Scream
ausbreiten, als Amanda flüstert: »Das Baby, Jack, lass nicht zu, dass er dem Baby wehtut … tu etwas, Jack, bitte.«
Eric Beaumont, allein im Schlafzimmer, schreiend.
Der Schlüssel steckte im Zündschloss.
Wenn wie bei den Roths eine Lichtschranke hinter der Tür ist und der Junge sie durchlaufen hat, bleiben uns vielleicht noch zehn Minuten Zeit. So lange hat’s gedauert, bis im Haus der Roths die Bombe hochging.
Der Junge schrie.
Er lebte noch.
Hilf mir, Jack … tu etwas … bitte.
Jack startete den Motor.
XXXIV
Die Straße war wegen der vielen Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr unpassierbar. Es gab nur eine Möglichkeit: über den Gehweg. Jack fackelte nicht lange und trat aufs Gaspedal.
»Geben Sie mir die Taschenlampe vom Rücksitz«, rief er.
Duffy wuchtete seinen massigen Körper herum und tat, was von ihm verlangt wurde. Jack steckte sich die Lampe an den Gürtel.
»Wenn Sie den Jungen haben, gehen Sie mit ihm zur Hintertür raus und laufen quer über den Hof bis zur nächsten Straße«, sagte Duffy in ruhigem Tonfall. »Ich warte auf Sie. Von dort kommt man direkt zum Highway. Was glauben Sie, wie viel Zeit wir haben?«
»Zehn Minuten, maximal.« Optimist. Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Vielleicht geht das Ding schon in einer Minute hoch.
Der Truck sprang über den Bordstein und walzte auf kürzestem Weg über den Rasen im Vorgarten der Beaumonts aufs Haus zu.
»Übernehmen Sie.« Jack nahm den Gang heraus, stieß die Tür auf und sprang nach draußen.
Der Rasen war weich, nicht aber der Aufprall. Er raffte sich auf. Der Truck rauschte an ihm vorbei, und Jack lief Richtung Eingang. Dann heulte der Motor auf; Duffy hatte den Gang eingelegt. Er steuerte zurück auf die Straße und verschwand.
Jack warf sich mit der Schulter gegen die Haustür. Die pulsierenden Alarmlichter der Streifenwagen ließen das Dunkel dahinter wie in einer Gespensterdisco blau und weiß aufblitzen. Er zog die Taschenlampe aus dem Gürtel hervor und schaltete sie ein. Mit einer Hand am Geländer eilte er, so schnell es die schwere Feuerwehrmontur erlaubte, nach oben.
Der Lichtstrahl der Taschenlampe huschte über ein gerahmtes Seestück hinter Glas, das an der Wand hing, und streifte das Holzparkett im Flur des Obergeschosses. Jack zählte sechs Türen. Alle waren geschlossen. Er hatte den Absatz erreicht and sah, dass sich die Treppe nach oben fortsetzte.
Shit! Auf welcher Etage ist er?
»Eric?«, rief er. »Wo bist du?«
Er stand im Dunkeln und lauschte, hörte aber nur das Rauschen von Blut in seinen Ohren. Er war außer Atem und schweißnass unter der dicken Jacke.
»Eric?«
Keine Antwort.
Erst jetzt erinnerte sich Jack daran, den Pager auf die Rückbank geworfen zu haben. Gehen Sie nur ja nicht ohne dieses Ding ins Haus, hatte Fletcher gesagt.
Jack ließ den Blick über Decke und Wände streifen. Wenn ss hier im Treppenhaus irgendwelche Minikameras gab, würde der Sandmann ihn jetzt sehen, hätte er seine Stimme gehört.
Jack hastete durch den Flur, trat mit dem Fuß eine Tür nach der andern auf, sah sich in zwei Schlafzimmern um, einer Abstellkammer, einem Badezimmer und einer Wäschekammer, ehe er die letzte Tür am Ende des Flurs erreichte und ein geräumiges Schlafzimmer betrat. Er sah ein frisch gemachtes Bett, einen hellen Teppich und Eichenmöbel.
Von dem Jungen keine Spur.
Dir rennt die Zeit davon.
Seine Panik wuchs. Jack rannte los.
Mach dich vom Acker, noch hast du die Chance, mit heiler Haut davonzukommen.
Im zweiten Obergeschoss stand er vor vier Türen. Der Korridor war ebenso lang wie im Stockwerk darunter. Das Licht der Taschenlampe irrte über weiß gestrichene Wände.
Vor einer der Türen, die nur angelehnt war, lag ein Handy auf dem Boden; das Display leuchtete grün. Jack fühlte sich wie von einer eiskalten Hand berührt, die Luft blieb ihm im Hals stecken. Er öffnete die Tür und richtete den Lampenstrahl hinein. Der zitterte über den Boden und traf dann auf ein blutbesudeltes Bett.
Das Entsetzen sprang ihn an mit rot verschmierten Momentaufnahmen: eine Frau mit kastanienbraunem Haar, in Jeans, schwarzem T-Shirt und bloßen Füßen auf dem Rücken liegend und mit Handschellen ans Kopfteil gefesselt, mitten auf der Stirn ein Loch in der Größe eines Vierteldollars; auf dem blutdurchtränkten Teppich zwischen Bett und Badezimmer eine männliche Gestalt in blauem Anzug mit dem Gesicht nach unten. In der Wand gegenüber eine geöffnete Tür, hinter der eine
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