Scream
locken.
Warum? Was hat er vor?
Warum ließ er die Bombe nicht schon jetzt hochgehen? Warum wollte er, dass alle im Haus waren? Jack hatte keine Antwort auf seine Fragen.
Was, wenn es keine Falle ist? Was, wenn es wirklich der Junge ist, der noch lebt und aus dem Haus heraus telefoniert? Wenn der Sandmann Kameras installiert hat, kann er uns jetzt sehen, vielleicht sogar belauschen Jack packte den Polizeibeamten beim Arm. » Legen Sie auf. Sofort.«
»Und der Junge?«
»Handyanrufe lassen sich leicht abhören. Man braucht nur einen billigen Scanner dafür.« Jack wandte sich an Duffy. »Wenn noch jemand im Haus ist, und der Sandmann hört mit –«
»Dann lässt er die Bombe hochgehen. Herr im Himmel. Los, Frank, leg auf. Und dann müssen alle Streifenwagen hier verschwinden.«
»Nein, sie bleiben, wo sie sind«, widersprach Jack. »Sorgen Sie lieber dafür, dass sich alle Kollegen verziehen, aber langsam. Der Sandmann darf nicht glauben, dass wir flüchten.«
Duffy, lassen Sie sich die Handynummer des Jungen geben. Wir treffen uns an meinem Truck, einem silbernen Ford. Er steht gleich um die Ecke. Mein Handy ist verschlüsselt. Der Sandmann wird mich nicht hören können. Sagen Sie dem Jungen, wir rufen zurück und holen ihn aus dem Haus.«
Jack widerstand dem Impuls, Hals über Kopf loszurennen, und ging schlendernd in seiner schweren Montur durch die Menge der Polizisten und Feuerwehrleute, die ihm fragende Blicke zuwarfen. Er hatte nur das Bild eines kleinen Jungen vor Augen, der durch dunkle Räume irrte und seine Eltern suchte – ohne etwas von der Bombe zu ahnen. Wenn auch die über eine Lichtschranke gezündet wird, und der Junge unterbricht sie. Er schüttelte den Gedanken ab und überlegte stattdessen, wie er mit dem verängstigten Jungen reden sollte und wie er ihn sicher aus dem Haus bringen konnte.
Er riss die Trucktür auf, nahm den Helm vom Kopf und langte mit zitternder Hand nach dem Handy. Die Polizisten zogen sich aus der Parish Road zurück und rannten, kaum dass sie um die Ecke gebogen waren, in heilloser Flucht davon. Von Burke war immer noch kein Zeichen zu sehen. Und wo war Fletcher?
Duffy war wenig später zur Stelle. Er hievte sich auf den Beifahrersitz und reichte ihm einen Zettel, auf dem eine Reihe von Zahlen geschrieben stand. »Das ist eine andere Nummer als die, die uns der Vater gegeben hat. Glauben Sie, dass es okay ist, den Jungen anzurufen?«
»Wir werden sehen.« Jack steckte das Handy in die Halterung. Der an der Heckscheibe befestigte Scrambler war eingeschaltet. Er schaltete auf Freisprechen und wählte.
»Mir wär’s lieber, Sie sprechen mit ihm. Sie kennen sich in solchen Dingen besser aus.«
Jack nickte. Er hatte die letzte Zahl eingetippt und wollte schon auf die grüne Taste drücken, als er noch einmal innehielt und sagte: »Sie sollten wissen, Duffy, wenn die Bombe hochgeht, und wir sitzen hier –«
»Ich weiß. Machen Sie schon.«
Jack drückte die grüne Taste.
»Hallo?« Die Stimme des Elfjährigen klang dünn und ängstlich. Sehr jung und unverstellt.
»Eric Beaumont?«
»Ja.«
»Eric, tut mir leid, dass wir den Anruf eben abbrechen mussten. Aber es ging nicht anders. Bist du verletzt?«
»Was?«
»Bist du verletzt? Kannst du dich frei bewegen?«
»Ich verstehe Sie kaum. Es knackt so in der Leitung.«
Jacks Empfang war einwandfrei, die Feldstärke optimal. Warum …
Fletchers Pager.
Jack zerrte das kleine Gerät vom Gürtel drückte auf den beiden Schaltern herum, bis der schwarze Balken im Display verschwand. Dann warf er es auf die Rückbank neben die Taschenlampe.
»Eric, kannst du mich jetzt besser verstehen?«
»Ja.«
»Wie alt bist du?«
»Elf.«
»Okay, gut. Eric, zuerst möchte ich wissen, wo du jetzt bist?«
»Oben.«
»Wo oben?«
»Im Flur. Auf dem Weg zum Schlafzimmer meiner Mom.«
Jack glaubte zu spüren, wie sich ihm die Nackenhaare aufrichteten. Er tauschte nervöse Blicke mit Duffy, der unruhig auf dem Beifahrersitz hin und her rutschte.
»Eric«, sagte Jack so ruhig wie möglich, »bleib, wo du bist. Geh nicht in das Schlafzimmer.«
»Aber meine Mom und mein Dad sind da drin. Ich will wissen, was ist. Sie haben … geschrien.«
»Bist du gerade in Bewegung?«
»Ja.« Die Stimme des Jungen drohte zu kippen.
»Bleib stehen.«
»Warum lässt sich das Licht nicht einschalten? Ich drücke auf die Schalter, aber es wird nicht hell.«
»Eric, bleib sofort stehen und rühr dich nicht von der Stelle.«
Nach einer
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