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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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er.
    Pete blickte zu Leutnant Harker. Der schien im Begriff, etwas zu sagen, ließ es dann sein. Sie warteten. Scudder die Treppe herunter und aus dem Haus zu schaffen, nahm viel Zeit in Anspruch. Unterdessen quietschte und schaukelte der Streifenwagen.
    Schließlich konnte selbst Leutnant Harker es nicht länger ertragen. »Herrgott noch mal, laß sie da raus!«
    Ev Scannel schien geneigt, Einwände zu machen. Dann sah er den Blick im Auge des Leutnants, trat vom Wagen zurück und bückte sich, die Tür zu öffnen. Pete kam ihm zuvor, riß die gegenüberliegende Tür auf und reichte hinein.
    Seine Mutter schlug blindlings um sich. »Rühr mich nicht an!« Ihre Stimme war heiser und überanstrengt, unkenntlich. »Geh weg, Mörder! Mörder …!«
    Sie stieß sich an ihm vorbei, bewegte sich taumelnd am Wagen entlang, sank über die gelbe Kühlerhaube. »O Gott, o Jesus, o Hölle auf Erden …« Ihr Kinn war von Speichel überflossen. »O Jesus, o Hölle auf Erden, o Gott …«
    Im halbdunklen Hintergrund der überdachten Veranda flog die Haustür auf, und Scudder stolperte heraus, vorwärtsgetrieben von zwei zornigen Polizisten. Die Träger seiner Latzhose waren von den Schultern gerissen, das Hemd mit Blut bespritzt, das von seinem Mund und einem Auge herabrann. Pete fragte sich, ob solch forsche Behandlung wirklich notwendig sein mochte. Die beiden Polizisten, obwohl erhitzt, waren frei von Kampfspuren.
    Sie stießen seinen Vater die Stufen herunter. Der alte Mann taumelte, und Pete fand es traurig, daß der Augenblick dadurch so trivialisiert sein mußte, daß er ihn im Fernsehen schon Hunderte von Malen gesehen hatte. An beiden Armen gepackt, wurde Scudder von den Polizisten halb getragen, halb vorwärtsgestoßen, so daß der Eindruck von Widersetzlichkeit entstand, obwohl er nur versuchte, sich auf den Beinen zu halten. So marschierten sie auf den Leutnant zu.
    »Der alte Teufel hat bei der Festnahme Widerstand geleistet«, sagte einer von ihnen.
    Maudie rappelte sich von der Kühlerhaube auf. »O Hölle auf Erden, o Jesus, o Gott.« Sie blieb stehen, wo sie war, unnatürlich keuchend, mit rollenden Augen. »O Gott, o Hölle auf Erden, o Jesus …«
    Pete schlich beiseite. Sie hätte ein besseres Drehbuch haben sollen. Statt dessen sah er zu, wie Leutnant Harker seinem Vater Handschellen anlegte und ihn über seine Rechte informierte. Scudder beachtete ihn nicht. Er schien weder das Blut noch seine abgerissenen Träger und das halb heraushängende Hemd zu bemerken.
    Er sagte: »Maudie.«
    Er sah sie nicht an. Im Gegenteil, er blickte absichtlich in eine andere Richtung. Und das Wort war weder ein Befehl noch eine Bitte. Aber es brachte sie augenblicklich zur Besinnung. Ihr Augenrollen hörte auf, und sie stand ruhig, nur noch ein wenig zitternd.
    Leutnant Harker beklopfte seine Taschen, fand die Zigarettenpackung, nahm eine heraus, zündete sie an. »War einer von euch oben auf dem Dachboden?«
    Der eine nickte. »Ja. Mußte die Tür aufsprengen. Da oben ist es voll von weiß Gott was.«
    »Bomben? Sprengstoffe?«
    »So ungefähr.«
    Der Leutnant inhalierte Rauch. »Jemand muß die Tür bewachen … Ev?«
    Scannel kam widerwillig um den Wagen herum.
    »Geh schon mal hinauf, ja? Ich werde später jemand herüberschicken.«
    Pete bedauerte ihn fast; es war offensichtlich, daß Ev Scannel auf eine dramatischere Rolle bei der Festnahme und dem Abtransport des verrückten Bombers von der Landzunge gehofft hatte.
    Scudder ergriff wieder das Wort, ohne seine starre Blickrichtung zu ändern. Seine Stimme war leise, aber alle Anwesenden hörten sie. Er sagte: »Ich werde dich vermissen, Maudie.«
    Sie hob einen Handrücken an den Mund. Ihr Gesicht war fleckig, das Haar hing wirr und strähnig zu beiden Seiten herab, behangen mit Haarnadeln.
    Scudder wartete, dann wandte er sich zu Pete. »Bring deine Mutter ins Haus, ja?«
    Sie ließ die Hand sinken. Auf ihrem Rücken sah Pete einen Ring kleiner blutiger Bißspuren. »Ich kann allein gehen«, sagte sie.
    »Nein.« Scudder sah sie zum ersten Mal an. »Er wird dich begleiten.«
    Leutnant Harker sagte: »Geh mit ihnen, Ev!«
    Pete regte sich endlich. »Das wird nicht nötig sein.«
    »Hier«, erwiderte Harker, »bin ich derjenige, der sagt, was nötig ist.«
    Maudie strich glättend über ihre zerknitterte, mit Speichel betropfte Schürze. Sie berührte ihr Haar, nahm die Hände rasch wieder weg. »Ich war nicht immer so in Unordnung«, sagte sie.
    Der Leutnant scharrte

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