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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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einen weiteren Besuch abgestattet. Nein, ich vermute eher, er weiß Bescheid.»
    Tess holte tief Luft. «Und was machen wir jetzt?»
    Reilly musterte sie schweigend. Offenbar fragte er sich dasselbe. «Sind Sie sicher, dass Sie richtig liegen?»
    Sie nickte. «Absolut.»
    «Aber Sie wollen mir nicht verraten, wo es ist?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Ungern. Allerdings nehme ich an, Sie können mich dazu zwingen, stimmt’s?» Aus den Lautsprechern
     über ihnen forderte die Stimme noch einmal alle Passagiere auf, sich umgehend an Bord des Flugzeugs zu begeben. Tess wandte
     sich Reilly zu. «Das ist mein Flug.»
    Er beobachtete, wie die letzten Fluggäste durch die Sperre gingen. «Wollen Sie die Sache immer noch durchziehen?»
    Sie nickte nervös. «Unbedingt.»
    «Ich bitte Sie, überlassen Sie das uns. Sie bekommen die volle Anerkennung für jegliche Funde, dafür werde ich sorgen. Warten
     Sie nur erst ab, bis wir ihn aus dem Verkehr gezogen haben.»
    Sie blickte ihm fest in die Augen. «Die Anerkennung ist nicht das Wichtigste für mich. Es ist eben mein Job. Ich muss das
     machen.» Sie forschte in seinem Gesicht nach einem Zeichen von Verständnis, einem Hinweis darauf, was er dachte. «Außerdem
     weiß ich nicht, inwieweit das überhaupt in Ihrer Hand liegt. Bei Funden im Ausland kann es eine ziemlich vertrackte Angelegenheit
     sein, die Ansprüche zu klären.» Sie brachte ein verhaltenes Grinsen zustande. «Also, kann ich jetzt gehen, oder wollen Sie
     mich vielleicht festnehmen?»
    Er spannte die Kiefermuskeln an. «Ich spiele mit dem Gedanken.» Seine Miene verriet in keiner Weise, dass er scherzte. Ganz
     im Gegenteil.
    «Unter welchem Vorwurf?»
    «Ich weiß nicht. Mir fällt schon etwas ein. Vielleicht indem ich Ihnen ein paar Beutelchen Koks unterschiebe.» Er klopfte
     seine Taschen ab, als suche er etwas. «Ich weiß genau, dass ich welche bei mir habe.»
    Tess entspannte sich ein wenig.
    Sofort wurde Reillys Gesicht wieder todernst. «Wie kann ich Sie dazu bringen, Ihre Meinung zu ändern?»
    Bei diesen Worten überkam Tess ein warmes Gefühl. Vielleicht habe ich doch noch nicht alles verdorben, dachte sie und stand
     auf. «Ich werde schon nicht in Schwierigkeiten geraten.» Wovon sie selbst keineswegs überzeugt war.
    Reilly erhob sich ebenfalls, und für einen kurzen Moment standen sie beide einfach da. Tess wartete darauf, dass er noch etwas
     sagte. Er schwieg. Ein kleiner Teil von ihr hoffte sogar, er möge sie zurückhalten, aber auch das tat er nicht. Sie warf einen
     Blick zum Gate, dann wandte sie sich noch einmal ihm zu. «Also dann   … bis bald.»
    Er antwortete nicht.
    Sie ging zum Schalter, wo eine überschwänglich freundliche Dame die Bordkarten überprüfte. Während Tess der Frau ihren Pass
     reichte, warf sie über die Schulter einen Blick zurück zu Reilly, der noch immer an derselben Stelle stand und ihr nachblickte.
     Sie rang sich ein schiefes Lächeln ab, ehe sie sich abwandte und die weiß ausgekleidete Fluggastbrücke betrat.
     
    Die vier Turbofan-Triebwerke heulten auf, während das Bordpersonal zwischen den Sitzreihen auf und ab ging und die letzten
     Vorbereitungen für den Start traf. Tess hatte für den zehnstündigen Flug einen Fensterplatz zugewiesen bekommen und stellte
     erleichtert fest, dass der Sitz neben ihr frei blieb. Während sie beobachtete, wie draußen das Wartungspersonal die letzten
     Geräte entfernte, empfand sie eine eigentümliche Mischung aus Begeisterung und böser Vorahnung. So gespannt sie auch war,
     es verunsicherte sie, wasReilly über die toten Reiter gesagt hatte. Entschlossen schob sie die beängstigenden Bilder beiseite. Es bestand keinerlei
     Gefahr, solange sie ein paar grundlegende Vorsichtsmaßregeln beachtete.
    Hoffentlich.
    Gerade als sie das Bordmagazin zur Hand nahm, bemerkte sie, dass es weiter vorn im Flugzeug unruhig wurde. Im nächsten Moment
     erstarrte sie. Es war Reilly, der zwischen den Sitzreihen hindurch auf sie zukam.
    Verdammt.
Er hatte es sich anders überlegt. Er wollte sie wieder aus dem Flieger holen.
    Die anfängliche Überraschung schlug rasch in Wut um. Als Reilly bei ihrer Reihe stehen blieb, wich sie zurück und presste
     sich mit dem Rücken gegen die Scheibe. «Tun Sie das nicht, okay? Zerren Sie mich nicht aus diesem Flugzeug. Sie haben kein
     Recht dazu. Mir passiert ganz bestimmt nichts. Außerdem haben Sie doch Leute dort, nicht wahr? Die können ein Auge auf mich
     haben. Ich komme schon

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