Scriptum
der Ort nun auf Arabisch?»
«Bir el Safsaf.»
«Und das haben Sie
wo
gefunden?»
Tess konnte sich ein selbstzufriedenes Grinsen nicht verkneifen. «In den Aufzeichnungen von Al-Idrisi. Er war ein berühmter
arabischer Reisender, einer der großen Kartographen jener Zeit, und er hat umfangreiche, sehr detaillierte Journale über seine
Reisen durch Afrika und die muslimische Welt verfasst, von denen viele bis heute erhalten geblieben sind.»
«Auf Englisch?»
«Das nicht, aber auf Französisch, was die Sache verhältnismäßig leicht gemacht hat.» Tess angelte nach ihrer Reisetasche und
förderte eine Landkarte zutage, dazu ein paar Fotokopien aus dem alten Buch, das sie aufgestöbert hatte. «In einem seiner
Journale erwähnt er den Ort und die geplünderte Kirche.» Sie faltete eine Karte auseinander, die mit allerlei handschriftlichen
Notizen und Anmerkungen versehen war. «Er ist durch den Ort gekommen, als er von Antalya aus durch Myra und die Küste entlang
bis hinauf nach Izmir reiste. Die dortige Küstenregion ist reich an historischen Stätten, byzantinisch, lykisch … Jedenfalls sind seine Aufzeichnungen ziemlich detailliert. Wir brauchen nur seiner Route zu folgen, dann werden wir den
Ort finden – und die Kirche.»
Reilly starrte auf die Landkarte. «Jetzt, nachdem Sie es herausbekommen haben … Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass auch Vance dahinter gekommen ist?»
Tess runzelte die Stirn, dann erwiderte sie mit fester Stimme: «Es würde mich sehr wundern, wenn er nicht bereits auf dem
Weg dorthin wäre.»
Reilly nickte. Er war offenbar der gleichen Meinung. «Ich muss das Funkgerät benutzen.»
Er stand auf und machte sich auf den Weg zum Cockpit.
Als Reilly zurückkam, hatte Tess es sich bereits bei einem letzten Schluck Tomatensaft bequem gemacht. Für ihn hatte sie ebenfalls
ein Glas reserviert. Während sie zusah, wie er trank, überlief sie ein angenehmer Schauder. Die Vorstellung, hier neben diesem
Mann zu sitzen, auf dem Weg in ein fernes, exotisches Land und geradewegs einem Abenteuer entgegen … Sie lächelte in sich hinein.
Er bemerkte es. «Was ist?»
«Nichts. Ich bin nur … immer noch völlig verblüfft, dass Sie hier sind.»
«Nicht so verblüfft wie mein Chef, das kann ich Ihnen versichern.»
Ihr fiel die Kinnlade herunter. «Sie unternehmen das hier doch wohl nicht auf eigene Faust?»
«So kann man es ausdrücken. Er ist nicht allzu begeistert davon. Aber nachdem Sie nun einmal nicht
genau
wussten, wo dieses
Fonsalis
liegt, und unbedingt
persönlich
vor Ort sein müssen, um es herauszufinden …»
«Aber das wussten Sie doch noch gar nicht, als Sie in das Flugzeug gestiegen sind.»
Er grinste ihr verschwörerisch zu. «Müssen Sie eigentlich immer so spitzfindig sein?»
Sie schüttelte belustigt den Kopf. Also zogen sie beide einen Alleingang durch.
Allmählich wurde ihr klar, wie wenig sie noch immer über den Mann hinter der Dienstmarke wusste. An jenem Abend, als er sie
nach Hause brachte, hatte sie ein paar Einblicke erhaschenkönnen. Sein Musikgeschmack, seine Spiritualität, sein Sinn für Humor, der allerdings nicht auf den ersten Blick zutage trat.
Sie wollte mehr erfahren. Die folgenden zehn Stunden würden reichlich Gelegenheit dazu bieten, sofern es ihr gelänge, wach
zu bleiben. Ihre Lider fühlten sich tonnenschwer an. Die Erschöpfung der vergangenen Tage holte sie ein. Sie lehnte sich bequem
auf ihrem Sitz zurück, mit dem Rücken zum Fenster, und sah Reilly an.
«Wie kommt es eigentlich, dass Sie einfach von jetzt auf gleich in ein Flugzeug steigen können?» Da war wieder dieses verschmitzte
Lächeln. «Gibt es niemanden bei Ihnen zu Hause, der Ihnen dafür die Ohren lang zieht, so, wie Sie mich wegen Kim rüffeln?»
Reilly war klar, worauf sie hinauswollte. «Tut mir Leid», versetzte er neckisch, «ich bin nicht verheiratet.»
«Geschieden?»
«Auch nicht.» Ihr forschender Blick nötigte ihm eine Erklärung ab. «Ein Job wie der meine kann eine Partnerschaft ziemlich
belasten.»
«Klar, wenn Ihr Job es mit sich bringt, dass Sie mit Frauen, die Sie kaum kennen, spontan ins Flugzeug steigen. Ich würde
auch nicht wollen, dass mein Mann das jeden Tag tut.»
Reilly war froh, dass sie ihm eine Gelegenheit gab, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. «Wo wir gerade von Ehemännern
reden – wie steht es eigentlich mit Ihnen? Woran ist die Sache mit Doug
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