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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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sprechen will. Und ich kann nicht verstehen, warum dem so ist.«
    Sie sprachen aneinander vorbei. Er schaute durchs Fenster nach draußen und sah auf dem Nachbargrundstück zwei kleine Jungen Fußball spielen.
    »Liegt es an mir, Jack?«
    Der Whisky löste die aufgestaute Wut. Jack holte tief Luft, um sie zurückzudrängen.
    »Was habe ich an mir, das dich daran hindert, offen und ehrlich mit mir zu sein?«
    »Es liegt nicht an dir.«
    »Glaubst du, ich käme nicht damit zurecht? Nach allem, was ich in Nordirland oder in Sarajevo mit ansehen musste?«
    Er hatte seine Antwort parat. Behalt sie für dich, warnte wieder die Stimme, doch er hatte sich bereits umgedreht und sagte: »Charles Slavitt war ein Schwerverbrecher aus Vermont. Er hat kleine Jungen entführt, sie in seiner Scheune missbraucht, gefoltert und ermordet. Als ich zur Stelle war, steckten noch drei Jungen in Hundekäfigen. Einem von ihnen waren die Finger einer Hand abgetrennt worden; einem anderen hatte Slavitt mit einer Bohrmaschine den Schädel aufgebohrt.«
    Taylor wurde kreidebleich und brachte kein Wort heraus.
    »Soll ich weitererzählen? Willst du, dass ich auf Details eingehe? Die standen nicht in der Zeitung, aber ich habe sie auf Video gesehen. Willst du hören, was dieser kranke Drecksack mit einem vierzehnjährigen Jungen vor den Augen der anderen getan hat, als ich ihn erwischte?«
    Sei still.
    »Willst du’s wirklich hören? Ich könnte dir Einzelheiten schildern, und sei’s nur, um dir zu zeigen, dass ich keine Geheimnisse vor dir habe. So was schafft ja, wie’s so schön heißt, Nähe und Intimität, nicht wahr?«
    »Verdammt noch mal, Jack, was unterstellst du mir? Mir geht’s um etwas anderes, und das weißt du.«
    »Um was? Warum kommst du mir ausgerechnet jetzt mit diesem ganzen Schwachsinn?«
    Sie schlug mit der Faust an den Türpfosten . »Es geht um dich, Mensch! Du bist das Problem!«
    Seine Wut war plötzlich wie weggeblasen. Ihre Worte hallten in der Stille des Schlafzimmers nach.
    »Du lässt niemanden an dich heran. Niemanden. Du hast dich hinter einer dicken, undurchdringlichen Mauer verschanzt und wehrst jeden Versuch ab, dir nahezukommen. Allenfalls im Bett habe ich eine Ahnung davon, wer du eigentlich bist. Aber das ist keine Offenbarung, sondern ein hormonell bedingter Verzicht auf Zurückhaltung.«
    »Wie du redest. Schön ist das nicht.«
    »Es ist auch nicht schön, aus der Zeitung zu erfahren, dass dein Freund monatelang …« Sie stockte.
    »Monatelang was?«
    »Egal. Hör zu, ich will –«
    »Sag es mir, Taylor.«
    »Es heißt, dass du in einer Anstalt namens Ocean Point warst.«
    Ihm wurde schwarz vor Augen.
    »Eine psychiatrische Anstalt. Warst du dort zur Behandlung?« Er hörte in ihrer harten Stimme einen leisen Ton Mitleid anklingen.
    »Was stand in dem Artikel sonst noch über Ocean Point zu lesen?«
    »Dass du eingewiesen wurdest, nachdem –«
    »Ich bin nicht eingewiesen worden, sondern habe mich aus freien Stücken dorthin begeben.«
    »Es ist also wahr. Du hast eine Zeit lang in der Anstalt verbracht.«
    Es war zum Verrücktwerden. Er hatte gehofft, mit seinem Aufenthalt in Ocean Point das ganze hässliche Kapitel abhaken zu können, und war nach Marblehead gezogen, um wieder ganz neu anzufangen. Ja, man höre und staune, es war ihm tatsächlich gelungen, wieder auf die Beine zu kommen und sich zu verlieben. Doch jetzt drohte alles, wofür er sich ins Zeug gelegt hatte, den Bach herunterzugehen. Und warum? Weil er sich vorgenommen hatte, die teuflischen Pläne eines Psychopathen zu durchkreuzen.
    »Jack?«
    Seine Kaumuskeln zuckten. Am liebsten wäre er aus dem Zimmer gestürmt, nach draußen an die frische Luft, um tief durchatmen zu können.
    »Jack«, wiederholte sie und kam einen Schritt näher.
    Er starrte auf die Schatten an der Wand. Jeder Muskel in seinem Körper schien zum Reißen gespannt zu sein.
    »Jack?«
    »Was?«
    »Vertraust du mir?«
    »Ja, das weißt du doch.«
    »Warum zeigst du es nicht auch? Lass mich doch ein wenig mehr teilhaben an deinem Leben, auch an deiner Vergangenheit.«
    Er atmete hörbar aus. »Es ist alles … so kompliziert.«
    »Ich respektiere deine Zurückhaltung und will nicht insistieren. Aber bitte, bitte, lass mich ein bisschen Einblick nehmen, mir zuliebe.« Ihre Stimme zitterte. Er schaute sie wieder an und blickte in feuchte Augen. »Ich warte schon so lange darauf, dass du mir das Gefühl gibst, Teil deines Lebens zu sein. Warum fällt es dir so schwer,

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