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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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und lief aus. Auch die anderen Kutter am Liegeplatz warfen die Leinen los und nutzten den einsetzenden Ebbstrom, um auszulaufen. Das Rauschen der Turbinen erfüllte die Luft. Sie nahmen Fahrt auf. Pete lehnte sich aus dem Ruderhaus in den Wind. Er blickte zurück zu dem grasigen Abhang über den Felsen, beim Gebäude des Jachtklubs, wo er mit seinem Vater zum Huppeltags-Hummeressen gegangen war. Jetzt lag alles verlassen, aus diesem ungewohnten Blickwinkel kaum wiederzuerkennen. Und der Anlaß selbst lag schon in unermeßlicher Ferne.
    Hartford tippte seine Schulter an, hielt ihm eine Zigarettenpackung hin. Jeder zündete sich eine an.
    »Ich erinnere mich nicht, daß du jemals herausgekommen wärst«, sagte Hartford. »Ich meine damals, in den alten Tagen.«
    »Mit deinem Vater? Nein.«
    »Kann nicht sagen, daß ich es dir zum Vorwurf mache. Er war schwierig.«
    Sie blieben eine Weile still, hingen ihren verschiedenen Erinnerungen an Basil nach. Möglicherweise war es sogar derselbe Basil. Der Kutter folgte dem Verlauf der felsigen Küste, hundert Meter draußen, auf der Leeseite der Schafinsel.
    Hartford zog heftig an seiner Zigarette. »Es war ein schwieriges Gewerbe, damals. Man muß ihm das zugute halten. Oft waren wir nahe daran, unterzugehen.«
    Der Basil, an den sich Pete erinnerte, hatte es sich nie anmerken lassen. Er hatte die Welt regiert.
    »Es gab Zeiten, da dachten wir, der Hummer wäre endgültig erledigt.«
    »Und was geschah dann?«
    »Die Wissenschaft geschah. Unser Kutter war als einziger übriggeblieben. Zehn Hummer am Tag – in der Hochsaison! Nichts. Dann kam dieser Meeresforscher daher. Die Regierung war in Sorge. Die Leute wollten nicht auf ihren Hummer verzichten. Vater und ich, wohlgemerkt, wir hätten vor die Hunde gehen können. Das kümmerte niemand. Aber die besseren Leute in den Städten wollten ihren Hummer. Also wurde etwas unternommen.«
    »Dieser Meeresforscher fand eine Lösung?«
    »Ja. Unterwasserzäune. Künstliche Aufzuchtgründe. Auf der anderen Seite der Schafinsel ist eine Solaranlage zur Wärmegewinnung. Beheizt über ein Rohrleitungssystem den Meeresboden und erhöht die Wassertemperatur. Früher dauerte es neun Jahre, bis ein Hummer, die marktfähige Größe erreichte. Jetzt erreicht er sie in zwei Jahren.« Er drückte seinen Zigarettenstummel aus und schnippte ihn über Bord. »Man hat auch den Kannibalismus unter den Hummern zurückgedrängt. Zur Fütterung entwickelte man bestimmte Kombinationen von Nahrungsstoffen. Heute fangen wir das ganze Jahr zweihundert am Tag, ohne große Mühe.«
    »Das ist großartig.«
    »Ist es wirklich. Schade ist nur, daß der alte Herr es nicht mehr erlebt hat.«
    Pete wartete. Die Geschichte, wenn es eine geben sollte, würde zur rechten Zeit kommen. Als der Kutter aus dem Windschutz der Insel kam, wurde er von einer Welle hochgehoben und klatschte mit dem Bug abwärts. Gischtspritzer fleckten die Scheibe des Ruderhauses.
    »Sie propagierten Gummianzüge und Tauchausrüstungen«, sagte Hartford. »Es gab wieder mehr Kutter, und man wollte, daß wir uns um die Wartung der Einrichtungen am Meeresboden kümmerten und die Fütterung übernahmen. Vater sagte, es sei verrückt, aber er sah ein, daß es notwendig war, und lernte auf seine alten Tage noch Tauchen. Alter Hund, neue Kunststücke. Verhedderte sich in einem Netzzaun und kam nicht los.«
    Pete schaute weg. Welch elende Art, umzukommen. »Tut mir leid.«
    Hartford hob die Schultern. »Er war schwierig, brachte mir aber eine Menge bei.« Er machte eine Pause. »Ich würde es gern weitergeben. Das Problem ist, ein Mädchen zu finden, das bereit ist.«
    »Du meinst, du möchtest heiraten?« Pete fragte sich, warum er so verblüfft war. »Du möchtest Kinder?«
    »Eins oder zwei. Warum nicht? Das Leben ist leicht.« Hartford lehnte sich aus der Türöffnung des Ruderhauses und spuckte gewandt leewärts. »Wie ich immer sage, diese Huppelgeräte sind schön und gut. Aber wozu ist der Graphit im Bleistift da?«
    Pete schwieg. Es war ein Gesichtspunkt. Ein guter. Ich würde es gern weitergeben … Was weitergeben, in Gottes Namen? Der Glückspilz.
    »Trotzdem«, sagte Hartford, »so, wie die Mädchen heutzutage sind, sieht es nicht danach aus, daß ich es schaffen werde.«
    »Da gibt es immer noch Effie Googins«, improvisierte Pete.
    »Ja. Ja, da gibt es immer noch die alte Effie …«
    Sie lachten, vereint in der männlichen Lüge. Für keinen von ihnen hatte es jemals Effie Googins

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