Scream
dass du und Rachel, dass ihr im Haus bleibt, bis wir aufbrechen können.«
Sein neuer Pager, der, den er von Tedesco bekommen hatte, meldete sich. Der schrille Pfeifton war so laut, dass er unwillkürlich zusammenzuckte. Er nahm das Gerät vom Bett und las die Nummer.
»Ich muss kurz anrufen.«
Taylor nickte. »Ich werde Rachel holen.«
»Taylor, ich –«
Taylor war schon durch die Tür. Jack wollte ihr eine Entschuldigung hinterherrufen, fand aber nicht die richtigen Worte.
Alex Ninan, der Leiter der Abteilung für Fotografie beim FBI, meldete sich am Telefon.
»Sie hatten recht, Jack. Die Kulispuren auf der Haut sind deutlich zu erkennen.«
Jack hatte den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, um sich Notizen machen zu können. »Was haben Sie entziffert?«
»Einen Namen. Gabriel LaRouche«, antwortete Ninan und buchstabierte. »Schon mal gehört?«
»Nein.« Aber Jack wusste, dass Malcolm Fletcher weiterhelfen könnte, und er wollte ihm unbedingt in die unergründlichen schwarzen Augen sehen, wenn er den Namen nannte.
XXX
Malcolm Fletcher hatte sich in der Präsidentensuite im zweiten Obergeschoss einquartiert. Den Namen verdankte das Zimmer nicht etwa seiner Ausstattung, sondern dem Umstand, dass hier bereits drei Präsidenten übernachtet hatten. Im Flur hingen Fotos von Clinton, Reagan und Bush in Begleitung von David Jacobs, dem dicklichen Inhaber der Pension, der Jack an der Rezeption in Empfang genommen hatte.
Jack klopfte an die Tür.
»Kommen Sie herein, Detective Casey.«
Malcolm Fletcher saß auf dem Balkon und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Der rechte Arm hing über der Armlehne, und zwischen den Fingerspitzen der Hand ruhte der Kelch eines gefüllten Weinglases, das nur wenige Zentimeter über dem Boden schwebte. In der Linken hielt er ein aufgeschlagenes Buch.
Jack stellte sich ans Geländer, um ihm ins Gesicht zu sehen. Es war kurz vor sieben. Über dem Meer ging die Sonne unter; der Himmel im Westen glühte rot. Fletcher trug eine schwarze Anzughose und ein schwarzes T-Shirt, das seine Oberarmmuskeln zur Geltung brachte. Mit den zurückgekämmten schwarzen Haaren und dem Weinglas in der Hand sah er aus wie ein Dressman aus einer Illustrierten.
»Wozu haben Sie sich denn so schick gemacht?«, fragte Jack. »Gehen Sie aus?«
»Wie Sie bin auch ich verzweifelt darum bemüht, nicht aus dem Rahmen zu fallen. Auf dem Tisch, an dem Sie gerade vorbeigekommen sind, steht ein guter Cabernet Sauvignon. Wenn Sie wünschen, bringt Mr. Jacobs ein zweites Glas.«
»Nein danke.«
»Wie Sie meinen.«
Jack strich mit der Hand über das weiß lackierte Geländer, auf dem sich Abendtau gebildet hatte. »Woher wussten Sie, dass ich an der Tür war?«
»Das drängende Klopfen hat Sie verraten. Ich kenne niemand anderen, der es so eilig hat wie Sie.« Fletcher blätterte mit dem Daumen eine Seite zurück. »›Gehäuf zerbrochener Bilder unter Sonnenbrand. Der tote Baum gibt Obdach nicht, die Grille Trost nicht.‹ Wie steht’s um Sie, Detective Casey? Finden Sie Trost?«
»Ich vermute, Sie haben den Boston Herald gelesen.«
»Und auch die Nachrichten im Fernsehen gesehen. Oje, mein lieber Casey, was da so alles über Sie und Ihre Abwege ans Licht kommt –«
Jack fühlte sich an die Worte des Sandmanns erinnert: Alle Augen sind auf Sie gerichtet, Jack. Wie würden die Leute wohl reagieren, wenn sie erfuhren, was für dunkle Gedanken und Wünsche Sie mit sich herumtragen? Glauben Sie, diese einfältigen Kleinstädter könnten die Wahrheit über Sie verkraften? Dieses verdammte Tagebuch.
Jack schüttelte den Gedanken ab. »Ich habe Ihren Rat befolgt und meine Ermittlungen auf San Diego ausgeweitet.«
»Und zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen, Jack? Ich darf doch Jack sagen, oder? Über Sie steht so viel in der Presse dass ich den Eindruck habe, Sie besonders gut zu kennen.«
»Der Laptop, an dem die Bombe im Haus der Dolans angeschlossen war, stammt aus dem zerstörten Gebäude in San Diego. Ebenso der Sprengstoff.«
Fletcher schien wenig überrascht zu sein; er las weiter in seinem Buch.
»Dieses Gebäude … Konkretes ist darüber kaum zu erfahren«, fuhr Jack fort. »Es heißt, dass dort geforscht worden sei, aber auf welchem Gebiet, lässt sich offenbar nicht herausfinden.«
»Das sollen Sie auch nicht.«
»Warum nicht?«
Fletcher legte das Buch auf die übereinandergeschlagenen Beine und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Im schwächer werdenden Sonnenlicht schien ein
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