibt ihm Wasser in die Augen. Er würgt. Draußen krachen Feuerwerkskörper wie Maschinengewehrsalven.
    Komm, es wird dir gefallen. Was du mit Onkel Charlie in dieser Scheune gemacht hast – wir alle hatten vollstes Verständnis. Du kannst sagen, was du willst, aber das Herz lügt nie.
    Sie rückt ganz dicht an sein Ohr heran. Er hört ein Knurren tief aus der Kehle, spürt ihren heißen Atem auf der Wange.
    Du kannst dich vor uns nicht verstellen. Wir waren immer bei dir und wissen, wer du bist.
    Er blickt auf. Die Augen seiner Tochter sehen aus wie die eines Reptils. Ihre Pupillen glühen.
    Geburt und Tod haben ein und denselben Anfang, Jack. Sie beginnen im Blut, sagt seine Tochter und hebt die Hand – eine Klauenhand –, und das Letzte, was er sieht, ist das Skalpell, kurz bevor es in seinen Hals fährt.

XXV
    Jack schreckte auf. Ihn schwindelte. Er fasste sich an den Hals, fühlte kein Blut und realisierte, dass er nur geträumt hatte. Mit der freien Hand tastete er nach Taylor, eine Entschuldigung schon auf den Lippen: Ja, Taylor, alles in Ordnung, ich habe nur schlimm geträumt.
    Doch er spürte nur eine leere unbezogene Matratze neben sich. Taylor war nicht da. Er schaute sich um und fand sich im Schlafzimmer der Dolans wieder.
    Nach und nach fiel ihm ein, was passiert war – zumindest das meiste davon. Er hatte neben Taylor gelegen und versucht zu schlafen. Doch er war nicht zur Ruhe gekommen. Bilder vom Tatort und der Gedanke daran, wie die Opfer gruppiert gewesen waren, hatten ihm zu schaffen gemacht, und so war er hierher gefahren und durch die Zimmer gegangen, um das unbestimmte Gefühl benennen zu können.
    Wie er allerdings dann hatte einschlafen können, wusste er sich nicht zu erklären. Er hob den Oberkörper, stützte sich auf einem Arm ab und versuchte, klar zu sehen.
    Das ist nicht gut, Jack. Überhaupt nicht gut.
    Er musste telefonieren.
    Noch immer benommen von seinem Traum, verließ er das Bett und wankte nach unten.
    Die Wohnzimmerfenster waren geöffnet, die Rollos hochgezogen. Der Geruch nach verbrauchter Luft wie in einer Turnhalle war verflogen. Er steuerte auf den Kaffeetisch zu. Sein Handy lag neben seiner Dienstmarke und Ersatzpistole, einer Achtunddreißiger. Er legte sie immer ab, wenn er an einen Tatort zurückkehrte, um sich besser einfügen zu können in den Wahnsinn, der dort geherrscht hatte.
    In niedergeschlagener Stimmung wählte er Mikes Nummer. Die leuchtenden Zeiger seiner Taucherruhr zeigten auf kurz nach halb drei.
    »Mike, hier ist Jack.«
    »Jack … du klingst seltsam.«
    »Alex Ninan, arbeitet er immer noch in der Abteilung für Fotografie?«
    »Ninan … Ninan, ja, ich glaube schon.« Mike holte tief Luft. »Ist alles in Ordnung mit dir? Deine Stimme, sie … Wo bist du?«
    »Am Morgen nach der Tat wurde ein Kuli gefunden, er lag im Blut. Patrick Dolan hat etwas auf seine Hand zu schreiben versucht.«
    »Ich habe Wilsons Autopsiebericht gelesen. Von irgendwelchen Zeichen auf der Hand war darin keine Rede.«
    »Die waren auch auf den ersten Blick nicht zu sehen. Der Kuli hatte keine Tinte mehr. Wahrscheinlich ist aber was in die Haut geritzt.«
    »Wilson hat gründlich gearbeitet. So etwas wäre ihm aufgefallen.«
    »Ich zweifle nicht an seiner Gründlichkeit, aber ihm fehlen die Mittel, um diese Spuren sichtbar zu machen. Ninan hat diese Mittel in seinem Labor.«
    »Himmel, du willst doch nicht etwa Dolans Leiche exhumieren lassen.«
    »Ruf Ninan an und sag ihm, was wir haben. Ich werde mich in ein paar Stunden wieder bei dir melden.«
    Jack legte das Handy aufs Fensterbrett. Erschöpfung machte sich bemerkbar. Sein Körper

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