Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
wegstehlen.»
    «Trotzdem!», stieß Vance erbost hervor. «Wir müssen es jetzt machen!»
    Rassoulis sah ihn überrascht an. «Hören Sie, ich werde keine Menschenleben dafür riskieren. Wir kehren um, Schluss, aus.»
     Seine Augen durchbohrten Vance, bevor er sich wieder Attal zuwandte. «Hol
Dori
so schnell wie möglich rauf.» Noch bevor er weitere Befehle erteilen konnte, erregte etwas seine Aufmerksamkeit: das vertraute,
     tiefe Wummern von Rotorblättern. Tess hörte es auch, ebenso Vance.
    Sie zogen Windjacken über und traten auf das schmale Deck neben der Brücke. Der Wind hatte sich zu einem handfesten Sturm
     ausgewachsen, es regnete in Strömen. Tess hielt die Hand vor die Augen und schaute zum aufgewühlten Himmel empor. Dann sah
     sie ihn.
    Der Hubschrauber, weiß mit einem roten Streifen, strich über das Wasser und flog direkt auf sie zu. Binnen Sekunden war er
     da und donnerte über ihren Köpfen dahin, bevor er einen Bogen beschrieb und in Schräglage eine zweite Runde über das Schiff
     flog. Er wurde langsamer und schwebte an Backbord, stemmte sich gegen den Wind, der Luftstrudel der Rotorblätter peitschte
     die schäumende See und wirbelte fedrige Wasserwolken auf. Tess konnte deutlich das Kennzeichen der türkischen Küstenwache
     und den Piloten erkennen, der ins Mikrofon sprach, während er ihr Schiff musterte.
    Dann deutete er gestikulierend auf seine Kopfhörer, sie sollten ans Funkgerät gehen.
     
    Auf der Brücke der
Karadeniz
beobachtete Reilly, wie sich De Angelis’ Gesicht aufhellte. Der Bericht vom Hubschrauber bestätigte den Kontakt zu einem Tauchschiff.
     Trotz der ständig schlechter werdenden Wetterlage hielt es seine Position. Der Pilot beschrieb Aktivitäten an Deck in der
     Umgebung des Krans, irgendein Tauchboot sollte wohl geborgen werden. Auch hatte er die beiden Zielpersonen identifiziert.
    «Ich habe ihn gebeten, Funkkontakt aufzunehmen», erklärte Karakaş. «Was soll ich ihnen sagen?»
    De Angelis zögerte keine Sekunde. «Sagen Sie ihnen, ein Sturm biblischen Ausmaßes wird sie treffen. Sie sollen verschwinden,
     wenn ihnen ihr Leben lieb ist.»
    Reilly sah ihn an. Das Gesicht des Monsignore unterstrich die erbarmungslose Drohung. Der Mann war entschlossen, Vance und
     Tess um keinen Preis mit der Beute entkommen zu lassen. Schon früher hatte er bewiesen, wie gering er Menschenlebenschätzte, wenn es darum ging, das große Geheimnis der Kirche zu bewahren.
Jeder ist entbehrlich
, das hatte er bereits mehr als deutlich gemacht.
    Reilly musste einschreiten. «Ihre Sicherheit sollte für uns Vorrang haben. Da draußen befindet sich ein ganzes Taucherteam.»
    «Eben», erwiderte De Angelis ruhig.
    «Viele Möglichkeiten bleiben ihnen nicht», ergänzte Karakaş. Er warf einen Blick auf den Radarschirm, der zahlreiche Signale
     zeigte, die sich aus der Gefahrenzone entfernten. «Die Stürme haben sie von Norden und Süden eingekesselt. Sie können entweder
     nach Osten fahren, wo wir zwei Patrouillenboote stationiert haben, um sie abzufangen, oder nach Westen zu uns. Wir haben sie
     in jedem Fall sicher. Ich möchte bezweifeln, dass sie uns hier noch entwischen können.» Er lächelte freudlos, und Reilly kam
     der Gedanke, dass Karakaş eine Jagd womöglich genießen würde.
    Er schaute zum Vordeck, wo die 2 3-mm -Maschinenkanone positioniert war, und spürte ein gewisses Unbehagen. Er musste Tess und die anderen warnen.
    «Lassen Sie mich mit ihnen reden.»
    De Angelis wirkte verblüfft.
    «Ich sollte doch helfen. Sie wissen nicht, dass wir hier sind. Möglicherweise sind sie sich auch nicht über das Ausmaß der
     Stürme im Klaren. Lassen Sie mich mit ihnen reden, dann überzeuge ich sie, uns an die Küste zu folgen.»
    Karakaş schien alles egal zu sein. Er sah De Angelis Rat suchend an.
    Der Monsignore erwiderte Reillys Blick und nickte. «Gebt ihm ein Mikro.»
     
    Tess’ Herz schlug bis zum Hals, als Reillys Stimme aus dem Funkgerät ertönte. Sie riss Rassoulis das Mikrofon aus der Hand.
    «Sean, hier ist Tess.» Sie war außer Atem, ihr Blut pochte in den Schläfen. «Wo bist du?»
    Der Hubschrauber hatte längst abgedreht und war am dunklen, regengepeitschten Himmel verschwunden.
    «Nicht weit von euch», knisterte es. «Ich bin auf einem Patrouillenboot etwas fünfzehn Seemeilen westlich. Wir haben noch
     zwei Boote östlich von euch liegen. Tess, ihr müsst sofort alle Arbeiten einstellen und umkehren. Die beiden Sturmfronten
     werden genau über euch

Weitere Kostenlose Bücher