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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Muslime
     mehrfach täglich Abraham preisen? Wissen Sie, worum es bei der
Hadsch,
der Pilgerfahrtnach Mekka, der heiligen Pflicht jedes Muslims, eigentlich geht, bei der Millionen von Menschen der Hitze und der Gefahr ausgesetzt
     sind, zertrampelt zu werden? Sie ziehen nach Mekka, um daran zu erinnern, wie Gott Ismael verschonte – den Sohn Abrahams!
     Sie müssen nur nach Hebron fahren, um zu sehen, wie absurd das alles geworden ist. Noch immer töten Juden und Araber einander
     wegen eines umstrittenen Fleckchens Erde, weil sich dort in einer kleinen Höhle angeblich die Grabstätte Abrahams befindet.
     Die Bereiche für jede Religionsgruppe sind streng abgetrennt. Abraham muss sich – sollte er denn je existiert haben – beim
     Gedanken an seine streitsüchtigen, kleinlichen, engstirnigen Nachfolger im Grabe umdrehen. So viel zum Thema Problemfamilien   …»
    Vance stieß einen Seufzer aus. «Ich weiß, es ist leicht, Politik und Geldgier für alle Kriege verantwortlich zu machen. Gewiss
     spielen sie eine Rolle   … doch dahinter steckt auch immer die Religion als Brennstoff, der die Öfen der Intoleranz und des Hasses befeuert. Sie hindert
     uns daran, zu erkennen, was aus uns geworden ist, und es besser zu machen. Sie hält uns davon ab, das anzunehmen, was uns
     die Wissenschaft gelehrt hat und weiterhin lehrt, und für unsere eigenen Handlungen geradezustehen. Diese vor Jahrtausenden
     lebenden primitiven Stammeskrieger und Frauen brauchten die Religion, um die Geheimnisse von Leben und Tod zu verstehen und
     mit Wechselfällen wie Krankheit, Wetter, Missernten und Naturkatastrophen fertig zu werden. Das alles haben wir nicht mehr
     nötig. Wir können zum Handy greifen und mit jemandem am anderen Ende der Welt sprechen. Wir können ein ferngesteuertes Auto
     zum Mars schicken. Wir können Leben im Reagenzglas erzeugen. Und wir könntennoch so viel mehr. Es ist an der Zeit, sich vom alten Aberglauben zu lösen und zu erkennen, wer wir wirklich sind. Zu akzeptieren,
     dass wir etwas geworden sind, was man noch vor hundert Jahren als göttlich empfunden hätte. Wir müssen unsere Fähigkeiten
     annehmen, statt uns auf eine geheimnisvolle Kraft zu berufen, die vom Himmel kommt und alles in die rechte Ordnung bringt.»
    «Finden Sie das nicht ein bisschen kurzsichtig?», schoss Reilly wütend zurück. «Was ist denn mit all dem Guten, das die Religion
     bewirkt? Den ethischen Grundsätzen, dem moralischen Rahmen, den sie uns bietet? Dem Trost, den sie spendet, ganz zu schweigen
     von karitativen Aufgaben. Sie gibt den Hungrigen zu essen und kümmert sich um die Benachteiligten. Viele Menschen haben nichts
     als den Glauben an Christus, und Millionen Menschen schöpfen aus ihrer Religion Kraft für den Tag. Aber das sehen Sie alles
     nicht. Sie sind von einem einzigen tragischen Ereignis besessen, das Ihr eigenes Leben zerstört hat. Deshalb lehnen Sie den
     Glauben und damit auch alles Gute darin ab.»
    Vance wirkte auf einmal gequält und in sich gekehrt. «Ich sehe den unnötigen Schmerz und das Leid, das er nicht nur mir, sondern
     Millionen von Menschen zugefügt hat.» Dann schaute er Reilly wieder an, seine Stimme klang jetzt schärfer. «Bei seiner Entstehung
     diente das Christentum einem wunderbaren Zweck. Es schenkte den Menschen Hoffnung, förderte tätige Nächstenliebe, stürzte
     Tyrannen. Es diente den Bedürfnissen der Gemeinschaft. Doch wem dient es heute? Es blockiert die medizinische Forschung und
     rechtfertigt Krieg und Mord. Wir lachen über die grotesken Götter, die die Inka und Ägypter verehrten. Sind wir denn besser?
     Was werden die Menschen in tausend Jahren über unssagen? Wird man uns ebenso lächerlich finden? Wir tanzen noch immer nach der Pfeife von Leuten, die ein Gewitter für den Zorn
     Gottes hielten. Und das muss sich dringend ändern.»
     
    Reilly wandte sich an Tess. Sie hatte während Vance’ Schmährede kein Wort gesagt. «Was ist mit dir? Wie denkst du darüber?
     Bist du auch dieser Meinung?»
    Ihr Gesicht verdüsterte sich. Sie wich seinem Blick aus, suchte sorgfältig nach den richtigen Worten. «Die historischen Tatsachen
     sind nun einmal da, Sean. Wir reden hier über Dinge, die umfassend dokumentiert und akzeptiert sind.»
    Sie zögerte kurz. «Ich glaube, dass die Evangelien ursprünglich verfasst wurden, um eine spirituelle Botschaft zu übermitteln,
     dann aber etwas anderes daraus gemacht wurde. Sie dienten plötzlich einem größeren Zweck, einem

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