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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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gebumst hätte, bis die Schafinsel achteraus lag. Anscheinend war sie noch immer dort, noch immer behaftet mit der Hasenscharte, und noch immer gab sie Eierwecken aus. Die Sache mit der falschen Brust war jedoch längst Geschichte. Heute war sie eine große Dame, mit zwei chinesischen Helfern.
    Ein gelber Lastwagen wartete bei der Anlegebrücke. Hartford machte fest, und der Lastwagen saugte den Tank des Kutters mit einem dicken Plastikschlauch aus. Als Hartford mit dem Fahrer den Fang überprüfte, machte Pete sich auf. Andere Kutter warteten auf die Entladung, und jenseits der Ankerplätze hoben sich die Muschelbänke aus dem zurückweichenden Wasser.
    »Danke für die Fahrt, Hartford!«
    »Und danke für den Rat!«
    Pete konnte sich nicht erinnern, einen gegeben zu haben. »Wir müssen mal wieder zusammenkommen. Ich rufe dich an.«
    Aber Hartford hatte den Kopf im Fenster des Lastwagens. Er argumentierte für zweihundert, während der Fahrer auf einhundertachtundneunzig beharrte. Pete ging den Weg zur Straße hinauf. Vielleicht hatte er sich geirrt. Wenn er die Dinge anders angefaßt hätte, hätte er den Spielen vielleicht zu einem wirklich großen Teilnehmer verhelfen können.
    In der Türöffnung ihres Teils des Shakewell-Hauses, die Arme locker herabhängend, die Körperumrisse von grellen Sonnenuntergangsfarben im Raum hinter ihr durch das gazeartige Seidenkleid projiziert, erwartete ihn Grace. Sie, die absolute Richtigkeit ihres Seins dort in diesem Augenblick, hielt ihn zurück. Er stand erstarrt, bis die Richtigkeit ihn anzog und die Stufen hinauftrug. Keine Spiele, kein Hartford, kein Scudder. Nur sie.
    Die Schatten waren lang geworden. Die Sonne tauchte in die See. Eine Kette von Brandgänsen flog pfeilschnell über das dunkelnde Wasser zu ihren Schlafplätzen auf der Schafinsel.
    Ein Kajütenboot mit weißem Segel glitt langsam vorüber. Musik wehte herüber, verging. Pete legte einen Zeigefinger an ihre Stirn, fuhr die Linie ihrer Brauen nach, der Augenhöhle, der Wange. Sie waren draußen auf der Terrasse.
    »Hartford möchte Kinder«, sagte er.
    »Ich weiß. Er hat es mir gesagt.«
    »Und du?«
    Sie öffnete die Augen. »Ich weiß nicht.«
    Sie stellte seinen Gedanken sowenig in Frage wie er selbst. Es war eine logische Folgerung.
    Sein Finger erreichte ihren Mundwinkel. »Du solltest, mein Liebes.«
    »Hartfords Kinder?«
    »Er meint es.«
    Sie nahm seinen Finger zwischen die Lippen und biß leicht darauf. »Er und ich haben nicht, was wir haben.«
    »Darauf, was wir haben, baut man keine Familie auf, Grace.«
    »So sagt man.«
    »Es ist wahr.«
    Sie legte den Kopf zurück, um ihn anzusehen. »Keine Ausnahmen?«
    »Ausnahmen sind nur das. Eben Ausnahmen.«
    »Du denkst, ich sollte?«
    Er lächelte. »Ich bemühe mich.«
    »Vielleicht ist besser, was wir haben.«
    »Natürlich ist es das. Heute.«
    »Also werde ich morgen Hartfords Kinder haben.«
    »Nein. Nein …« Er beugte den Kopf, ließ seine Lippen auf den ihren ruhen. Sie öffnete den Mund, und ihre Zungen berührten einander leicht. Dann wandte er den Kopf zur Seite, bis seine Wange an ihrer lag. »Sagen wir nächstes Jahr«, sagte er. »Oder vielleicht das Jahr darauf.«

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SIEBEN
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    Donnerstag war Dr. Besserman-Tag. Wieder in der Scheiße, brachte Pete den Vormittag hinter sich. Die Scheiße war Scudder. Nein, die Scheiße, das waren die Streiche, die einem das Leben spielte. Die es Scudder ebenso spielte wie ihm.
    Der einzige nicht beschissene Teil des Vormittags war Emmas Brief. Sie war mit Marie im Patterson-Konzert gewesen. Während der Fernsehübertragung hatten die Kameras auf das Publikum geschwenkt, und sie hatte gewinkt. Vielleicht hatte er sie gesehen. Das Konzert war wundervoll gewesen. Am Schluß hatte Patterson diese verrückte Zugabe in freier Assoziation gegeben. Sie wünschte, er wäre dabeigewesen. Den heutigen Abend wollten sie zu Hause verbringen. Die Vorhänge, die sie im Juni gemeinsam ausgesucht hatten, sollten endlich genäht werden, daß sie paßten. Und für morgen hatte Arvin sie zum Mittagessen bei Kussler eingeladen.
    Ein netter Brief. Es war ein Jammer, daß er die Patterson-Übertragung versäumt hatte. Aber er war bei Grace gewesen. Grace wollte seine Kinder. Vielleicht, wenn sie einander Zeit ließen, würden sie hineinwachsen. Und, wie Emma ihm gesagt hatte, war den ganzen Sommer Zeit. Vielleicht, wenn sich eine Gelegenheit böte, würde er Dr. Besserman nach seiner Meinung fragen.
    Maudie

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