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Scream

Scream

Titel: Scream Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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kurzen Pause hörte Jack ein nervöses »Okay«.
    »Bist du stehen geblieben?«
    »Warum kann ich nicht ins Schlafzimmer?«
    »Weil da etwas ist, das dir wehtun könnte.« Jack wollte das Wort Bombe vermeiden. »Es hat was mit der Elektrik zu tun. Wenn du ins Schlafzimmer gehst, trifft dich womöglich ein Stromschlag. Davon kann man ohnmächtig werden.«
    »Ist das meinen Eltern passiert?« In Erics Stimme klang Hoffnung auf.
    Jack schloss die Augen. »Ja.«
    »Können Sie ihnen helfen? Meiner Mom und meinem Dad?«
    »Ja, aber zuerst musst du mir helfen. Hörst du mir zu?«
    »Ja.«
    »Also gut. Ich will, dass du jetzt nach unten gehst und an der Hintertür auf mich wartest –«
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Ich gehe nicht nach unten.«
    »Warum nicht?«
    Das Kind schluchzte leise. Jack hatte keinen Zweifel mehr daran, dass es tatsächlich der Junge war, mit dem er sprach. Solche Laute ließen sich nicht vortäuschen.
    »Was hast du, Eric?«
    »Er … ist da unten.«
    »Wer?«
    »Der böse Mann.«
    Ausgeschlossen. Der Sandmann war nicht im Haus. Das bildete sich der Junge nur ein.
    »Eric, ich verspreche dir, es ist niemand bei euch.« Nicht in Person, aber mittels moderner Technik, korrigierte er sich selbst.
    Warum aber wartet er mit der Zündung der Bombe?
    Und wo ist Fletcher?
    Eine Falle?
    Nein, keine Falle, der Junge ist in diesem Haus und lebt.
    Aber ganz sicher bist du dir nicht, oder?
    Eric erwiderte: »Ich habe ihn doch gehört. Als ich im Kleiderschrank war, habe ich gehört, wie er die Treppe runtergelaufen ist, gebrüllt und mit Sachen um sich geworfen hat.«
    »Weiß er, dass du oben bist?«, fragte Jack, denn ihm war bewusst, dass er später diese Frage womöglich nicht mehr würde stellen können.
    »Keine Ahnung. Ich habe mich versteckt.«
    »Hat er nach dir gerufen?«
    »Nein.« Der Junge schnappte hechelnd nach Luft. »Ich habe Angst.« Er fing an zu weinen. »Helfen Sie mir. Bitte, bitte, helfen Sie mir. Ich habe Angst.«
    »Du bist ein sehr tapferer Junge, Eric. Aber selbst die Tapfersten haben manchmal Angst.« Die eigenen Worte kamen ihm billig und falsch vor.
    »Sie auch?«
    »Immer wieder. Eric, ich werde dir helfen, muss dich aber bitten, noch einmal ganz tapfer zu sein.«
    »Ich gehe nicht nach unten. Er wartet da auf mich.«
    Duffy zappelte fahrig, als wollte er aus seiner Haut heraus.
    »Eric, es ist niemand im Haus«, beteuerte Jack. »Glaub mir. Ich würde dich nicht belügen.«
    »Warum sind Sie dann nicht hier? Die Leute draußen, warum haben sie so lange gewartet und sind dann weggelaufen? Ich hab’s gesehen. Sie wissen, dass er hier ist, und haben Angst. Deshalb kommen sie nicht, deshalb sind sie weggelaufen.«
    Jack musste sich etwas einfallen lassen. »Pass auf. Ich fahre einen silbernen Truck. Wie wär’s, wenn ich damit vorfahre, zu dir ins Haus komme und dich mitnehme? Wie fändest du das?«
    Schweigen. Duffy starrte Jack an.
    »Eric?«
    Immer noch keine Antwort. Das Donnergrollen nahm an Lautstärke zu.
    »Eric?«
    »Meine Mom … sie liegt auf dem Bett.«
    Jack hielt die Luft an. »Eric, du solltest doch nicht ins Schlafzimmer gehen.«
    »Meine Mom ist verletzt. Ich muss ihr helfen.«
    »Hör mir zu, Eric, ich komme jetzt und helfe dir. Aber du darfst dich für ein paar Sekunden nicht von der Stelle rühren. Verstanden? Eric? Eric, hörst du mich noch?«
    »Mein Dad ist …« Der Junge schrie wie am Spieß. »Mein Daddy … er blutet … der ganze Boden ist voller Blut.«
    Jack spürte, wie ihm auch der letzte Rest an Kontrolle entglitt.
    Es ist eine Falle, mit Sicherheit, der Sandmann lässt niemanden lebend zurück.
    UND WAS, WENN ES KEINE IST?
    »Eric … was hast du?«
    Eric hyperventilierte. Er stand offenbar unter Schock.
    »Eric, hör mich an –«
    »Sie hätten uns doch helfen müssen!«
    »Eric –«
    »Meine Mom und mein Dad sind schwer verletzt, und keiner hilft.«
    Erics Handy fiel auf den Boden. Jack hörte den Jungen schluchzend weglaufen.
    »ERIC, HEB DAS HANDY AUF!«
    Die Schreie des Jungen im Hintergrund ließen ihm das Blut in den Adern gerinnen.
    »Himmelherrgott«, hauchte Duffy.
    Jack blickte nach draußen und sah –
    Amandas Augen, verschmiert mit aufgelöster Wimperntusche und starr auf das Skalpell gerichtet, das vor ihr in der Luft schwebt und dann nach unten sinkt, unter ihrem Kinn verschwindet und am Hals aufsetzt. Sie richtet den Blick nach oben, auf ihn, und Jack spürt, wie es ihn zerreißt, wie sich Verzweiflung und Entsetzen in ihm

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