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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Furcht erregende Armee muss nicht an dem unvermeidlichen Gedränge vor dem Tor des Vermummten teilhaben. Solch ein Opfer wäre sinnlos und in der Tat ein großer Verlust. Die Pannionische Domäne ist nichts weiter als ein einzelnes, ziemlich unbedeutendes Element in einem weitaus größeren Krieg – einem Krieg, an dem alle Götter teilnehmen werden … in dem sie sich alle miteinander verbünden werden … gegen einen Feind, der nichts Geringeres will als die Auslöschung all seiner Rivalen. Aus diesem Grund bietet Euch der Vermummte sein Gewirr an, als eine Möglichkeit für Euch und Eure Soldaten, Euch zu befreien. Doch Ihr müsst Euch schnell entscheiden, denn dieser Pfad wird die Ankunft der pannionischen Truppen nicht überstehen.«
    »Was Ihr uns anbietet, mein Herr, erfordert, dass wir unseren Kontrakt brechen.«
    Das Lachen des Herolds klang verächtlich. »Wie ich es dem Vermummten schon höchst nachdrücklich gesagt habe, seid ihr Menschen ein wirklich erbärmlicher Haufen. Ein Kontrakt? Ein paar Striche auf Pergament? Das Angebot meines Lords ist nichts, worüber man verhandeln kann.«
    »Und indem wir das Gewirr des Vermummten akzeptieren«, sagte Brukhalian leise, »verändert sich das Gesicht unseres Schutzpatrons, ja? Feners … Unerreichbarkeit … hat ihn zu einer unberechenbaren Größe gemacht. Und so reagiert der Vermummte schnell, begierig darauf, sich die sterblichen Diener des Ebers des Sommers einzuverleiben, vorzugsweise unbeschädigt, damit sie später ihm – und nur ihm allein – dienen.«
    »Was seid Ihr nur für ein törichter Mensch«, höhnte Gethol. »Fener wird in dem Krieg mit dem Verkrüppelten Gott das erste Opfer sein. Der Eber wird stürzen – und niemand kann ihn retten. Der Vermummte bietet sich nicht leichtfertig als Schutzpatron an, Sterblicher, und auch nicht jedem. So geehrt zu werden – «
    »Geehrt?«, unterbrach ihn Brukhalian; seine Stimme klang wie Stahl, der über Stein strich, und in seinen Augen flackerte ein merkwürdiges Licht. »Erlaubt mir«, fuhr er im Flüsterton fort, »im Namen Feners einen Kommentar zur Frage der Ehre abzugeben.« Das Breitschwert des Todbringenden Schwerts zischte in einer blitzschnellen Bewegung aus seiner Scheide, die Klinge hieb nach oben und traf den Herold mitten ins Gesicht. Knochen krachten, dunkles Blut spritzte.
    Gethol wich einen Schritt zurück, hob welke Hände an sein zerschmettertes Gesicht.
    Brukhalian senkte seine Waffe; in seinen Augen brannte die Wut. »Tretet doch bitte wieder vor, Herold, dann werde ich meinen Kommentar noch einmal zusammenfassen.«
    »Ich finde«, brachte Gethol krächzend über die aufgesprungenen Lippen, »ganz und gar keinen Gefallen an Eurem … Tonfall. Es obliegt mir, Euch gleichermaßen zu antworten, aber nicht im Namen des Vermummten. Nicht mehr. Nein, dies ist meine Antwort, ganz allein meine.« In den behandschuhten Händen des Jaghut erschienen zwei Langschwerter, deren Klingen wie flüssiges Gold glänzten. Die Augen des Herolds glitzerten wie Spiegel. Er machte einen Schritt vorwärts.
    Und blieb stehen, die Schwerter abwehrbereit erhoben.
    Hinter Brukhalian ließ sich eine sanfte Stimme vernehmen. »Wir grüßen dich, Jaghut.«
    Das Todbringende Schwert drehte sich um und erblickte die drei T’lan Imass, alle seltsam substanzlos, als wären sie kurz davor, neue Formen, neue Gestalten anzunehmen. Sie waren Wechselgänger, erinnerte sich Brukhalian, und standen tatsächlich kurz davor, sich zu verwandeln. Die Luft wurde von einem schalen Gewürzduft erfüllt.
    »Dieser Kampf geht euch nichts an«, zischte Gethol.
    »Der Kampf mit diesem Sterblichen?«, fragte Bek Okhan. »Das stimmt. Du, Jaghut, gehst uns dagegen sehr wohl etwas an.«
    »Ich bin der Herold des Vermummten – wollt ihr es tatsächlich wagen, einen Diener des Lords des Todes herauszufordern?«
    Die vertrockneten Lippen des T’lan Imass verzogen sich zu einem Grinsen. »Warum denn nicht, Jaghut? Aber frag doch einmal deinen Herrn, ob er es wagt, uns herauszufordern?«
    Gethol grunzte, als etwas ihn zurückzog, das Gewirr ihn verschluckte und sich schloss.
    Das plötzliche Verschwinden des Portals wirbelte kurz die Luft auf, dann war alles wieder ruhig.
    »Offensichtlich nicht«, meinte Bek Okhan.
    Seufzend schob Brukhalian sein Schwert zurück in die Scheide und wandte sich den T’lan Imass Knochenwerfern zu. »Eure Ankunft lässt mich enttäuscht zurück, meine Herren.«
    »Das verstehen wir, Todbringendes Schwert.

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