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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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das Christentum in seinen Grundfesten erschüttert hätte,
     doch wie sollte es den Templern helfen, die drei Religionen zu vereinen – vorausgesetzt, dies wäre wirklich ihre Absicht gewesen?»
    «Sie fingen mit der Religion an, die sie kannten», konterte Vance gelassen, «deren Exzesse sie persönlich miterlebt hatten.
     Sie wollten zunächst diese Dogmen entkräften und dann auf bereits bestehende Bündnisse mit muslimischen und jüdischen Gemeinden
     zurückgreifen. Dort gab es Gefährten, die in ihren eigenen Glaubensgemeinschaften ähnliche Fragen aufwerfen und so den Weg
     zu einer neuen, einheitlichen Weltsicht ebnen würden.»
    «Indem sie bei den desillusionierten Massen die Scherben aufsammelten?» Es war mehr Feststellung als Frage.
    Vance blieb gelassen. «Meinen Sie nicht, dass die Welt auf lange Sicht lebenswerter geworden wäre?»
    «Das möchte ich stark bezweifeln. Andererseits erwarte ich auch nicht, dass jemand, der so wenig Respekt vor Menschenleben
     hat, dies versteht.»
    «Ach, verschonen Sie mich mit Ihrer selbstgerechten Entrüstung, werden Sie endlich erwachsen. Das alles ist doch lächerlich.
     Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert und bewegen uns noch immer im Reich der Phantasie. Wir sind im Grunde nicht fortschrittlicher
     als die armen Schweine in Troja. Der ganze Planet ist von Massenwahn geprägt. Christentum, Judentum, Islam   … die Menschen sind bereit, für die Worte dieser heiligen Bücher zu kämpfen und zu sterben, doch worauf beruhen diese Bücher?
     Auf jahrtausendealten Mythen und Legenden. Glaubt man dem Alten Testament, zeugte Abraham im zarten Alter von hundert Jahren
     ein Kind und starb mit hundertfünfundsiebzig. Ist es wünschenswert, dass die Geschicke der Menschen von einer solchen Ansammlung
     lächerlichen Unfugs gelenkt werden?
    Die meisten Christen, Juden und Muslime wissen heute gar nicht mehr, dass ihrer aller Glaube auf Abraham zurückgeht, den Stammvater
     dreier Religionen und Begründer des Monotheismus», erklärte Vance. «Dabei heißt es in der Genesis, Gott habe Abraham ausgeschickt,
     um die Spaltung zwischen den Menschen zu überwinden. Seine Botschaft lautete, die Menschen seien ungeachtet ihrer Sprache
     oder Kultur Teil einer Menschheitsfamilie, einer Familie vor Gott, der die ganze Schöpfung am Leben erhält. Leider wurde diese
     erhabene Botschaft zu einer schlechten
Dallas
-Folge herabgewürdigt», fuhr er spöttisch fort. «Abrahams Frau Sara konnte keine Kinder gebären, worauf er sich eine zweite
     Frau nahm, seine arabische Dienerin Hagar, die ihm einen Sohn namens Ismael gebar. Dreizehn Jahre später bringt auch Sara
     einen Sohn zur Welt, der Isaak genannt wird. Abraham stirbt, Sara verbannt Hagar und Ismael, und die semitische Rasse spaltet
     sich in Araber und Juden.»
    Vance schüttelte lachend den Kopf. «Das Traurige dabei ist nur, dass die drei Religionen alle behaupten, an ein und denselben
     Gott zu glauben, den Gott Abrahams. Leider geriet die Sache durcheinander, sowie Menschen darüber zu streiten begannen, wessen
     Worte die göttlichen Traditionen am wahrheitsgetreuesten widerspiegelten. Der jüdische Glaube stützt sich auf den Propheten
     Moses, dessen Abstammung die Juden auf Isaak und Abraham zurückführen. Einige hundert Jahre später taucht Jesus, ebenfalls
     ein jüdischer Prophet, mit einem neuen Credo auf, seiner eigenen Version von Abrahams Religion. Wiederum einige hundert Jahre
     später erscheint ein dritter Mann, nämlich Mohammed, der behauptet, der wahre Bote Gottes zu sein und nicht die beiden Scharlatane,
     die vor ihm da waren. Er verspricht die Rückkehr zu den ursprünglichen Offenbarungen Abrahams, die er wiederum durch Ismael
     herleitet, und der Islam wird geboren. Kein Wunder, dass die damaligen Führer der Christen den Islam als christliche Häresie
     und nicht als neue oder grundlegend andere Religion betrachteten. Als Mohammed starb, kam es zu einem Machtkampf um seine
     rechtmäßige Nachfolge, und der Islam zerfiel in zwei große Lager, Schiiten und Sunniten. Und so geht es immer weiter und weiter.
    Da haben wir nun die Christen, die auf die Juden herabschauen, weil sie diese für die Anhänger einer früheren und unvollständigen
     Offenbarung der Wünsche Gottes halten. Die Muslime ihrerseits spotten in ähnlicher Weise über die Christen, obwohl auch sie
     Jesus verehren, wenn auch nur als Boten Gottes, nicht als seinen Sohn. Es ist so erbärmlich. Wussten Sie, dass fromme

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