Scudders Spiel
geräuschvoll im Kies. »Schön … also los jetzt! Bringen wir die Show auf den Weg, ja?«
Pete nahm seine Mutter beim Arm und führte sie weg. Ihre Haltung versteifte sich bei seiner Berührung. Ev Scannel folgte ihnen, als sie zum Haus gingen und die Verandastufen erstiegen. Petes Wagen stand noch so, wie er ihn verlassen hatte, als er von der Polizeistation zurückgekehrt war. Halb auf dem Rasen, die Tür offen hängend. Er trat zur Seite und ließ seine Mutter zuerst ins Haus gehen. Sie blickte nicht zurück zu der Gruppe bei den Streifenwagen, und er tat es auch nicht. Sein Vater hatte soviel deutlich gemacht. Das und andere Dinge.
Vertrauen.
Im Halbdunkel der Eingangshalle blieb Maudie stehen. »Bring den Herrn von der Polizei die Treppe hinauf, Junge! Es ist ein großes Haus, und ich möchte nicht, daß er sich verläuft.« Sie sah seine Unschlüssigkeit, seine Sorge um sie. »Laß du mich in Ruhe!« sagte sie. »Ich habe meine Aufregung hinter mir. Scudder kommt nicht zurück. Ich weiß das. Du weißt es auch.«
Die Anklage war nicht zu überhören. Draußen schlugen Wagentüren zu, die Sirene jaulte auf. Maudie ging ruhig durch die Eingangshalle und durch die Tür am anderen Ende. Sie ging gerade, aber mit kleinen Schritten. Pete stand einen Augenblick lang da und blickte ihr nach. Ich habe nie gewollt, daß du hierherkommst, Junge. Aber sie hatte ihn darum gebeten, oder vielleicht nicht? War es nicht so?
Scannel räusperte sich. »Nach oben, Mister?« Er war, überraschend bei einem solchen Mann, auf einmal rücksichtsvoll. »Das sagte die Dame, glaube ich.«
»Das sagte die Dame.«
Pete führte ihn hinauf. Die Tür zum Dachboden war ein Durcheinander aus zerrissenem Fries und zersplitterten Holzplanken. Scannel stieg darüber, ging die Treppe hinauf.
»Gottes willen, sieh sich einer das an!«
Pete folgte ihm. Die Hälfte der Zwischenwände der einstigen Dienstbotenzimmer waren entfernt. Der so entstandene große Raum war heiß, stickig, die staubigen Mansardenfenster fest verschlossen. In der Mitte der freien Fläche erhob sich ein großes, freistehendes Gehäuse aus Plastiktafeln, auf dem das einfallende Sonnenlicht in trübe irisierenden blauen, grünen und violetten Tönen glänzte. Im Innern war eine Masse von hochtechnischen Geräten und Instrumenten unter zwei langen Leuchtstoffröhren sichtbar, seltsam bedrohlich, mit Schlingen und Fühlern wie ein ins Technische übertragener tropischer Dschungel. Lasergeräte an langen Gelenkarmen, Neutronen-Schweißapparate mit flossenartigen roten Schutzvorrichtungen, ein Mikroskop mit Augenmuscheln zur Materialprüfung, die schimmernden Metallschlangen einer Tieftemperatur-Gefrieranlage, die in unheimlicher Leblosigkeit hinter Isolierscheiben lagen … Gröbere Maschinen und Anlagen zur Metallbearbeitung standen ungeschützt im Hintergrund des Dachraumes, während überall entlang den Mansardenwänden lange Reihen von Einzelteilen, Materialien, Halbfabrikaten, unverständlichen Gebilden in verschiedenen Stadien der Fertigstellung säuberlich geordnet auf Regalen lagen, darunter eine große Zahl kleiner, kompakter Einheiten aus Kristall und Stahl und vielfarbigen Verkabelungen. Und nahe dem Treppenaufgang ein ordentlicher Stapel nüchterner graugrüner Metallkästen, keiner größer als ein mittlerer Koffer, unmarkiert, vielleicht ein Dutzend oder mehr, bedrohlich in ihrer Unauffälligkeit.
»Und ich sage Ihnen, die Dinger funktionieren«, hatte Spencer Rotanzug gesagt. Und als Pete die Kästen betrachtete, konnte er es glauben.
Er zog sich zurück, stieg die Treppe hinunter. Über ihm ließ Ev Scannel noch immer Ausrufe des Staunens hören. Aber Pete hatte genug gesehen. Es war die Art von Werkstatt, wie man sie aus den Horrorcomics des vergangenen Jahrhunderts kannte, das Laboratorium irgendeines verrückten Wissenschaftlers. Und Scudder war völlig vernünftig: nackt unter der Dusche; beim Einschenken von Bourbon, hinter ihm ein Fenster voll Küstenlandschaft und Ozean; allein auf den Felsen beim Huppeltags-Hummeressen; bis zum Bauch in der Brandung, die Angel nach Makrelen auswerfend; mitten in der Nacht in Petes Schlafzimmer, auf der Suche nach einem Sohn, dem er vertrauen zu können wünschte … – vernünftig, ja. Scudder war bei klarem Verstand.
Er überließ Ev Scannel sich selbst und ging ins Erdgeschoß. Seine Mutter saß in der Mitte des Sofas vor dem Fernseher im grünen italienischen Wohnzimmer, den Rücken gerade, die Knie
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