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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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wollte gerade etwas sagen, als er am anderen Ende der Leitung ein Pochen hörte, als wenn jemand mit der Faust gegen Türen schlägt.
    »Verdammt, sie haben mich gefunden. Hören Sie zu, Jack, ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber es scheint, als ob es ernst wird. Sie erinnern sich an meine krakelige Klaue, oder?«
    »Ja.«
    »Ich werde Ihnen was Schriftliches zukommen lassen.«
    »Mark –«
    »Passen Sie auf sich auf.«
    Dann war die Verbindung abgebrochen.
    Jack fühlte sich so aufgewühlt, als wäre er gerade einer Achterbahn entstiegen.
    Er legte das Handy auf den Beifahrersitz und schaute zum Fenster hinaus. Die Trauergäste warfen Nelken und Rosen auf Barrys Grab.
    Er erinnerte sich an eine Serie von Bombenanschlägen in Missouri, bei deren Aufklärung Mark als Spezialist mitgewirkt hatte. Zweimal hatte der Attentäter ihn zu töten versucht: einmal mit einer Rohrbombe an seinem Auto, die nicht hochgegangen war; das zweite Mal mit einer Briefbombe, die, an seine Privatadresse gesendet, von Agenten aber abgefangen worden war. Als Jack den Täter gestellt hatte – einen geschiedenen Zahnarzt, der seine Kinder nicht mehr besuchen durfte und in seiner Wut beschlossen hatte, gegen das Rechtssystem Krieg zu führen –, fand man in seinem Keller jede Menge selbst gemachten C4-Sprengstoff und Skizzen für den Plan eines Anschlags auf den Schulbus, mit dem Marks Zwillinge fuhren.
    Mark Graysmith kannte sich auf seinem Spezialgebiet aus wie kein zweiter und verfügte über ein geradezu enzyklopädisches Wissen in Sachen Sprengstoffe und Bomben. Er verabscheute Bürokratie und legte einen Fall erst dann zu den Akten, wenn er ihn gelöst hatte. Und wichtiger noch: Er hatte einen ausgeprägten Riecher für Bullshit.
    Was Mark Graysmith soeben klar und verständlich beschrieben hatte, war der Versuch, einen Skandal zu vertuschen, und diejenigen, die dahintersteckten, waren jetzt auf dem Weg nach Marblehead, angeführt von Alan Lynch, Jacks ehemaligem Chef und Speichellecker sondergleichen.

XXIX
    Jack wollte nicht zur Trauerfeier bei den Lentzes, doch Taylor bestand darauf mit freundlichem Nachdruck. Das Haus, sagte sie, sei ganz in der Nähe, und sie sollten zumindest ein paar Minuten mit dabei sein; das gehöre sich so, immerhin sei ein Kollege gestorben. Jack erklärte, dass er Wichtiges zu tun habe, was auch der Wahrheit entsprach. Kurz nach seinem Telefonat mit Graysmith hatte sich Mike auf dem Pager gemeldet. Jack hatte noch keine Gelegenheit gehabt, zurückzurufen. Außerdem wollte er Fletcher besuchen und mit ihm über Graysmiths’ Nachrichten aus San Diego reden.
    Aber es gab noch einen dringlicheren Grund, einen, der ihm keine Ruhe gab: Es war höchste Zeit, Taylor und Rachel in Sicherheit zu bringen.
    Jack sagte, er wolle mit ihr unter vier Augen reden. Sie war einverstanden und schlug vor, im Club zu Mittag zu essen und draußen am Strand zu sitzen. Doch er zog es vor, das Gespräch in ihrer Wohnung zu führen. Ronnie hatte keine Wanzen gefunden und Maßnahmen getroffen, die einen Lauschangriff unmöglich machten. Jack würde dort mit Taylor reden können, ohne Angst haben zu müssen, dass der Sandmann mithörte – oder sie beobachtete.
    Sie fuhren im Porsche nach Hause und hörten währenddessen Radio. Jack schwieg. Er versuchte, die Zeit zu nutzen und sich ein paar Sätze zurechtzulegen, musste aber immer wieder an die Beerdigung denken. Kaum hatte Taylor den Wagen in der Einfahrt abgestellt, stieg er wortlos aus, ging ins Haus und duschte. Das heiße Wasser entspannte ihn ein wenig, konnte aber die Bilder nicht aus seinem Kopf vertreiben. Es sah immer nur Alexandra vor sich, Barrys kleine Tochter, wie sie an den Haaren ihrer Mutter zupfte. Er beneidete sie darum. Immerhin hast du eine Tochter. Immerhin kannst du in ihr deinen Mann wiedererkennen. Und dann überkam ihn wieder dieses Schuldgefühl. Barry könnte noch am Leben sein, hätte er Burke aufgefordert, die Überwachungskameras zu entfernen, statt diese jungen Kollegen damit zu beauftragen.
    Er griff nach dem Glas Whisky, das er sich eingeschenkt hatte, und leerte es in einem Zug. Es war sein drittes.
    Erinnerst du dich an dein letztes Besäufnis? Soll die ganze Chose von vorn losgehen?
    Er schlug alle Warnungen in den Wind, drehte die Dusche aus und trocknete sich ab. Dann ging er in Taylors Schlafzimmer, wo er sich eine frische Jeans und ein graues T-Shirt anzog. Er schnallte gerade seinen Pistolenholster fest, als Taylor ins Zimmer kam.

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