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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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politischen Zweck. Jesus lebte
     in schlimmen Zeiten in einem besetzten Land. Das Römische Reich war geprägt von himmelschreiender Ungerechtigkeit. Die Armut
     der breiten Masse, ungeheurer Reichtum für wenige Auserwählte. Es war eine Epoche der Hungersnöte, der Krankheiten und Seuchen.
     Man kann sich ohne weiteres vorstellen, dass die christliche Botschaft in einer so ungerechten und gewalttätigen Welt besonderen
     Anklang fand. Die Grundannahme, dass ein gütiger Gott die Menschen bittet, nicht nur Freunden und Nachbarn, sondern allen
     Mitmenschen in Güte zu begegnen, war geradezu revolutionär. Das Christentum gab allen Würde und Gleichheit. Die Hungernden
     wussten, sie würden gesättigt; die Kranken und Alten wussten, man würde für sie sorgen. Es bot allen eine unsterbliche Zukunft,die frei von Armut, Krankheit und Einsamkeit war. Es war eine Botschaft der Liebe in einer Welt, die von Grausamkeit und Tod
     geprägt war.» Sie deutete auf Vance
    «Ich bin keine Expertin wie er, aber er hat Recht. Ich habe immer Probleme mit diesen übernatürlichen Dingen gehabt, der Vorstellung,
     Jesus sei der Sohn Gottes, geboren von der Jungfrau Maria. Die unangenehme Wahrheit ist, dass all diese Dinge Jahrhunderte
     nach der Kreuzigung auftauchten.» Sie zögerte und überlegte. «Es war, als brauchten sie etwas Besonderes, einen speziellen
     Köder. Und was konnte es in einer Zeit, da die Menschen das Übernatürliche fraglos akzeptierten, Besseres geben als eine Religion,
     die nicht nach einem bescheidenen Zimmermann, sondern nach einem göttlichen Wesen benannt war, und die einem das ewige Leben
     versprach?»
    «Komm schon, Tess, bei dir hört sich das an wie eine zynische Propagandakampagne. Glaubst du wirklich, das Christentum hätte
     so viel Macht erlangt oder so lange bestanden, wenn alles nur auf einer Täuschung beruhte? Von all den Predigern und weisen
     Männern, die damals umherzogen, war Jesus der Einzige, für dessen Lehren die Menschen ihr Leben riskierten. Er war die größte
     Inspirationsquelle, beeinflusste Menschen wie niemand vor ihm, und sie schrieben und sprachen über das, was sie sahen.»
    «Genau das meine ich ja», warf Vance ein. «Es gibt keinen einzigen Augenzeugenbericht. Keinen definitiven Beweis.»
    «Oder Gegenbeweis», konterte Reilly. «Aber Sie haben beide Seiten auch gar nicht gleichermaßen in Betracht gezogen, oder?»
    «Dass sich der Vatikan so sehr vor der Entdeckung der Templer fürchtete», spottete Vance, «zeigt doch wohl, wieernst er sie genommen hat. Und wenn wir vollenden könnten, was die Templer begonnen haben, wäre es der erste Schritt zu etwas,
     das seit der Aufklärung in der Luft liegt.»
    Er fixierte Tess. «All die Täuschungen, die Erfindungen der frühen Kirchenväter, zerfallen mit der Zeit. Dies wäre nur der
     letzte Schritt, nicht mehr.»

KAPITEL 69
    Reilly hockte allein auf einem Felsen und betrachtete die Lichtung, auf der sie den Pick-up abgestellt hatten. Während der
     Himmel allmählich dunkler wurde, tauchten zahllose Sterne auf und ein so großer und heller Mond, wie er ihn noch nie gesehen
     hatte. Der Anblick hätte auch den gefühllosesten Menschen gefangen genommen, doch Reillys Stimmung war nicht dazu angetan,
     in Begeisterung auszubrechen.
    Die Worte des Professors hallten noch in seinen Ohren. Die übernatürlichen Elemente, die den Kern seines Glaubens bildeten,
     hatten sich nie so recht mit seinem rationalen Verstand vertragen, doch hatte er zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis verspürt,
     sie so unnachgiebig zu erforschen. Vance’ beunruhigende und, wie er sich unwillig eingestand, auch überzeugende Argumente
     hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
    Der Laster und die schattenhafte Gestalt des Professors daneben waren kaum noch zu erkennen. Die Tirade lief wieder und wieder
     in Reillys Kopf ab. Er suchte nach dem Haken, der das ganze schmutzige Gedankengebäude zum Einsturz bringen würde, fand aber
     keinen. Im Gegenteil, es ergab mehr Sinn, als ihm lieb war.
    Er fuhr aus seinen Gedanken auf, als es hinter ihm auf dem Kies knirschte. Tess kam den Hang hinaufgeklettert.
    «Hi.» Sie wirkte besorgt.
    Er nickte knapp. «Hi.»
    Sie stand am Rand des Abhangs und nahm eine ganze Weile lang die Stille in sich auf, bevor sie sich neben ihn auf den Felsbrocken
     setzte. «Ich wollte nur   … es tut mir Leid. Ich weiß, solche Diskussionen können ganz schön ungemütlich werden.»
    Reilly zuckte die Achseln. «Wenn überhaupt,

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