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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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oberflächlichen Höflichkeit angespannt verlaufen – dem Todbringenden Schwert war ebenso wie Karnadas klar, dass ihre entfernten Verbündeten nicht so recht mit der Sprache herausrückten. Die Ungewissheit hinsichtlich ihrer wirklichen Pläne, in Verbindung mit ihrer Zurückhaltung, so verständlich sie auch unter den gegebenen Umständen sein mochte, ließ in den beiden Grauen Schwertern ein ziemliches Unbehagen aufkommen.
    Wie es schien, wollten sie nicht in erster Linie Capustan unterstützen. Sie würden es versuchen, das schon, doch das Todbringende Schwert vermutete mittlerweile, dass sie sich auf Scheinangriffe und kleinere Scharmützel beschränken – und bestenfalls spät vor Capustan eintreffen – würden, statt die direkte Konfrontation zu suchen. Daraus schloss Brukhalian, dass Caladan Bruths berühmte Armee von den Kriegsjahren mit dem malazanischen Imperium ausgelaugt war und entweder ihren Kampfeswillen verloren hatte oder so übel zugerichtet worden war, dass sie über keine wirkliche Durchschlagskraft mehr verfügte.
    Dessen ungeachtet konnte er sich jedoch immer noch Möglichkeiten vorstellen, diese näher rückenden Verbündeten sinnvoll einzusetzen. Manchmal reichte schon das Gefühl einer Bedrohung aus … wenn wir den Septarch so schwer treffen können, dass er angesichts der drohenden Ankunft von Bruths Entsatz-Armee den Mut verliert. Oder es wäre vielleicht möglich, den Grauen Schwertern einen Rückzugskorridor zu öffnen, wenn die Verteidigung zusammenbrach. Dann würde die entscheidende Frage sein, welches Ereignis das Todbringende Schwert ohne Ehrverlust zu dem Schluss bringen könnte, dass die im Kontrakt definierten Ziele nicht mehr länger Geltung hatten. Der Tod von Fürst Jelarkan? Der Zusammenbruch der Verteidigungswälle? Der Verlust eines Stadtviertels?
    Er spürte, wie sich hinter ihm plötzlich die Luft teilte – es klang, als würde jemand ganz leise Stoff in Stücke reißen. Ein Schwall lebloser Luft wehte über ihn hinweg. Das Todbringende Schwert drehte sich langsam um.
    In dem schmieriggrauen Portal des Gewirrs war eine große, hagere, bewaffnete Gestalt zu erkennen – ein blasses, zerfurchtes Gesicht mit ausgeprägten Wangenknochen, tief in den Höhlen liegende Augen, schimmernde Hauer, die über die Unterlippe ragten. Der Neuankömmling verzog den Mund zu einem schwachen, spöttischen Lächeln. »Feners Todbringendes Schwert«, sagte er in der Sprache der Elin. Seine Stimme war tief und sanft. »Ich bringe Euch Grüße vom Vermummten, dem Lord des Todes.«
    Brukhalian grunzte, antwortete jedoch nicht.
    »Krieger«, fuhr die Erscheinung einen Augenblick später fort, »Eure Reaktion auf meine Ankunft scheint fast schon … lakonisch. Seid Ihr tatsächlich so ruhig, wie Ihr mich glauben machen wollt?«
    »Ich bin Feners Todbringendes Schwert«, erwiderte Brukhalian.
    »Ja«, knurrte der Jaghut, »ich weiß. Ich hingegen bin der Herold des Vermummten, einst unter dem Namen Gethol bekannt. Die Geschichte, wie ich in diese … Knechtschaft geraten bin, ist mehr als wert, ein episches Gedicht zu werden. Oder zwei oder drei. Seid Ihr nicht neugierig?«
    »Nein.«
    Das Gesicht verzog sich zu einer übertrieben verzagten Grimasse, dann blitzten die Augen auf. »Wie phantasielos von Euch, Todbringendes Schwert. Nun gut, dann vernehmt also ohne tröstliche Einleitung die Worte meines Herrn. Während niemand den ewigen Hunger des Vermummten leugnen würde, genauso wenig wie seine Vorfreude auf die bevorstehende Belagerung, haben gewisse Komplikationen im größeren Plan meinen Herrn dazu veranlasst, sich zu erlauben, Feners sterblichen Soldaten eine Einladung – «
    »Dann solltet Ihr Euch direkt an den Hauerträger wenden, mein Herr«, grollte Brukhalian.
    »Ah, dies hat sich leider als nicht mehr möglich erwiesen, Todbringendes Schwert. Feners Aufmerksamkeit ist auf etwas anderes gerichtet. Tatsächlich ist Euer Lord trotz großen Widerstands an den äußersten Rand dieser Sphäre gezogen worden.« Der Herold kniff die unmenschlichen Augen leicht zusammen. »Fener ist in großer Gefahr. Schon bald könnte Euer Schutzpatron all seine Macht verlieren. Daher ist der Vermummte zu dem Schluss gekommen, dass die Zeit reif ist für eine barmherzige Geste, für einen Ausdruck der echten Brüderlichkeit, die zwischen Eurem Lord und dem meinen existiert.«
    »Was schlägt der Vermummte vor, mein Herr?«
    »Diese Stadt ist dem Untergang geweiht, Todbringendes Schwert. Doch Eure

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