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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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er konnte Hartford in nichts sehen.
    »Gut. Also lese ich nach, was ich brauche.« Hartford warf die letzten Hummer aus dem Korb in den Wassertank. »Was dann?«
    »Dann setzt du dich an den Bildschirm und schaltest dich ein. Das ist alles. Es gibt einen geringen monatlichen Beitrag. Aber die Zentrale stellt den Einsatz.«
    »Den Einsatz?«
    »Sie setzt dein arbeitendes Kapital fest und trägt es ein. Jeder fängt gleich an. Wieviel es im einzelnen ist, hängt von dem Gebiet ab, auf dem du tätig werden willst. Manche brauchen natürlich mehr als andere.«
    »Natürlich.«
    Der Mann zog ihn mit seiner Ignoranz auf. War noch stolz darauf. »Hör mal – bist du sicher, daß du mitmachen willst?«
    »Ist mal eine Abwechslung.«
    »Das reicht nicht.« Und ob es reichte. Für die Mehrzahl der Spieler reichte es allemal. Sie zahlten ihren Beitrag und trafen ihre Wahl. Damit unterstützten sie die Anstrengungen, welche die Zentrale in die ernsthaften Spieler investierte … Aber es war nicht richtig gewesen, daß er Hartford in nichts sehen konnte. Zu seiner eigenen Überraschung wurde ihm klar, daß er Hartford in nichts sehen wollte.
    Unsinn. Sentimentaler Unsinn. »Ich meine, wenn das deine Einstellung ist, wirst du nie gewinnen.«
    »Ich könnte Glück haben.«
    »Schon möglich.« Er könnte auch verborgene Talente entdecken. Er war kein Dummkopf.
    »Und außerdem, wer will schon gewinnen? Wie der Engländer sagte, es kommt auf das Spiel an.«
    Möglicherweise. Aber Hartford war kein Carlton Mathis. Soviel wußte Pete. Er würde jedesmal aufs Ganze gehen. »Na, dann brauchst du nur noch dein Tätigkeitsfeld zu wählen.«
    »Ich dachte, das hättest du für mich getan.«
    »Das war nur so hingesagt.« Er war jetzt noch weniger davon überzeugt als zuvor, doch mochte es auch Unsinn sein, es hatte sein professionelles Pflichtgefühl angerührt. »So etwas will überlegt sein.«
    »Dann überlege, Mann!«
    Sie erreichten das Ende der Bojenreihe. Hartford löste die Verbindung, ging auf volle Fahrt und nahm Kurs auf die Landzunge. Im Tank kletterten an die zweihundert Hummer mit unheilvoll gereckten Scheren übereinander. Bald kam der Kutter in ruhigeres Wasser, und zu ihrer Rechten standen die Häuser der Landspitze gleich bizarren feudalen Festungen zwischen den Bäumen über der felsigen Küste. Der Widerschein der untergehenden Sonne flammte in ihren Fenstern. Der Kutter hielt genau auf das rote Sonnenauge zu.
    Hartford zog seine Jeans hoch. »Hast du schon überlegt?«
    Er hatte nicht. »Was ist mit Schiffsversicherungen?« schlug er vor, weil es das erste war, was ihm einfiel.
    »Du meinst, das Zeug verkaufen?«
    »Natürlich nicht. Versichern, Statistik, Auswerten, solche Dinge.«
    »Vielleicht versuche ich lieber, mir ein paar Kinder anzuschaffen.«
    Sie lächelten. Es war eine gute Idee. Verspätet machte sich jedoch Petes professionelles Pflichtgefühl bemerkbar. »Du könntest immer noch beides tun. Viele unserer Spieler haben Kinder.«
    »Aber Kinder kosten Zeit. Meine jedenfalls würden.«
    Die Idee, Kinder zu haben, gefiel ihm immer besser, je länger er darüber nachdachte: das Huppel-Ideal, ein Mann, der die Verantwortung nicht fürchtet, der die Zuwendung geben wollte. Aber eine grausige Erscheinung seiner eigenen Vergangenheit erhob sich in Petes Erinnerung, und er konnte nicht umhin: »Du würdest sie mit deiner Zuwendung nicht erdrücken?« fragte er.
    Hartford blieb eine Weile still. Seine Antwort, als sie kam, war präziser, als es schien. Er sagte: »Wie geht es eigentlich Scudder?«
    »Scudder?« Petes Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an. »Oh, gut geht’s ihm. Gut …«
    »Bloß kommen wir irgendwie nie ins Gespräch.« Hartford verlagerte sein Gewicht, stieß Pete kameradschaftlich an und sagte: »Du weißt es besser als die meisten, Pete. Kinder haben ihr eigenes Leben – zu sorgen, daß sie es auch bekommen, kostet Zeit.«
    Pete blickte weg. Er war zornig – zornig auf sich selbst, weil er sich etwas daraus machte, und zornig auf Hartford, weil der es wußte. Niemals hätte er vermutet, daß sein Leben so transparent gewesen war, und er wünschte, es wäre nicht so gewesen.
    »He, erinnerst du dich noch an die faule Kate?« Hartford drehte am Steuerruder. »In dem chinesischen Schnellimbiß an der Kreuzung? Habe ich dir je erzählt, wie ich sie beinahe gebumst hätte?«
    Sie sprachen über die faule Kate mit der Hasenscharte und der einen falschen Brust, und wie Hartford sie beinahe

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