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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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schickte.
    Attal wiederholte den Vorgang etwa ein Dutzend Mal, bevor ein Fleck in der Ecke des Bildschirms erschien. Nach dem nächsten
     Scan verwandelte sich der Fleck in eine längliche rosa Form, die sich von der blauen Umgebung abhob.
    «Geh näher ran», sagte Rassoulis zu Attal.
    «Und, was meinen Sie?», fragte Vance.
    Rassoulis schaute hoch. «Die Messung des Magnetometers ist ein bisschen hoch, aber   …» Er deutete auf den Bildschirm. «Sehen Sie die eckige Kante hier drüben? Und diesen Schwung nach innen? Kommt mir jedenfalls
     nicht vor wie ein Fels.»
    Schweigen senkte sich über den Raum, als das Boot weiterzog. Die Kamera schwebte über eine Wolke aus Wasserpflanzen, die sich
     sanft im Wasser wiegten. Als sie sich erneut dem Sand näherte, spürte Tess, wie ihr Herz schneller schlug. Am Rand des Lichtstrahls
     tauchte etwas auf. Die Umrisse waren eckig, die Kurven regelmäßig, es musste von Menschenhand geschaffen sein.
    Binnen Sekunden wurden die Umrisse eines Schiffes deutlichsichtbar. Der Roboter schwebte schräg über der Fundstelle und enthüllte das Skelett des Rumpfes.
    Tess glaubte, etwas entdeckt zu haben. Aufgeregt deutete sie in eine Ecke. «Was ist das? Können Sie das näher heranholen?»
    Attal steuerte seinen Roboter näher. Tess beugte sich gespannt vor. Im grellen Scheinwerferlicht sah sie etwas Gerundetes,
     Fassartiges, wie aus rostigem Metall. Am Bildschirm war es schwer, die tatsächliche Größe des Objekts einzuschätzen, und sie
     fragte sich schon, ob es sich wohl um eine Kanone handelte. Ein Kreuzfahrerschiff hätte keine derartigen Geschütze an Bord
     gehabt. Doch als das Tauchboot näher kam, sah die gerundete Metallform anders aus, breiter und flacher. Rassoulis verzog unglücklich
     das Gesicht.
    «Das ist eine Stahlverkleidung», meinte er.
    Sie wusste, was er damit sagen wollte. «Also nicht die
Faucon

    Die Kamera umkreiste den Gegenstand und zeigte ihn aus einem anderen Blickwinkel. Attal nickte grimmig. «Und hier, das ist
     Farbe.» Er schüttelte missmutig den Kopf. Als der Roboter um die Reste des Rumpfes glitt, wurde klar, dass sie ein weitaus
     jüngeres Wrack vor sich hatten.
    «Mitte neunzehntes Jahrhundert», bestätigte Rassoulis. «Tut mir Leid.» Er warf einen Blick aus dem Fenster. Der Seegang nahm
     zu, dunkelbäuchige Wolken türmten sich bedrohlich in zwei Richtungen auf. «Wir sollten besser zurückfahren. Das gefällt mir
     gar nicht.» Er wandte sich an Attal. «Hol
Dori
rauf. Wir sind fertig für heute.»
    Tess nickte niedergeschlagen. Sie wollte schon den Raum verlassen, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Schauerüberlief sie, und sie deutete erneut auf den Bildschirm. «Was ist das? Genau da? Sehen Sie das?»
    Rassoulis schaute konzentriert hin, während Attal den Roboter zu der bewussten Stelle lenkte. Tess sah zwischen den beiden
     Männern hindurch auf den Monitor. Am Rand des Lichtstrahls tauchte eine Erhebung auf. Sie erinnerte an einen schiefen Baumstumpf,
     der aus einem kleinen Hügel wuchs. Als der Roboter heranrückte, erkannte sie, dass der Hügel aus Spieren bestand, manche von
     wehenden Algen überwachsen. Einige Teile waren gerundet wie die Rippen eines uralten Kadavers. Meerespflanzen hatten die geisterhaften
     Überbleibsel im Lauf der Jahrhunderte überwuchert.
    Ihr Herz raste. Ein Schiff, ein noch älteres, das halb unter dem jüngeren Wrack verborgen lag.
    Das Boot glitt über das korallenverkrustete Wrack und tauchte es in ein gespenstisches weißes Licht.
    Tess war, als würde plötzlich die ganze Luft aus dem Raum gesogen.
    Im unwirklichen Licht des Scheinwerfers ragte die Gestalt eines Falken empor.

KAPITEL 75
    Mit wachsender Sorge schauten Rassoulis, Vance und Tess aus dem schwankenden Ruderhaus auf die heranziehenden Sturmfronten.
     Der Wind hatte sich auf dreißig Knoten beschleunigt, statt einer sanften Dünung brachen sich die Wellen an der
Savarona,
und das brodelnde Wasser schien mit den drohenden Wolken im Wettstreit zu liegen.
    Unter der Brücke setzte ein kleiner Kran das Tauchboot auf dem Hauptdeck ab. Attal und zwei Seeleute kämpften sich hin, um
     es zu sichern.
    Tess schob das zerzauste Haar aus dem Gesicht. «Sollten wir nicht lieber umkehren?», fragte sie Rassoulis.
    «Unsinn», warf Vance ein. «So schlimm ist es nicht. Uns bleibt genügend Zeit, um das Boot noch einmal loszuschicken.» Er lächelte
     Rassoulis aufmunternd an. «Oder nicht?»
    Tess schaute zum Kapitän, der den

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