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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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… Himmel hilf!
    Er änderte seinen Standpunkt. »Mutter ist hier unten. Sie versuchte sie zum Weggehen zu bewegen. Sie lachten sie bloß aus.«
    Scudders Gesicht erschien in der Fensteröffnung. »So geht es. Maudie kann für sich selbst sorgen.«
    »Du hast sie nicht gesehen.« Gott sei Dank. »Solange du dich da oben verkriechst, wird sie …«
    »Hört sich so an, als solltest du bei ihr sein. Hier gibt es nicht viel für dich zu tun, Junge. Wir haben uns alles gesagt, denke ich.«
    In der Tat. Andererseits gibt es Gelegenheiten, da muß man tun, was man tun muß … Allmächtiger Gott. Aber was konnte man erwarten, wenn man zu Fenstern hinaufrief?
    Und er mußte es versuchen. »Vater – höre mich an! Selbst wenn du Ev Scannel erledigst, du würdest doch nur wie ein verrückter Alter mehr aussehen. Polizisten werden die ganze Zeit erschossen. Willst du das?«
    »Komm schon, Pete! Du weißt so gut wie ich, daß nicht zählt, wie ich aussehe.«
    »Aber es zählt! Du …« Er trat zurück. Sollte er so tun, als ob das, was Scudder zu tun versucht hatte, etwas wert gewesen sei? Sich verstellen? »Sieh mal, Vater, wenn es Mord ist, werden sie dich niederschießen. Und du willst doch ein Gerichtsverfahren. Ein Gerichtsverfahren ist eine Plattform. Bekommst du einmal ein Gerichtsverfahren, dann wirst du imstande sein …«
    »So oder so, es wird nicht einfach aufhören. Es gibt andere.«
    Pete starrte in betroffenem Schweigen zu ihm auf. Andere. Die zentrale Spielverwaltung, Abteilung Aufruhr … Und die Lüge von seinem stummen Schmerz. Aber seine Entscheidung, seine selbstherrliche, kalte Ausnahme war die gewesen, daß es Scudders Recht sein, ernst genommen zu werden, daß würdige Festnahme und würdiger Gefängnisaufenthalt irgendwie Helden aus ihnen machen würden. Also sollte er sich inzwischen an seine Lüge gewöhnt haben.
    Tatsache: Scudder bastelte Bomben. Tatsache: er sollte den Preis dafür bezahlen. Alles andere konnte man vergessen. Wichtig war allein, die Wurzel des Problems klar zu erkennen. Und dadurch Würde zu verleihen.
    Helden aus ihnen allen. Wie romantisch.
    Würdiges Räuber-und-Gendarm. Würdiges Wildwestdrama. Würdiges Hinaufschreien zu Fenstern. Und bald, es sei denn, jemand täte etwas Unedles, würdiges Mord …
    Scudder hielt die Schutzstangen vor dem Fenster umfaßt und blickte zu ihm herab. »Es wäre mir jetzt recht, wenn du zu deiner Mutter zurückgehen würdest«, sagte er. »Ich denke mir, daß sie nicht allzu erfreut über dich sein wird, also sag ihr von mir, daß sie sich die Mühe sparen kann, mit den Eseln zu reden. Und mach ihr klar, wofür ich gearbeitet habe! Hätte es selbst tun sollen, schon lange. Nur daß sie ihre Sachen hatte, und ich meine … und …«
    Ein Arm in einem khakifarbenen Hemdsärmel, einem Polizei-Hemdsärmel erschien unedel und rückwärts und legte sich vor seine Kehle. Er wurde in den Raum zurückgerissen und kam außer Sicht. Einen Augenblick noch hielten seine Hände die Stange fest, dann war ihr Griff gebrochen. Männerstimmen fluchten leise, grunzten und zischten, und Geräusche von Gewalttätigkeit drangen aus dem Fenster. Möbelstücke wurden umgeworfen, Gegenstände zerschlagen. Allmählich verloren sich die Geräusche im Hintergrund.
    Pete stand im Schatten des Hauses und blickte zum leeren, vergitterten Fenster auf. In Leutnant Harker steckte mehr, als ihm von außen anzusehen war. Ein Oberspielmacher mit einer ideenreichen Mannschaft, und Pete selbst als Spitzenspieler. Es hatte keinen Sinn, sich betrogen zu fühlen. Es war, was er gewollt hatte, nicht wahr? Festnahme? Gefängnis? Und das mit der Würde konnte er vergessen.
    Er kehrte zurück zu den Polizeifahrzeugen. Seine Mutter saß im Fond von Ev Scannels Wagen. Ihr Gesicht war platt und weiß gegen die Scheibe gedrückt, und sie bewegte unhörbar den Mund. Ev Scannel lehnte grinsend am Wagendach über ihr.
    Leutnant Harker blickte von seinem Funksprechgerät auf. »Ich höre, es hat geklappt«, sagte er.
    Pete trat zu ihm. »Es hat sehr gut geklappt.« Er nickte zum Wagen. »Was ist mit ihr?«
    Harker hob die Schultern. »Vielleicht können Sie sie zur Vernunft bringen.«
    »Etwas Ähnliches haben Sie mich vorhin schon gefragt.«
    »Ich bin nicht darauf versessen, sie mitzunehmen.«
    »Dann lassen Sie es!«
    Sie warteten in der Sonne. Der gelbe Streifenwagen hinter ihnen schaukelte auf seinen Federn. Scannel schlug mit der Faust auf das Wagendach. »Halt’s Maul, dumme Kuh!« brüllte

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