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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Im Wesentlichen waren das die üblichen Vorwürfe von Götzenkult und Gotteslästerung, die Papst und Kirche jedes
     Mal hervorholten, wenn es darum ging, Konkurrenz im Wettstreit um die religiöse Vorherrschaft aus dem Weg zu räumen.»
    Sie warf einen raschen Blick zu De Angelis, der sie schweigend, mit einer wohlwollenden Miene betrachtete.
    «Während jener letzten Jahre», erzählte Tess weiter, «gestanden die Templer vieles von dem, was ihnen vorgeworfen wurde. Allerdings
     sind ihre Geständnisse keinen Deut glaubhafter als die von der spanischen Inquisition erpressten. Wer mit rot glühenden Eisen
     bedroht wird, gesteht alles. Erst recht, wenn er überall an seinen Freunden sieht, dass es nicht bei der bloßen Drohung bleibt.»
    De Angelis nahm die Brille ab und rieb sie an seinem Jackettärmel, ehe er sie wieder aufsetzte und Tess mit düsterem Blick
     zunickte. Es war nicht schwer zu erkennen, wem ihre Sympathien galten.
    Tess kam zum Schluss. «In ganz Frankreich wurden Hunderte von Tempelrittern in diesem abgekarteten Spiel festgenommen.»
    Aparo hob die Hand, um Tess zu bremsen. «Okay, warten Sie mal, nicht so hastig. Sie sagten gerade, der König und der Papst
     hätten ihr Ziel ‹beinahe› erreicht. Was bedeutet ‹beinahe›?»
    «Sie haben nie die Reichtümer gefunden, von denen bekannt war, dass die Templer sie besaßen.» Tess gab die Geschichtenvon Truhen voller Gold und Juwelen wieder, die angeblich in Höhlen oder auf dem Grund von Seen überall in Europa versteckt
     liegen sollten, und von den Schiffen der Templer, die in der Nacht vor jenem verhängnisvollen Freitag dem Dreizehnten aus
     dem Hafen von La Rochelle verschwunden waren.
    «Also darum dreht sich diese ganze Geschichte?» Jansson hielt seine Kopie des verschlüsselten Manuskripts in die Höhe. «Um
     einen verlorenen Schatz?»
    «Wie nett, dass endlich wieder gute, altmodische Habgier ins Spiel kommt», bemerkte Aparo spöttisch. «Das ist doch mal was
     anderes als die durchgeknallten Idioten, hinter denen wir normalerweise herjagen.»
    De Angelis beugte sich vor, räusperte sich und warf einen Blick zu Jansson. «Der Schatz der Templer wurde nie gefunden, darüber
     herrscht jedenfalls allgemeine Übereinstimmung.»
    Jansson tippte mit den Fingern auf die Blätter. «Dieses Manuskript könnte also eine Art Schatzkarte sein, die Vance jetzt
     entziffern kann.»
    «Das ergibt keinen Sinn», warf Tess ein. Als sich sämtliche Gesichter am Tisch ihr zuwandten, fühlte sie sich plötzlich furchtbar
     fehl am Platz. Hilfe suchend sah sie Reilly an. Der Ausdruck, mit dem er ihren Blick erwiderte, machte ihr Mut, und sie fuhr
     selbstsicherer fort: «Wenn es Vance um das Geld ginge, hätte er bei dem Überfall auf das Museum doch Unmengen an Kostbarkeiten
     erbeuten können.»
    «Das schon», räumte Aparo ein, «aber es wäre praktisch unmöglich gewesen, das Zeug aus dieser Ausstellung zu Geld zu machen.
     Den Templerschatz könnte man dagegen problemlos verkaufen, schließlich wäre er nicht gestohlen, nur gefunden.Und nach dem zu urteilen, was Sie uns erzählt haben, muss er außerdem erheblich kostbarer sein als sämtliche Ausstellungsstücke
     zusammen.»
    Die übrigen Kollegen nickten zustimmend. De Angelis fiel jedoch auf, dass Tess skeptisch dreinblickte, auch wenn sie sich
     offenbar scheute, ihre Gedanken frei zu äußern. «Sie scheinen nicht recht überzeugt, Miss Chaykin.»
    Das Unbehagen war ihr deutlich anzusehen. «Fest steht zunächst einmal, dass Vance die Chiffriermaschine wollte, um das entdeckte
     Manuskript lesen zu können.»
    «Den Schlüssel zum Versteck des Schatzes», ergänzte Jansson halb als Feststellung, halb fragend.
    «Vielleicht.» Tess wandte sich ihm zu. «Das kommt allerdings darauf an, wie man ‹Schatz› definiert.»
    «Was könnte es denn sonst sein?» De Angelis hoffte zu erfahren, ob Vance sie auf eine Spur gebracht hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich weiß es nicht.»
    Das war gut, sofern sie die Wahrheit sagte.
    Der Monsignore hoffte es.
    Doch gleich darauf machte sie seine Hoffnung zunichte, indem sie fortfuhr: «Mir schien es jedenfalls, als sei Vance auf etwas
     anderes aus als nur auf Geld. Er wirkte geradezu besessen, wie jemand, der sich ganz und gar einer Mission verschrieben hat.»
     Sie erörterte die verschiedenen esoterischen Theorien über den Schatz, bis hin zu der Annahme, die Templer hätten einer Verschwörung
     angehört, die über die Nachfahren Jesu wachte. Dabei

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